In Wallenhorst (Landkreis Osnabrück) ist es Glückssache, wenn überhaupt ein Bus nach Fahrplan fährt. Aber selbst wenn ein Bus sich einer Haltestelle nähert, garantiert das nicht, dass der potentielle Fahrgast auch transportiert wird. Busfahrer müssen sich in Wallenhorst nicht an den Fahrplan und die Route gebunden fühlen – ganz offiziell vom Betreiber der Buslinien bestätigt.
Eine Leserin der HASEPOST machte in der vergangenen Woche die Erfahrung, dass weder Fahrplan noch Bus-Routen in Wallenhorst-Hollage verbindlich sind. Eine Vertreterin des Busunternehmens VLO bestätigte ausdrücklich, dass Fahrer auch mal Fahrten vor Erreichen der Endhaltestelle abbrechen oder auf dem Weg dorthin Fahrgäste stehen lassen dürfen, wenn ihnen danach ist.
Wallenhorst hat ein Problem mit dem Busverkehr, und das schon seit Jahren. Erst im vergangenen Jahr wurde der Betreiber für die Linien rund um die Nordkreisgemeinde gewechselt. Doch der Betreiberwechsel war wenig erfolgreich. Wallenhorsts Bürgermeister Otto Steinkamp forderte Landrätin Anna Kebschull erst kürzlich auf endlich für spürbare und tatsächliche Verbesserungen beim ÖPNV in Wallenhorst zu sorgen.
Ein Busfahrer verweigerte den Zustieg, der nächste fuhr einfach vorbei
Passend zu den von der Gemeinde festgestellten Mängeln bei der ÖPNV-Versorgung machte eine Leserin der HASEPOST eine Erfahrung der besonderen Art.
In der unserer Redaktion in Kopie vorliegenden Beschwerde an die Verkehrsgesellschaft Landkreis Osnabrück, einer Tochtergesellschaft des Landkreises, schildert der Lebensgefährte der verhinderten Bus-Kundin, wie er seine Freundin auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle an einer Haltestelle im Ortsteil Hollage abgesetzt hatte.
Von dort sollte die Fahrt zur Endhaltestelle im Gewerbegebiet Hollage gehen, von wo die Busse – teils nach einer kurzen Pause – weiter nach Osnabrück fahren.
Doch der erste Busfahrer verweigerte die Mitnahme, weil er nicht von der Endhaltestelle weiter nach Osnabrück fahren würde, dazu solle sie den folgenden Bus nehmen – doch der fuhr 20 Minuten später dann ohne Halt an der Haltestelle vorbei.
Ankunft in Osnabrück mit über einer Stunde Verspätung
Für das junge Paar wurde das nun zum Problem: “Ich musste meine Freundin dann zu einer anderen Haltestelle lotsen, damit sie nach Osnabrück fahren kann. Sie kennt weder die Gegend noch spricht sie besonders gut deutsch. Mit über einer Stunde Verspätung war sie dann in Osnabrück”, schildert der Lebensgefährte die Erfahrung mit dem ÖPNV im Landkreis und fragte die VLO “warum nimmt der Busfahrer sie nicht mit bis Gewerbegebiet?”
Buskunden dürfen in Hollage nicht erwarten mitgenommen zu werden
Wer bis hierhin gelesen hat und eine umfangreiche Entschuldigung des Nahverkehrsbetreibers erwartet, darf sich getäuscht sehen. Nach einer Nachfrage, um welche Haltestelle es sich gehandelt habe (Hollage Neulandstraße) kam am Montag die Antwort, dass es “theoretisch” möglich sei an der Haltestelle Neulandstraße einzusteigen, um dann an der Haltestelle Gewerbegebiet in Richtung Osnabrück umzusteigen.
Die Buskundin (siehe oben: schlechte Deutschkenntnisse) hätte aber nicht erwarten dürfen, dass der Busfahrer sie einfach auf der Route mitnimmt, “dies muss dann aber mit dem Busfahrer entsprechend kommuniziert werden” schreibt eine Mitarbeitern der VLO, und weiter “wir gehen davon aus, dass diese nämlich nicht verstanden haben, dass Sie vorhaben, an der Haltestelle Gewerbegebiet auszusteigen, um von dort aus nach Osnabrück zu kommen.
VLO findet es “üblich”, wenn Busfahrer Fahrten vorzeitig abbrechen
Was dann aber völlig für Unverständnis beim Empfänger sorgte, war die Aussage der VLO: “Hinzu kommt, dass es wohl üblich ist, dass die Busfahrer, wenn im Bus niemand mehr ist, auf anderem Wege umkehren und somit Ihre Freundin nicht mitgenommen haben werden.”
VLO empfiehlt: Nicht auf den Fahrplan vertrauen, besser zu Fuß gehen
Unsere Redaktion fragte daraufhin bei der VLO nach, ob es tatsächlich so sei, dass Fahrer am Ende ihrer Tour nicht mehr unbedingt dem Fahrplan und der vorgegebenen Route folgen?
Statt einer Antwort wurde unsere Redaktion lediglich bei der nächsten Mail an den Kunden in CC genommen. Darin bekräftigt die Mitarbeiterin aus dem Dialog-Team der VLO eine zuvor schon getroffene Empfehlung, in Zukunft nicht auf eine Umsteigeverbindung zu vertrauen, sondern zu Fuß zur Endhaltestelle zu gehen: “Sollte sich die Situation wiederholen und Sie zu spät kommen, weil Sie erneut keiner der Busfahrer mitnehmen möchte, wäre es doch ärgerlich, die 10 Minuten Fußweg zur nächsten Haltestelle nicht in Kauf genommen zu haben.”
Immerhin betont die VLO-Mitarbeiterin “alles in meiner Macht Stehende” versucht zu haben, um die Situation zu klären. “Die Busunternehmer wurden informiert und diese werden nun mit den Busfahrern sprechen, damit ‘es zukünftig besser funktioniert'”