Dem Anlass entsprechend, einer inzwischen seit sieben Spielen andauernden Serien von Pleiten, Niederlagen und verpatzten Chancen, hat sich der VfL Osnabrück in Darmstadt ganz in schwarz gekleidet auf in den Abstiegskampf gemacht.
Ein Spielbericht von Hermann Schmidt
Glückloser Trainer erwartete „Begegnung auf Augenhöhe“
In Erwartung einer Begegnung auf Augenhöhe gegen die punktgleichen Darmstädter „Lilien“ äußerte sich VfL-Trainer Marco Grote auf der Spieltags-Pressekonferenz über die Herausforderungen vor dem Spiel am Böllenfalltor. Der VfL Osnabrück befinde sich im Abstiegskampf. Zugleich bescheinigte er seiner Mannschaft, dass sie „lebe“ und in der Lage sei, Spiele zu gewinnen. VfL- Spieler Ulrich Taffertshofer bestätigte: „Wir müssen nur an die 2. Halbzeit gegen Bochum anknüpfen“.
Der Verlauf der zweiten 45 Minuten gegen die Bochumer lässt hoffen, dass Trainer Grote die Lila-Weißen von Beginn an offensiver einstellt, weil sich die Spielqualität des Teams nach der Einwechslung von Bryan Henning und David Blacha zusehends erhöhte. Auch Niklas Schmidt ist ein Mann, der Schwung bringen kann und gezeigt hat, wie gut er mit Sebastian Kerk harmoniert.
Etienne Amenyido und der im Januar zur Bremer Brücke geholte Jay-Roy Grot stehen aufgrund von Verletzungen nicht zur Verfügung. Außerdem fehlen in Darmstadt weitere Stammspieler aus dem gleichen Grund. Zudem erschwerten die wetterbedingt „bescheidenen“ Trainingsbedingungen eine optimale Vorbereitung der Lila-Weißen auf das bevorstehende Auswärtsspiel.
Auch Gastgeber SV Darmstadt 98 muss punkten. Wie die Osnabrücker Gäste entbehren die Südhessen absoluter Stars, die allein aufgrund ihres Namens einem Gegner im Vorfeld eines Spiels Angst und Schrecken einjagen könnten. Die „Lilien“ leben ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit. Wozu sie an guten Tagen fähig sind, das haben sie zuletzt im Pokalspiel gegen Holstein Kiel gezeigt, als sie den „Störchen“ erst durch Elfmeterschießen unterlagen.
Die knappen Niederlagen der Würzburger Kickers in Kiel und des SV Sandhausen gegen den Karlsruher SC, am letzten Freitag bzw. dem gestrigen Samstag, bieten dem VfL Osnabrück heute die Chance, die Konkurrenten am unteren Ende der Tabelle auf Distanz zu halten.
Hin und her ohne zwingende Torchancen: Ein Kampfspiel
Unter Leitung des Hamburger Schiedsrichters Patrick Ittrich beginnt die Begegnung der Kontrahenten im Abstiegskampf am Böllenfalltor bei strahlender Sonne und Temperaturen um den Gefrierpunkt. David Blacha steht in der Startelf, ebenso Lukas Gugganig für den kurzfristig erkrankten Timo Beermann. Osnabrück tritt ganz in Schwarz an.
Zu Spielbeginn ein Hin und Her ohne zwingende Situationen. Immerhin erzwingt der VfL nach 3 Minuten einen ersten Eckball. Ihorsts Schuss verfängt sich in der Lilien-Abwehr. Zwei Ballverluste von Ulrich Taffertshofer, in unmittelbarer Folge, führen zu ersten Abschlussversuchen der Gastgeber.
Die erste Viertelstunde ist durch zahlreiche Zweikämpfe gekennzeichnet. In der 15. Minute schaufelt Sebastian Kerk eine von links hereingegebene Flanke in aussichtsreicher Position über das Tor des Darmstädter Keepers Schuhen. Danach erhöhen die Gäste aus Osnabrück den Druck. Abspielfehler auf beiden Seiten häufen sich. In Minute 24 drischt Lilien-Spieler Honsak aus Abseitsposition den Ball über den Kasten von Kühn. Im Gegenzug kommt der VfL erneut zu zwei Ecken, die nichts einbringen. Das Spiel nimmt Fahrt auf. Im Vorwärtsgang zeigt sich der VfL zunächst deutlich verbessert. Am Abschluss aber hapert es nach wie vor.
