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„Wir wollen Tanzen!“ – Aufstand der Tanzschulen am Rathausplatz Osnabrück

Seit über einem Monat verhindern infektionsschutzrechtliche Allgemeinverfügungen sportliche Aktivitäten in der Gruppe. Einige Sportarten, wie etwa das Tanzen, erfordern nicht zwingend körperliche Nähe. Dennoch sind Unterricht und Training nicht denkbar. Im stillen Protest legten Osnabrücker Tanzschulen heute, am 6. Mai 2020, ungenutzte Tanzschuhe vor dem Rathausplatz ab.

Die Corona-Pandemie hält Deutschland weiterhin fest im Griff. Am Montag, den 4. Mai, wurden bei der niedersächsischen Landespressekonferenz in Hannover weitreichende Lockerungen der bisherigen Corona-Maßnahmen verkündet; Gesellschaftstanz, Leistungs- und Breitensport fand hier jedoch keine Erwähnung. Regelungen wurden vor einem Monat lediglich für Profisportler formuliert: der VfL Osnabrück darf seit dem 7. April 2020 wieder in Kleingruppen trainieren. Um eine Ausnahmeregelung für Tänzer zu finden, wandte sich Kerstin Albrecht in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Wolfgang Griesert sowie Landrätin Anna Kebschull. 2018 verdiente sich Albrechts Tanzformation „The Art Act & Tap Dancer“ wiederholt einen Weltmeistertitel im Bereich Stepptanz, doch die Antwort der Verwaltung wäre ernüchternd ausgefallen: „Die Profis des VfL Osnabrück gehen einem Arbeitsvertrag nach und dürfen deshalb wieder ihren Beruf aufnehmen. Meine Tänzer sind zwar auch Profis, stehen aber nicht in einem Arbeitsverhältnis mit meiner Tanzschule“, berichtet Albrecht. Seit sechs Wochen unterrichtet die Tanzlehrerin 18 Schützlinge von zu Hause aus über eine Videochat-Plattform.

Training auch unter Auflagen möglich

„Ich gönne es wirklich Allen, die ihrem Beruf wieder nachgehen können“, führt die mehrfache Weltmeisterin weiter aus. „Aber ich sehe keinen Unterschied zum VfL Osnabrück, der unter Auflagen trainieren darf, oder dem Friseur der jetzt wieder Haare schneiden kann. Es ist wichtig für uns Tänzer, in kleinen Gruppen die entsprechenden Tanzsequenzen zu trainieren und das kann alles locker mit 1,5 Meter Sicherheitsabstand passieren. Wir stehen ebenfalls voll im Meisterschaftsbetrieb, der hoffentlich im September mit der deutschen Meisterschaft startet und im Dezember mit der Weltmeisterschaft endet.“ Die Tanzschulen Osnabrücks hätten bereits zahlreiche Sicherheitskonzepte vorgelegt. „Andere Kollegen und ich haben bereits Hygienekonzepte entwickelt und bei der Stadtverwaltung eingereicht, als Antwort kam lediglich ein Formschreiben. Wir wollen trainieren und nehmen Auflagen gerne in Kauf.“ Um auf die Lage der Tanzschulen aufmerksam zu machen, organisierten sie gemeinsam eine stille Demonstration am Rathausplatz in Osnabrück.

Stillgestellte Tanzschuhe

Gemeinsam planten die Tanzschulen Albrecht, Knaul, Zietz und Hull sowie die Ballettschule Bettina Escano, das Tanzsstudio Danilovic, das Tanzforum Astrid Heinrich und die Tanzschule CreaKtiv den „Aufstand der Tanzschulen“.

Tanzschuhe, die momentan ungenutzt in den Schulen liegen wurden symbolhaft vor dem Rathausplatz abgelegt, um ein Signal an Lokalpolitiker zu senden. „Wir wollen endlich erhört werden. Der Schuh, egal ob Sneaker oder Ballettschläppchen, ist ein Symbol dafür.“


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Tatjana Rykov
Tatjana Rykov
Tatjana Rykov startete im Sommer 2019 mit einem Praktikum bei der HASEPOST. Seitdem arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für unsere Redaktion. Nach ihrem Bachelor in Geschichte und Soziologie an der Universität Osnabrück ist sie seit 2023 wieder fest im Redaktionsteam. Derzeit schließt sie ihren Fachmaster in Neuste Geschichte an der Uni Osnabrück ab. Privat trifft man sie oft joggend im Park oder an ihrer Staffelei.

  

   

 

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