In einer eilig anberaumten Pressekonferenz am Dienstagmittag (13. Juni) entschuldigte sich Mobilitäts-Chef Dr. Stephan Rolfes nun ausdrücklich für sein Verhalten. Es sei eine „wirklich falsche Entscheidung gewesen“.
Die Tageszeitung NOZ hatte am Wochenende öffentlich gemacht, dass am Abend des 23. Mai ein Stadtwerke-Bus aus dem Linienverkehr genommen wurde, um Stadtbaurat Frank Otte und weitere Führungspersonen der Stadtverwaltung am FMO abzuholen (HASEPOST berichtete). Jetzt entschuldigte sich der Stadtwerke-Chef für sein Handeln. Er war sich der Tragweite nicht bewusst und habe die persönlichen und medialen Reaktionen dazu unterschätzt.
Doch was war eigentlich passiert?
Rolfes schildert den Ablauf an besagtem 23. Mai wie folgt: Gegen 21 Uhr habe er einen Anruf erhalten, dass die Stadtverwaltung mit einer Gruppe von rund 40 Personen auf dem FMO festhängen würde. Für ihn wären da zwei Punkte klar gewesen: Taxen in ausreichender Zahl gäbe es nicht, die Verbindung der X15 vom Grevener Flughafen nach Osnabrück fahre erst deutlich später und in der Regel mit möglichst kleinen Bussen. Daher habe er sich mit einem Kollegen in der Leitstelle in Verbindung gesetzt, „um zu helfen“. Der Kollege habe rund 20 Minuten versucht, einen Transport zu organisieren – aufgrund der dünnen Personaldecke und des großen Krankenstands vergeblich. Daher habe er vor der Entscheidung gestanden: Entweder der Stadtverwaltung absagen oder aber einen Bus aus dem Linienverkehr abziehen.
Er entschied sich für zweiteres – und der Kollege in der Leitstelle sollte einen Bus auswählen, der möglichst wenig Nachteile für die Osnabrückerinnen und Osnabrücker nach sich ziehe, gleichzeitig aber ein Dieselbus (die E-Busse schaffen es nicht bis zum FMO und wieder zurück) und groß genug für rund 40 Personen (also ein Gelenkbus) sei. Gesagt, getan: Die M1 wurde abgezogen und zum FMO geschickt. Anders als bisher bekannt sei dadurch allerdings nur eine Busfahrt ausgefallen – auf dem Weg von Haste nach Düstrup und zurück. Kurz vor 24 Uhr seien die Beamten dann wieder in der Friedensstadt gewesen. Wenn man allerdings einen Blick in den Busfahrplan wirft, zeigt sich: Hätten sie den regulären Bus um 22:45 Uhr genommen (angenommen er hätte genügend Plätze gehabt), wären sie laut Plan um 23:30 Uhr in Osnabrück gewesen.
Rolfes würde Entscheidung nicht noch einmal treffen
„Wir standen unter hohem Zeitdruck“, sagt Rolfes. Denn die Beamten wollten ja möglichst früh nach Hause. Die Stadtwerke-Spitze betont: „Die Kollegen wussten nicht, dass es sich bei dem Bus um einen Bus aus dem Linienverkehr handelte.“ Insgesamt sei diese Aktion also „richtig doof gelaufen“. Denn der Linienverkehr diene dazu, dass sich Bürgerinnen und Bürger auf den ÖPNV verlassen könnten. „Wir haben Fahrgäste enttäuscht und das tut mir ausdrücklich leid.“ Die Sonderfahrt zum FMO sei aus Sicht der Fahrgäste nicht akzeptabel. Daher resümiert der Stadtwerke-Chef: „Diese Entscheidung würde ich nicht noch einmal treffen.“ Er habe damit Fahrgästen in Osnabrück alles andere als einen guten Gefallen getan. Mit dieser Entscheidung habe er dazu gelernt und könne nun die Zusage machen, den Sonderbus- nicht wieder dem Linienverkehr vorzuziehen.
Vom Stadtbaurat bisher keine Reaktion
Der Stadtwerke-Chef hat mit seiner Entschuldigung vorgelegt, doch was ist mit dem Stadtbaurat? Um ihn ist es weiterhin still. Bisher hat er sich noch nicht zum FMO-Telefonat geäußert. Fragen wie „Warum hat er direkt beim Stadtwerke-Chef höchstpersönlich angerufen?“ oder „Warum hatte er nicht den Kontakt vom wartenden Busfahrer?“ bleiben damit nach wie vor ungeklärt.
Der Vollständigkeit halber stellen wir hier den Wortlaut des offiziellen Statements von Rolfes zur Verfügung:
„Die Entscheidung, für eine kurzfristige Sonderfahrt am Abend des 23. Mai einen Bus aus dem Linienverkehr herauszunehmen, ist aus einer Situation heraus entstanden, in der ich unseren Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung spontan helfen wollte. Die Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung hatten im Übrigen keine Kenntnis davon, dass für diese Fahrt ein Bus aus dem Linienverkehr abgezogen wurde.
Dass Fahrgäste der Linie M1 zu späterer Stunde deswegen womöglich bis zu 30 Minuten auf den nächsten Bus warten mussten, ist jedoch nicht gerechtfertigt. Diese Situation hätten wir – im Speziellen ich – anders und besser lösen müssen. Ich kann versichern, dass es eine solche Situation nicht wieder geben wird. Für den entstandenen Vertrauensverlust kann ich mich persönlich nur entschuldigen.“
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