Ja, er fährt gerne Fahrrad und er ist Architekt: Doch damit hat es sich – zumindest auf den ersten Blick – mit den Gemeinsamkeiten, die Osnabrücks scheidenden Stadtbaurat Frank Otte und seinen inzwischen vom Rat der Stadt bestätigten Nachfolger Thimo Weitemeier verbindet.
Keine Seitenhiebe auf angeblich ignorante Autofahrer und eine ruhige und sachliche Art, wie er sich und seine bisherigen beruflichen Stationen der auf den Kandidaten gespannten Osnabrücker Presse vermittelt. Was für ein Kontrast zu seinem Vorgänger, bei dem der Zuhörer immer einen latent aggressiven Unterton hören konnte, spätestens dann, wenn es um das Thema Verkehr und insbesondere den Fahrradverkehr ging.
Thimo Weitemeyer selbst, der Frank Otte aus gemeinsamer Gremienarbeit kennt, fasst es nur kurz und prägnant zusammen: „Wir sind sehr unterschiedliche Typen“. Ja, das ist wohl so!
Otte und Weitemeyer standen vor ähnlichen Herausforderungen in Osnabrück und Nordhorn
Von den Unterschieden im Charakter abgesehen und neben den Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Ausbildung und der persönlichen Präferenz des Fahrrads als Verkehrsmittel der Wahl, gibt es auf den zweiten Blick dann aber doch einiges mehr, was die bisherige Arbeit der baldigen Ex-Bauräte von Osnabrück und Nordhorn verbindet.
Hier wie dort mussten Otte und Weitemeier sich den Herausforderungen einer bereits von ihren Vorgängern begonnenen städtebaulichen Konversion stellen. Während in Osnabrück gleich mehrere ehemalige Kasernengelände für eine neue Verwendung umgestaltet werden mussten, waren es in Nordhorn die Überreste der einst dominierenden Textilindustrie.
Und egal ob Nordhorn oder Osnabrück: Die Politik und die Gesellschaft forderte und fordert eine Verkehrswende, die von den Stadtbauräten umgesetzt werden muss.
Weitemeyer bringt Projekte fertig und nicht die Stadt in Satiresendungen
Doch während Osnabrück sich im Klein-Klein nicht vollendeter und oft auch nicht durchdachter und zumeist auch noch von großen Teilen der Stadtgesellschaft nicht akzeptierten Einzelprojekten verliert, blickt Nordhorns scheidender Stadbraurat auf ein schlüssig entwickeltes Radwegenetz und auf eine Radfahrquote von 40% zurück – und einen Pressespiegel der vergangenen rund zehn Jahre, der keine großen Konflikte mit Politik und Bürgern belegt. Keine Forderungen nach Rücktritt, keine unfreiwilligen Auftritte in Satiresendungen und auch keine sogar durch das ZDF berichtete explodierenden Kosten für kuriose Prestigeprojekte vor der eigenen Haustür.
Ist „Spaß“ das Geheimrezept, das die Verkehrswende befördern kann?
Das Geheimrezept von Thimo Weitemeyer: „Menschen sollen Spaß daran haben auch mal das Auto stehen zu lassen!“ Das jedenfalls ist die Selbsteinschätzung, mit der sich der Nordhorner aus einem 32 Kandidaten umfassenden Bewerberfeld durchsetzen konnte – darunter sieben Frauen.
Und dann sagt der neue Stadtbaurat, der voraussichtlich Ende Juli seinen Schreibtisch beziehen will, noch diesen Satz, der in Erinnerung bleibt: „Weniger Konfrontation: Denn die sorgt dafür, dass [Veränderungen] nicht angenommen werden.“
Grüne und BOB gratulieren schon vor der Wahl zur Wahl
Weitemeyer scheint mit seiner nicht-konfrontativen Art auch die Osnabrücker Grünen so sehr überzeugt zu haben, dass es kein Parteibuch brauchte und sie noch vor der Wahl am Abend der jüngsten Ratssitzung eine Pressemeldung veröffentlichten, in der ihm attestiert wurde, eine „Führungspersönlichkeit mit viel Fachkompetenz und Gestaltungsanspruch“ zu sein.
Auch der Bund Osnabrücker Bürger (BOB), der in den vergangenen Jahren manch einen Disput mit Frank Otte ausgefochten hatte, bot noch vor der Ratssitzung in einer Mitteilung über die Presse „eine konstruktive Zusammenarbeit“ an, um so „eine verantwortungsvolle Stadtentwicklung im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger voranzutreiben.“
Die Wahl durch den Stadtrat, nach einer kurzen Vorstellung durch die Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, war somit auch nur noch eine Formsache, die ohne Gegenstimmen und somit einstimmig erfolgte.