Werner Bohnenkamp (links) und Wolfgang Hofmeister gleichen Daten mit Fotos ab. / Foto: Werner Bohnenkamp
Im Laufe ihres Lebens stellen sich viele Menschen die Frage nach ihrer Herkunft und beginnen mit der Erforschung der eigenen Familiengeschichte. Das ist nicht immer einfach, daher bietet der „Osnabrücker genealogische Forschungskreis“ Hilfe für angehende Ahnenforscher.
Das Wort Genealogie stammt aus dem Altgriechischen und meint die Hilfswissenschaft der Familiengeschichtsforschung. Ein Genealoge befasst sich also mit Stammbäumen und Familiengeschichten. Viele Menschen betreiben in ihrer Freizeit genealogische Forschung, sie wollen wissen woher sie stammen und wer ihre Vorfahren waren. Doch Ahnenforschung ist nicht einfach, Dokumente sind schwer auffindbar, Handschriften kaum leserlich und Namensänderungen machen einem zusätzlich das Leben schwer. Um diese Probleme gemeinschaftlich zu lösen, wurde im Jahr 2002 der „Osnabrücker genealogische Forschungskreis e.V.“ gegründet. Mittlerweile hat der Verein etwa 40 Mitglieder, ein umfangreiches Archiv und bringt halbjährlich die Zeitschrift „Osnabrücker geschichtliche Fundstücke“ heraus.
Kurrentschrift, Namenslisten und Kontaktvermittlung
Werner Bohnenkamp erklärt die Arbeit seines Vereins: „Wir machen keine persönliche Forschung für Fremde, sondern unterstützen Hobbygenealogen bei ihrer Arbeit. Viele kommen bei ihren Nachforschungen an einen toten Punkt, beispielsweise wenn ein Vorfahre ausgewandert ist, und geben dann auf. Wir versuchen ihnen weiterzuhelfen, in unserem digitalen Archiv sind 350.000 Namen verzeichnet, außerdem haben wir zahlreiche Zeitungsartikel digitalisiert, arbeiten mit dem Friedhofsamt zusammen und können Kontakte zu Archiven oder anderen Vereinen vermitteln. Den meisten Menschen bereitet das Entziffern alter Handschriften große Mühe, einige kommen selbst mit gedruckter Frakturschrift kaum zurecht, daher bieten wir auch hier Hilfe. Wir treffen uns jeweils am dritten Samstag im Monat von 15 bis 17 Uhr im „Grünen Jäger“, um uns über unsere Arbeit auszutauschen.“ Zur Zeit ist das digitale Archiv des Forschungskreises nicht im Internet verfügbar, der Verein sucht nach computerkundigen Ehrenamtlichen die eine Website aufbauen können.
Die Zeitschrift „Osnabrücker geschichtliche Fundstücke“
Zusätzlich zur genealogischen Forschung bringt der Verein halbjährlich die Zeitschrift „Osnabrücker geschichtliche Fundstücke“ heraus. Die Artikel des Heftes sollen die Lebensumstände unserer Vorfahren aufzeigen und die schnöden Fakten der Familienforschung um Hintergrundinformationen und Geschichten ergänzen. In der Ausgabe vom 4. Juni 2019 werden beispielsweise die erste Radfahrerin Deutschlands, die Osnabrücker Armenfürsorge im 18. Jahrhundert und das Soldatenschicksal des Johannes Preuß behandelt. Die erste Ausgabe des Heftes erschien im Dezember 2017, für Vereinsmitglieder ist es kostenlos, alle anderen können es für fünf Euro erwerben. Der Verkaufspreis soll lediglich die Herstellungskosten decken, außerdem wird pro verkauftem Heft ein Euro an die Osnabrücker Kindertafel gespendet.
Warum Ahnenforschung?
Was motiviert Menschen dazu tagelang in Archiven zu recherchieren, alte Schriften zu entziffern und ein ganzes Magazin herauszugeben? Wolfgang Hofmeister erzählt wie er zum Verein fand: „Die Familie meiner Frau hat jüdische Wurzeln, viele ihrer Angehörigen wurden im Zweiten Weltkrieg ermordet. Vor etwa 30 Jahren stieß ich auf einen Zeitungsaufruf, der sich an Menschen mit jüdischen Vorfahren richtete. Ich habe daraufhin jahrelange Nachforschungen über die Familie meiner Frau angestellt und mich mit mehreren ehemaligen Konzentrationslagern in Verbindung gesetzt. So fand ich zur Familienforschung und zum genealogischen Forschungskreis.“ Werner Bohnenkamp ergänzt: „Ich bin Sammler ortsgeschichtlicher Bücher und fand darin viele Namen über die niemand etwas wusste. Daher habe ich Kontakt mit dem genealogischen Forschungskreis aufgenommen und begann mich im Verein zu engagieren. Familienforschung ist wichtig, da man seine Wurzeln kennen sollte, die Vergangenheit gibt einem eine andere Perspektive auf das eigene Leben. Hinter jedem Namen steht eine Person mit einer eigenen Geschichte und wer genauer hinsieht stellt schnell fest, dass es eine „gute alte Zeit“ niemals gab. In der Genealogie ist es wichtig sich nicht selbst zu belügen, denn unangenehme Erkenntnisse gehören zur Ahnenforschung dazu. Dadurch wird Familienforschung zu einem Roman und man kann es auch gleich bleiben lassen.“