Für Abgesänge ist es eigentlich noch zu früh, seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin wird den Schlüssel für das Chefbüro im Osnabrücker Rathaus erst im Herbst erhalten, dennoch klingen die Pressemeldungen von Stadtverwaltung und CDU schon fast so, als ob wir die sicher noch turbulenten Kommunal- und OB-Wahlkämpfe bereits hinter uns haben.
Am frühen Donnerstagnachmittag verkündete Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (HASEPOST berichtete) seinen Abschied aus der aktiven Arbeit im “Cockpit” der Stadt Osnabrück.
Unser Titelfoto entstand bei einer Veranstaltung auf dem Flughafen FMO, dessen Vorsitz im Aufsichtsrat aus lange Zeit bei Wolfgang Griesert lag.
Verständnis für den Schritt zurück von der politischen Bühne gab es von Frank Henning, der für die SPD den OB-Posten holen will, und der sich nun auf einen neuen Herausforderer oder eine Herausforderin der Union einstellen muss. Am Freitag will die CDU ihre Pläne für die Verteidigung des Chefpostens bekanntgeben.
Frank Henning (SPD) freut sich auf den Wahlkampf
“Für die Stadt Osnabrück ist es gut, dass die CDU jetzt endlich die monatelange Hängepartie und die Spekulationen, wer für die CDU antritt, endlich beendet”, so Frank Henning in einer ersten Reaktion, und weiter: “Es ist für die weitere Entwicklung der Stadt schon sehr wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig wissen, mit welchen Kandidatinnen und Kandidaten die drei großen Parteien CDU, SPD und Grüne für die Oberbürgermeisterwahl am 12. September antreten. Insofern begrüße ich es also, dass jetzt Klarheit herrscht. Ich freue mich auf den Wahlkampf, auf das der Beste oder die Beste gewinnen möge und das sich die besten Zukunftsideen für unser Osnabrück durchsetzen werden. Die Wählerinnen und Wähler in Osnabrück werden sich ihr Urteil in den nächsten Monaten bilden. Persönlich kenne ich Wolfgang Griesert seit mehr als 15 Jahren und dieser Zeit habe ich ihn als freundlichen und streitbaren politischen Mitbewerber wahrgenommen. Vielfach haben wir an einem Strang gezogen und die gleichen Position vertreten, es gab aber auch etliche Themen, da waren wir unterschiedlicher Meinung. Ich kann gut verstehen, dass er nach so langer Zeit der Verantwortung für die Stadt Osnabrück sich jetzt auch seinen privaten Interessen und Zielen sowie der Familie widmen möchte. Ich wünsche ihm alles Gute”.
CDU lobt Erfolge Grieserts
Griesert Partei, die CDU, blickt hingegen auf die Erfolge der Vergangenheit zurück: „Osnabrück steht heute besser da als vor acht Jahren. Wir danken Oberbürgermeister Wolfgang Griesert für sein starkes Engagement zur Entwicklung unserer Stadt.“ Das betonte CDU-Fraktionsvorsitzender Fritz Brickwedde anlässlich der Erklärung des OB, nach sechzehn Jahren in der Führung der Stadt am 12. September nicht wieder zu kandidieren.
Die Stärke Osnabrücks als Oberzentrum der Region sei ausgebaut worden. Osnabrück sei von einer schrumpfenden zu einer wachsenden Stadt geworden. Das gelte für die Zahl der Einwohner, der Arbeitsplätze, der Wohnungen und der Krippenplätze. Besonders gelungen sei die neue Nutzung der ehemaligen Britenflächen.
Osnabrück sei als nachhaltigste Großstadt Deutschlands ausgezeichnet worden. Im Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutz habe es mit zusätzlichen Grünanla- gen, der Einführung der Elektrobusse und dem Ausbau der erneuerbaren Energien so große Fortschritte gegeben, dass nun alle Grenzwerte eingehalten würden.
Mit dem Lok-Viertel am Güterbahnhof und zehn neuen Investitionsprojekten zwi- schen Neumarkt und Berliner Platz gebe es zudem eine attraktive Perspektive für die Entwicklung der Innenstadt. Beim Neumarkt habe Oberbürgermeister Griesert sowohl beim Einkaufszentrum als auch bei der Ablehnung der Sperrung recht be- halten. Mit der Verwirklichung einer gemischten Nutzung und dem Investment von 140 Millionen am Neumarkt schließe sich jetzt der Kreis des Engagements von Griesert für einen neuen Neumarkt”
Griesert freut sich auf mehr Privatsphäre
Was macht der OB nun, wenn er am 31. Oktober die Amtskette ablegt? Griesert erklärt dazu in einer Pressemitteilung und fast wortgleich beim Pressetermin am Donnerstagmittag: „Ich spüre noch viel Energie für Neues und für das, was durch das jahrelange ‚Zuerst Osnabrück’ vielleicht zu kurz gekommen ist: Familie, Freunde und Fitness-Sport. Alles hat seine Zeit und ab 1. November ist Zeit, mit dann 64 Jahren vom öffentlichen Amt los zu lassen, um mehr Privatsphäre zu genießen. Ich freue mich, bis dahin noch all meine Kraft und Ideen in den Dienst für diese faszinierend vielfältige und lebenswerte Stadt stellen zu können. Es ist Verpflichtung, Ehre und Privileg zugleich, in der Friedensstadt Oberbürgermeister zu sein!“
Die Reaktion der Grünen, die mit einer eigenen aus Bad Iburg importierten Kandidatin ebenfalls hoffen den Chefposte im Rathaus übernehmen zu können, haben wir hier bereits veröffentlicht.
Foto: April 2017, Wolfgang Griesert läßt sich von erstem Offizier Daniela Kotzan in das Cockpit einer Germania 737 einweisen.