Führung für Darmstadt durch Kontertor
In der 32. Minute schlagen dann die Lilien mit einem Konter zu. Dursun spielt auf Rechtsaußen dem VfL- Verteidiger Ulrich Taffertshofer den Ball durch die Beine, und Honsak netzt aus kurzer Distanz zum 1:0 für Darmstadt ein. Ajdini stand zu weit von Honsak entfernt und konnte nicht mehr eingreifen.
Knapp 5 Minuten später setzt sich Maurice Multhaup links durch und flankt auf Ihorst, der die Hereingabe, am zweiten Pfosten lauernd, um Zentimeter verpasst.
Pünktlich nach 45 Minuten pfeift Schiedsrichter Ittrich zum Pausentee. Der VfL hat offensiver agiert als in den letzten verlorengegangenen Begegnungen- und liegt dennoch einmal mehr zurück.
Die zweite Halbzeit – es kommt nichts dabei heraus
Zur zweiten Halbzeit treten beide Teams in unveränderter Aufstellung an. Ajdini foult Honsak beim ersten Angriff der Lilien. Den folgenden Freistoß faustet Kühn mit einem Hechtsprung im Strafraum weg. 2 Minuten später rettet Kühn erneut vor Kempe und wehrt zur Ecke ab. Multhaupt foult am eigenen Strafraum einen Mitspieler. Das unterstreicht die zunehmende Konfusion in den Reihen des VfL.
In der 52. Minute erzielt Mehlem einen Treffer aus klarer Abseitsposition, den Schiedsrichter Ittrich zunächst gibt. Der Kölner Keller revidiert.
Die Fehler und Unzulänglichkeiten der Osnabrücker häufen sich. Die Konter des VfL versanden am Sechzehner der Lilien ohne Abschluss, und Flanken landen im Nichts. Grote bringt nun Henning und Reichel für Blacha und Ajdini. Am Spiel des VfL ändert sich nichts.
In der 63. Minute wehrt Kühn einen Mehlem Schuss ab, kann ihn aber nicht festhalten. Den Nachschuss von Honsak aus Nahdistanz hält er. Die Überlegenheit der Darmstädter nimmt zu, ohne dass der VfL etwas entgegensetzen kann. Ab der 72. Minute bringt Trainer Grote Niklas Schmidt und Marc Heider für Sebastian Müller und Ludovit Reis, die im bisherigen Verlauf keine Akzente setzen konnten.
Niklas Schmidt rechtfertigt seine Einwechslung und kommt zur ersten Torchance des VfL Osnabrück in der zweiten Halbzeit, als er sich am linken Flügel einen Steilpass erläuft, den Schuhen gerade noch mit der Schulter abwehren kann.
Osnabrück nun im Vorwärtsgang! Aber es kommt nichts dabei heraus. Der zweite Torschuss der Osnabrücker in der 2. Halbzeit geht auf das Konto von Reichel, doch Lilien- Keeper Schuhen hält. Die größte Chance der Osnabrücker in der Schlussphase, auf Flanke von Niklas Schmidt nach einem scharfen Kopfball von Marc Heider, lenkt Schuhen mit einer Glanzparade gegen die Latte. Wieder nichts!
In einem zerfahrenen Spiel beider Mannschaften holt der SV Darmstadt 98 drei Punkte gegen einen zutiefst verunsicherten und unglücklich agierenden VfL Osnabrück.
Zahlen und Daten
Aufstellung Darmstadt 98:
Schuhen; Herrmann, Palsson, Höhn, Holland; Clemens (66. Skarke), Kempe (80.Schnellhardt), Rapp, Mehlem ( 88.Mai), Honsak (80.Berko); Dursun (66. Platte).
Aufstellung VfL Osnabrück:
Kühn; Ajdini (60. Reichel), Trapp, Gugganig, Taffertshofer; Reis, Blacha (60. Henning); Multhaup, Kerk, Müller; Ihorst (82. Santos).
Schiedsrichter:
Patrick Ittrich (Hamburg)
Tore:
1:0 Honsak, 32. Minute
Gelbe Karte:
Platte, 67.Minute
Gugganig, 76. Minute
Die aktuelle Tabelle (Grafik aktualisiert sich fortlaufend)
Titelfoto: Lukas Gugganig kann es nicht fassen, Foto: Imago Images / HMB-Media