Andreas Busemann kann nicht loslassen. Da sind sich alle einig, mit denen der Autor dieses Artikels in den vergangenen Wochen erneut über den ehemaligen Geschäftsführer des Osnabrücker Zoos gesprochen hat.
Über verschiedene Quellen vom Schölerberg verdichten sich inzwischen die Hintergründe, warum dem eigentlich schon längst vollzogenen Abschied von Andreas Busemann nun ein neues dramatisches Kapitel in Form eines Rausschmisses und eines bevorstehenden Termins vor dem Arbeitsgericht hinzugefügt werden muss.
Das “erneut” steht im obigen Intro, weil so ziemlich alle, die sich mit dem Wohl und Wehe des Osnabrücker Zoos beschäftigen – ob beruflich oder engagiert in der Zoogesellschaft –, fest damit gerechnet hatten, dass nach der Freistellung von Andreas Busemann und der Berufung von Philipp Bruelheide zum neuen Zoo-Geschäftsführer zwischen den Gehegen und Freigeländen auf dem Schölerberg endlich wieder Ruhe einkehren würde.
Nicht zuletzt die öffentlichkeitswirksam und unter maßgeblicher Beteiligung eines ehemaligen Chefredakteurs der Tageszeitung NOZ „zelebrierte“ und von Busemann für sich selbst organisierte Abschiedsveranstaltung im Mai hätte ein medialer Schlussstrich sein können – inklusive verkaufsfördernder Homestory über das ehemalige Busemann-Eigenheim am Vitihof, dem nun eine ruhigere Lebensphase am beschaulichen Schaalsee in Schleswig-Holstein folgen sollte.
Busemann kann es nicht lassen: trotz Abberufung vom Chefposten
Doch Andreas Busemann kann nicht vom Zoo lassen, der mit Fug und Recht als sein Lebenswerk bezeichnet wird – selbst von seinen Kritikern.
Davon, dass der ehemalige Geschäftsführer in den vergangenen Wochen und Monaten dabei beobachtet wurde, wie er auf den Parkplätzen rund um den Zoo die Autos zählte, um daraus ein seiner Ansicht nach einbrechendes Besucherinteresse abzulesen, war bei der HASEPOST bereits im Zusammenhang mit der Anfang August erfolgten fristlosen Kündigung und der neuerlichen städtischen Finanzhilfe für den Zoo zu lesen.
Was bislang noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt ist, sind die konkreten Gründe für die harte Trennung von Zoo und Ex-Geschäftsführer. Der hätte eigentlich bei vollen Bezügen – dem Vernehmen nach trotz Abberufung und Freistellung sogar noch mit möglichen Boni und freiwilligen Leistungen versehen – bis kommenden Mai auf der Gehaltsliste hätte verbleiben sollen.
Gemeinnütziger Zoo zahlte Strafzettel für rasenden Chef
Zu den Gründen, die inzwischen bekannt wurden, zählen unter anderem mehr als 20 Strafzettel, zumeist für Geschwindigkeitsverstöße, die der Zoo überwiegend für seinen Geschäftsführer und seine ebenfalls für den Zoo tätige Frau übernommen hat.
Andreas Busemann erklärte auf Nachfrage unserer Redaktion, dass Strafzettel „für Fahrten während der Dienstzeiten“ übernommen wurden. Dies sei „jahrzehntelange Praxis“ gewesen und habe „für alle Mitarbeiter“ gegolten und sei „auch von internen Prüforganen wie den Rechnungsprüfern oder den Wirtschaftsprüfern des Zoos nicht beanstandet worden“.
Tatsächlich ist die Kostenübernahme für rasende Arbeitnehmer in Unternehmen, wie es der Zoo trotz seiner Gemeinnützigkeit auch ist, rein rechtlich möglich.
Der Aufsichtsrat des Zoos zieht jedoch in Zweifel, dass diese Praxis mit ihm abgesprochen war, etwa durch einen Gesellschafterbeschluss, und ob die Genehmigung solcher Zahlungen (auch eigene Strafzettel wurden handschriftlich von Busemann selbst zur Bezahlung abgezeichnet) im Rahmen seiner Tätigkeit in Ordnung war. Angeblich haben die Aufsichtsgremien erst durch eine Betriebsprüfung des Finanzamts von dieser Praxis erfahren.
