Obwohl die Osnabrücker Stadtreinigung nach einem Test 2014 überhaupt nicht überzeugt war von den Luxusmülltonnen Marke „Big Belly“ (Stückpreis 6.000 Euro), kam es im Herbst vergangenen Jahres zu einem überraschenden Sinneswandel. Eine neues Modell sollte alles viel besser können. Ohne erneut zu testen, wurden binnen kürzester Zeit gleich acht der neuen Abfallkisten gekauft und in die Fußgängerzone verpflanzt.
Das es in anderen Städten schlechte Erfahrungen mit den Mülltonnen „Made in USA“ gibt, und vor allem die Idee mit den Pfandringen nicht funktioniert, hatte HASEPOST bereits im Oktober berichtet.
War die Anschaffung eine Milch Müllmädchenrechnung?
Bei der Anschaffung, mit der die klamme Stadtkasse um immerhin 48.000 Euro erleichtert wurde, ging es nicht allein um die technischen Fähigkeiten von Big Belly – immerhin kann der Dreckskübel das mehrfache seines Volumens durch eine interne Müllpresse verdichten. Schon im Herbst vergangenen Jahres hieß es von Seiten des Osnabrücker Service Betriebes (OSB), dass durch die zusätzliche Kapazität der neuen Abfallsammler hohe Zuschläge für Sonntagsarbeit entfallen würden. Allein dadurch sollte sich die Anschaffung der elektrischen Kompaktdeponien rechnen.
Bereits am vergangenen Wochenende machte uns eine Leserin auf den Zustand der Osnabrücker Innenstadt am Sonntag aufmerksam. Wie wir mit der Kamera festhalten konnten, gleicht vor allem der obere Teil der Großen Straße, zwischen Georgstraße und Neumarkt, am Wochenende einer wilden Müllkippe.
Verdanken wir die verdreckte Innenstadt der Gewerbeaufsicht?
Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte eine Sprecherin des OSB in der vergangenen Woche ein paar Hintergründe. Die neue Straßenreinigungssatzung der Stadt (hier als PDF) sieht nun keine sonntägliche Reinigung der Fußgängerzonen vor. Grund dafür sei die Weigerung des Gewerbeaufsichtsamtes die sonntäglichen Reinigungsarbeiten weiterhin zu genehmigen.
Tatsächlich entfallen nun die Lohnzuschläge für die (genehmigte) Sonntagsarbeit der Straßenreiniger, aber selbst wenn die Stadt jetzt einsehen würde, dass es ein Fehler war die Große Straße nach dem samstäglichen Einkaufsbummel sich selbst zu überlassen: Solange sich das Gewerbeaufsichtsamt quer stellt, sind den Straßenreinigern die Hände gebunden.
Bevor wieder an Sonntagen gereinigt werden könnte, müßte die erst seit Anfang des Jahres gültige Reinigungssatzung der Stadt erneut geändert werden, was zusätzliche Zeit fordere und einen bürokratischen Aufwand darstellt, der nicht kurzfristig zu stemmen ist.
Das sich die Osnabrücker ändern, und einfach mal ihren Müll in die Müllbehälter werden, ist wohl zu viel verlangt? Dabei muß man sich beim Benutzen des BigBelly auch nicht die Finger schmutzig machen, dafür gibt es eine Fußtaste: siehe hier.
Was wird passieren, wenn in einigen Wochen die Temperaturen wieder deutlich ansteigen? Werden wir dann auch ein Rattenproblem in der Großen Straße haben? Der „Tisch“ für die großen Nager wäre „reichlich gedeckt“, zumindest am Sonntag! HASEPOST bleibt dran an diesem unangenehmen Thema.