Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert die Äußerungen des Finanzministers Christian Lindner zur Kinderarmut in Deutschland, insbesondere unter Kindern mit ausländischen Wurzeln.
Wohlfahrtsverband: Lindner spielt Kinder gegeneinander aus
Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, hat Finanzminister Christian Lindner scharf kritisiert für Äußerungen, in denen der FDP-Politiker infrage stellt, ob bei Kindern mit ausländischen Wurzeln Geld das beste Mittel gegen Kinderarmut sei. Schneider sagte gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Es ist wirklich abgründig, wenn hier Kinder, die zu uns geflüchtet sind und die mit ihren Eltern tatsächlich besondere Bedürfnisse haben, ausgespielt werden gegen die Kinder, die schon lange hier sind, denen schlicht Geld fehlt, um überhaupt das Ende des Monats zu erreichen.“
Lindners umstrittene Äußerungen zur Kinderarmut
Bei einer Veranstaltung der Bundesregierung hatte Lindner gesagt, bei „den ursprünglich deutschen Familien, die schon länger hier sind“ sei die Kinderarmut „ganz, ganz deutlich spürbar“ zurückgegangen. Dass die Kinderarmut in Deutschland trotzdem noch „indiskutabel“ hoch sei, liege an Familien, die seit 2015 eingewandert seien.
Lindner sprach sich dafür aus, in Sprachförderung, Integration sowie die Beschäftigungsfähigkeit der Eltern zu investieren und die Kitas und Schulen so auszustatten, dass sie eventuelle Defizite der Eltern ausgleichen können.
Schneider: Geld ist notwendig gegen Armut
Schneider hält dagegen: „Bildung ist notwendig, um Kindern Perspektiven zu geben. Arbeitsmarktpolitik, Integrationspolitik ist wichtig, um den Eltern die Chance zu geben, rauszukommen aus der Armut. Aber so etwas braucht Zeit, und solange der Einzelne sich nicht selber helfen kann, brauchen die Leute Geld.“ Er kritisiert Lindner für den Versuch, „die Kindergrundsicherung als wirkungsvolles Instrument gegen Armut zu verhindern.“ Laut Schneider ist es „perfid“, Geldleistungen gegen weitere Maßnahmen auszuspielen und die Menschen so länger in Armut zu lassen.