Sollte Busemann oder einer der anderen Mitarbeiter „vergessen“ haben, die Strafzettelerstattung als zusätzliches Einkommen zu versteuern, könnte von Seiten des Finanzamts auch noch weiteres Ungemach drohen – aber dies betrifft lediglich die entsprechenden Zoo-Mitarbeiter selbst, von denen Busemann auf der Liste der vom Zoo bezahlten Strafzettel mit Abstand der mit den meisten ‘Tickets’ sein soll.
Mehrere Dutzend E-Mails mit Zoo-Interna hielten Busemann informiert
Schwerwiegender ist wohl eine weitere umfangreiche Liste, die auf Seiten des Aufsichtsgremiums existieren soll. Auf dieser Liste sind nach Angaben derer, die sie schon gesehen haben, über mehrere Seiten E-Mails mitsamt Betreffzeilen und vor allem auch die ihnen angehängten Dateien aufgelistet. Die dort aufgelisteten E-Mails wurden vom inzwischen ehemaligen Verwaltungsleiter des Zoos und teils auch anderen leitenden Mitarbeitern an den zu diesem Zeitpunkt bereits freigestellten Ex-Geschäftsführer verschickt.
Inhalt der Mails: Zahlen und Daten über Einnahmen, Ausgaben und tagesaktuelle Besucherzahlen.
Doch die Kommunikation lief auch in Gegenrichtung: In E-Mails an seine ehemaligen Mitarbeiter soll sich Busemann auch über die Wahrscheinlichkeit seiner Rückkehr auf den Chefsessel ausgetauscht haben. Womöglich um sich so eine Gefolgschaft in Wartestellung zu sichern – gegen den neuen Chef, der derweil seit seinem Amtsantritt im vergangenen Dezember darum bemüht war die Finanzplanung der Vorjahre zu verstehen. Deren Planungsgrundlage bestand dem Vernehmen nach bislang vor allem aus einem übergroßen Exel-Sheet.
Der Ex-Schwager, der den Ex-Geschäftsführer mit Interna versorgte
Der hauptsächliche Versender von E-Mails mit internen Informationen musste nach fristloser Kündigung bereits im Juli seinen Posten räumen. Über diese Personalie hatte unsere Redaktion bereits im vergangenen Jahr berichtet: Es war Busemanns Ex-Schwager, den dieser – ohne das persönliche Verhältnis zu dem neu eingestellten leitenden Mitarbeiter dem Aufsichtsrat zu offenbaren – selbst eingestellt hatte. Mangels einer vereinbarten Probezeit war der Ex-Schwager nicht mehr so einfach kündbar, als der Aufsichtsrat zufällig von der einstigen Verschwägerung durch Verheiratung mit Busemanns Schwester erfahren hatte.
Doch warum sammelte Busemann auch nach seiner Freistellung weiterhin Daten über den Zoo und spannte dafür seinen Ex-Schwager ein?
Busemann sagt dazu auf Nachfrage unserer Redaktion: „Viele Partner aus dem Umfeld des Zoos haben mich über massive Umsatzeinbrüche informiert. Ich habe deshalb Zahlen erbeten und dann sofort Herrn Brickwedde [dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats] über die tatsächlich verheerende Situation informiert. Ich habe ihm die konkreten massiven Marketingfehler dargelegt und ihm meine ehrenamtliche Hilfe für den Zoo angeboten. Glücklicherweise alles schriftlich.“
Mail mit internen Infos ging auch an die Sparkasse
Doch es war nicht nur Aufsichtsratschef Dr. E.h. Fritz Brickwedde, der die über den Schwager ‘geleakten’ Zahlen – angereichert mit allerlei Interpretationen von Busemann – bekam. Auch an eine Mailadresse der Sparkasse Osnabrück gingen diese Informationen und sorgten dort für Unruhe bei der Risikobeurteilung des Zoos. Der Zoo ist Kunde bei der Sparkasse und deren Kreditkonditionen hängen von der Risikoeinschätzung der Banker ab.
Andreas Busemann argumentiert gegenüber unserer Redaktion, dass er den Sparkassen-Vorstand André Schüller im Rahmen seiner Tätigkeit als Mitglied des Zoo-Beirats und Finanzausschusses der Zoo Osnabrück gGmbH lediglich über die sinkenden Besucherzahlen informieren wollte.
Diese „aus Sorge um den Zoo“ verbreitete Information ging nach Recherchen unserer Redaktion allerdings nicht an die Gesamtheit der Mitglieder des Beirats und/oder des Finanzausschusses.
Neben Fritz Brickwedde, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, ging der Kassandraruf ausgerechnet jedoch auch an genau das Beirat- und Finanzausschuss-Mitglied, dessen Arbeitgeber die Konten des Zoos führt.