Die berühmten Berliner Kissen im Osnabrücker Stadtteil Westerberg, die es bereits in die NDR-Satiresendung „extra 3“ geschafft haben, sind inzwischen so stark beschädigt, dass sie nicht mehr sinnvoll ausgebessert werden können. Jetzt soll Ersatz her.
Um im Bereich zwischen Mozartstraße, Lieneschweg, Händelstraße und Gluckstraße sowie Caprivistraße und Albrechtstraße für eine Verkehrsberuhigung zu sorgen, wurden die als Berliner Kissen bezeichneten Bremsschwellen in den Jahren 2017 und 2018 auf der Fahrbahn montiert.
Neverending Story: Berliner Kissen am Westerberg
Um eine schnelle Umsetzbarkeit der Maßnahme gewährleisten zu können, sind damals Fertigteile zum Einsatz gekommen. Dabei sind zum größten Teil Berliner Kissen eines bestimmten Herstellers aufgebracht worden, die eine besonders weiche Oberflächenbeschaffenheit hatten und somit relativ gut befahrbar waren bei einer vergleichsweise geringen Geräuschentwicklung. Lediglich in der Gluckstraße sind die Bremsschwellen eines anderen Herstellers mit einer härteren Oberfläche aufgebracht worden, weil die ursprünglich geplanten Bauteile nicht mehr lieferbar waren.
Aufgrund der Tatsache, dass diese neuen Berliner Kissen insbesondere für Rettungsfahrzeuge relativ unkomfortabel zu befahren waren, wurden diese im Jahr 2019 wieder zurückgebaut, ebenso wie zwei Berliner Kissen im Bereich der unteren Mozartstraße, die aufgrund der Umleitungsstrecke für den Bau des ersten Abschnitts der Rheiner Landstraße weichen mussten. Die Berliner Kissen in der Gluckstraße und der unteren Mozartstraße sind nach Beschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt im Jahr 2021 durch Fahrbahneinengungen ersetzt worden. Auf den Rückbaukosten blieb die Stadt Osnabrück damals sitzen.
Zwei Optionen, um Berliner Kissen zu ersetzen
Wie jetzt in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses erörtert wurde, gibt es zwei Optionen, um die verbliebenen und zum Teil stark beschädigten Schwellen zu ersetzen. Eine Möglichkeit wäre eine fest eingebaute Aufpflasterung, die andere wären weitere Fahrbahneinengungen analog den bereits angeordneten in der unteren Mozartstraße und Gluckstraße.
Otte und Panzer wollen Interimsmaßnahmen
Allerdings würden beide Varianten insbesondere für den ÖPNV zu Einschränkungen im Fahrkomfort führen. „Es gibt nun mal keine Aufpflasterung, die den PKW abbremst, den Bus durchlässt und für Krankenwagen kein Hindernis darstellt“, fasste Stadtbaurat Frank Otte in der Ausschusssitzung nüchtern zusammen. Er sprach sich vor allem für Interimsmaßnahmen aus, bis eine endgültige Lösung gefunden sei. Ähnlich äußerte sich SPD-Verkehrsexperte Heiko Panzer: „Die bestehenden Berliner Kissen dürfen nicht demontiert werden, solange es keinen Ersatz gibt.“
Hasskamp: „Berliner Kissen sind Steuerverschwendung.“
Anders sieht es Oliver Hasskamp als stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Gruppe FDP/UWG: „Die Berliner Kissen sind Steuerverschwendung. Außerdem führt eine Aufpflasterung dazu, dass stark abgebremst werden muss. Dabei kommt es zu Reifenabrieb, beim Anfahren wird die Luft belastet, es entsteht Feinstaub. Die Kissen sollten sofort abgebaut werden.“ Aus seiner Sicht solle man die entsprechenden Straßen lieber künstlich verschlanken.
Solche Fahrbahneinengungen führen in Streckenabschnitten mit starken Steigungen wie in der Caprivistraße und Albrechtstraße allerdings zu erhöhten Anforderungen bei den Anfahrvorgängen für Busse bei Gegenverkehr. Andererseits reduzieren auch die für größere Fahrzeuge wie SUVs wirksamen Aufpflasterungen den Fahrkomfort für Busse deutlich. Dieser Umstand fällt umso mehr ins Gewicht, weil es sich beim genannten Straßenzug um eine wichtige Trasse für den ÖPNV mit 10-Minuten-Takt handelt.
Kombination aus Aufpflasterung und Einengung?
Letztendlich stimmte der Ausschuss dafür, dass die Berliner Kissen ersetzt werden. In welcher Form dies geschieht, ist allerdings noch offen. Man will dazu den Abschluss der Arbeiten am zweiten Bauabschnitt der Rheiner Landstraße im zweiten Quartal 2024 abwarten, um dann neue Erhebungen durchzuführen. Je nach Steigungsverhältnissen könnte möglicherweise eine Kombination der beiden grundsätzlichen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen zielführend sein, wobei die Stadtwerke in die Planungen eng eingebunden werden sollen.
Klinikum Osnabrück: Schranke oder Poller?
Darüber hinaus soll die Durchfahrtsbeschränkung am Klinikum Osnabrück reaktiviert werden. Frank Otte hat sich in der Ausschusssitzung klar gegen einen Durchgangsverkehr am Klinikum ausgesprochen. Hier solle nun geprüft werden, ob man die bisherige Schranke reaktiviere oder versenkbare Poller einsetze. Nur Busse und Krankenwagen könnten die Straße Am Finkenhügel dann wieder befahren. So war es bereits in der Vergangenheit. Im Zuge der Arbeiten an der Rheiner Landstraße und wegen des Neubaugebiets am Klinikum war die ursprüngliche Schranke jedoch demontiert worden.