Verfallende Gebäude, Verkehrschaos und zwielichtige Gestalten; inzwischen gilt der Neumarkt bei vielen Osnabrückern als Schandfleck. Da die Zukunft des zentralen Platzes nach wie vor ungewiss ist, veranstaltete die SPD am Donnerstagabend (21. November) eine Diskussion unter dem Motto „Neumarkt: Center, Busse, Verkehr, und jetzt?“ im Kneipenrestaurant Balou.
Nachdem der Investor „Unibail-Rodamco-Westfield“ im Juni das Aus für das geplante Shoppingcenter am Neumarkt verkündete, stand die Stadt Osnabrück vor einem Scherbenhaufen. In den letzten Monaten wurden neue Ideen zur Gestaltung des Verkehrsknotenpunktes entwickelt, eine Konzeptgruppe erdachte einen „Plan B“ für den Neumarkt. Am Donnerstagabend diskutierten etwa 60 Menschen über die Zukunft des Platzes. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Henning und der Architekt Bernd Dälken, der in der Konzeptgruppe „Plan B“ mitwirkt, hielten zu Beginn der Veranstaltung jeweils ein Impulsreferat und stellten sich im Anschluss den Fragen und Anmerkungen der Zuhörer.
Bücher statt Shopping?
Bernd Dälken präsentierte den Bürgern seine Vision zu Gestaltung des zentralen Platzes. Der „Plan B“ sieht eine gemischte Nutzung der Fläche mit Wohnraum, Gewerbe, Kultur und Einzelhandel vor. Herzstück des neuen Stadtquartiers soll eine große Bibliothek werden. „Die neue Bibliothek soll nicht nur Bücher beherbergen, sondern als offener Bürgertreffpunkt zur Vermittlung von Medienkompetenz dienen. Eine solche Einrichtung wäre für eine Stadt unserer Größe richtungsweisend und besäße Strahlkraft weit über Osnabrück hinaus“, erläuterte der Architekt seine Idee. Im Anschluss erklärte Frank Henning wie es zur gegenwärtigen Situation kommen konnte und wie er sich die künftige Gestaltung vorstellt: „Der Neumarkt wurde von etwa 24.000 Autos am Tag befahren und stellte damit eine Zäsur zwischen Großer Straße und Johannisstraße dar. Wir wollten den motorisierten Individualverkehr vom Neumarkt verbannen und mit dem Shoppingcenter einen zentralen Punkt schaffen, so hätten sich die Große Straße und die Johannisstraße miteinander verbinden lassen. Gegenwärtig erleben wir vor allem in der Johannisstraße einen sogenannten „Trading-Down-Effekt“ mit Leerstand, 1-Euro- und Dönerläden. Ein Einkaufscenter hätte unserer Stadt gutgetan, ich befürworte aber auch die Idee der Mischnutzung, eine Bibliothek kann ebenfalls als Ankerpunkt zwischen beiden Straßen fungieren. Meine Zielperspektive ist nach wie vor ein autofreier Neumarkt.“
Lebhafte Diskussion mit Bürgern
Auf die Impulsreferate folgte eine angeregte Diskussion mit den Zuhörern. Es zeigte sich deutlich, wie wichtig das Thema Neumarkt und wie dringlich der Handlungsbedarf für die Osnabrücker sind. Zahlreiche Bürger sprachen sich für eine Verlegung des zentralen Busknotenpunktes an den Hauptbahnhof aus. Frank Henning hielt jedoch wenig von dieser Idee: „Die meisten Leute wollen zum Neumarkt, der von etwa 40.000 Menschen am Tag besucht wird, das übersteigt deutlich die Zahl der Pendler am Hauptbahnhof. Außerdem wäre am Bahnhof gar nicht genug Platz für so viele Busse.“ Andere Bürger fragten beispielsweise nach Kombitickets für Bus und Bahn oder schlugen eine Großdemonstration vor, um Druck auf den Investor Unibail zu machen. In einem abschließenden Statement forderte Frank Henning erneut einen autofreien Neumarkt und Bernd Dälken sprach sich für seine Idee der Mischnutzung aus.