Ähnlichkeiten mit dem Berlin-Brandenburger Flughafenprojekt BER drängen sich am Neumarkt förmlich auf. Zwar geht es mit dem “Baulos 2” genannten Hotel-Neubau inzwischen voran, und am Dienstagmittag will Oberbürgermeister Wolfgang Griesert die Presse darüber informieren, wie es mit den Straßenbauarbeiten auf dem Neumarkt und an der Johannisstraße weitergehen soll.
Doch der wichtigste Anlieger, sowohl des Neumarkts als auch der Johannisstraße, ist weiterhin nur eine Idee. Nach einer sich über Jahre hinziehenden Verschleppung – immerhin versprachen die Befürworter einst die Eröffnung spätestens zum Weihnachtsgeschäft 2017 – ist das Projekt erneut ins Stocken geraten. Die für den Jahresanfang versprochenen Bagger werden womöglich noch sehr lange auf sich warten lassen.
Der Vergleich zum BER ist tatsächlich nicht allzu weit hergeholt.
Da es sich bei dem “OSKAR” getauften Projekt um das letzte überhaupt noch in Deutschland geplante Neubauprojekt dieser Größenordnung handelt – der Marktführer ECE hat längst auf Logistikcenter für den Onlinehandel umgesattelt – ist es auch ein historisches Projekt, wenn Osnabrück tatsächlich noch bekommen sollte, was branchenintern längst als Auslaufmodell gilt.
Kein genehmigungsfähiges Brandschutzkonzept – nach 10 Monaten
Die andauernden Verschiebungen der BER-Eröffnung rühren aus dem fehlerhaften Brandschutzkonzept; schuld ist dabei vor allem die Rauchgasabzugsanlage.
Grund für die Nicht-Erteilung der Baugenehmigung und damit auch die Weigerung des französisch-australischen Unibail-Westfield-Konzerns wenigstens mit dem bereits 2016 von führenden Lokalpolitikern angekündigten baldigen Abriss zu beginnen, ist aktuell und wie am BER das Brandschutzkonzept.
Unsere Redaktion fragte in der vergangenen Woche sowohl bei der Verwaltung, wie auch beim Kaufhaus-Investor nach, woran es denn liege, dass die im Juni vergangenen Jahres so pressewirksam präsentierten Shoppingcenter-Baupläne noch immer nicht umgesetzt werden.
Unibail will erst nach Erteilung der Baugenehmigung ins Detail gehen
Unibail-Rodamco-Westfield antwortete äußerst knapp, mit nur vier Spiegelstrichen:
- Wir warten im Moment auf die Erteilung der Baugenehmigung.
- Parallel führen wir schon länger intensive Gespräche mit potenziellen Generalunternehmern. Sobald wir die Baugenehmigung erhalten haben, können wir diese Gespräche im Detail vertiefen, die finale Kosten- und Preisfindung angehen und in der Folge die nächsten Schritte planen.
- Das Timing der Aktivitäten auf der Baustelle ergibt sich aus den Detailgesprächen mit den potenziellen Generalunternehmern.
- Wir bitten um Verständnis, dass wir mit Blick auf die Ankermieter aktuell nichts kommunizieren. Wie zu einem früheren Zeitpunkt bereits gesagt, läuft die Vermietung erfolgreich und wir verzeichnen ein starkes Interesse im Markt.
Interessant an der obigen Antwort: Erst wenn die Baugenehmigung erteilt wird, will man mit den potentiellen Generalunternehmern ins Detail gehen und über Kosten sprechen und auch dann erst mit der Stadt über das Timing reden, denn die geplante Baumaßnahme muss ja auch mit den öffentlichen Stellen abgesprochen werden. Dass die Verzögerungen bei der Genehmigungserteilung am Brandschutzkonzept liegen sollen, erwähnt der Konzern mit Sitz in Paris, nicht.
Weitere Unterlagen müssen durch externe Sachverständige geprüft werden
Etwas konkreter, und da sind wir beim Brandschutz, fiel die Antwort der Stadtverwaltung, vertreten durch den Pressesprecher Dr. Sven Jürgensen aus.
Jürgensen widersprach gegenüber unserer Redaktion Gerüchten, dass die Verzögerungen – vor 10 Monaten war noch von einem Baubeginn Anfang des Jahres die Rede – durch nachträgliche Umplanungen des Kaufhauses entstanden seien. “Es gibt keine, durch nachträglich vorgebrachte Änderungswünsche des Bauherren ausgelöste Verzögerung”, so Dr. Jürgensen, und weiter: “Richtig ist, dass bedingt durch die komplexen Fragen zum Brandschutz, bisher keine Baugenehmigung erteilt werden konnte. Dies ist jedoch für ein so großes Vorhaben keineswegs ungewöhnliche Entwicklung. Im Zuge eines sehr konstruktiven Verfahrens wird hier zwischen Bauordnung und Bauherrn nach Lösungen gesucht. Der Bauherr hat angekündigt, in den nächsten Wochen weitere Unterlagen zu übergeben, die dann durch externe Sachverständige geprüft werden müssen. Wann mit einer Baugenehmigung und dem Beginn des Abrisses gerechnet werden kann, kannzurzeit nicht verlässlich abgegeben werden. Von der Verwaltung wird das Projekt mit höchster Priorität begleitet.”