Das Jahr 2020 hat den Zoo Osnabrück hart getroffen. Vier von zwölf Monaten war der Tierpark geschlossen, mehrere Millionen Euro an Eintrittsgeldern gingen verloren – gleichzeitig kam es zu einer großen Welle an Solidarität. Am heutigen Montag, den 22. März 2021, zog der Zoo eine Bilanz des Coronajahres.
Sowohl im ersten als auch im zweiten Lockdown musste der Zoo Osnabrück seine Türen schließen. Da sich der Zoo zu einem großen Teil aus Eintrittsgeldern finanziert, begann im Frühjahr 2020 eine der größten Spenden- und Marketing-Aktionen, die der Zoo jemals veranstaltet hat. Viele Firmen und Einzelpersonen spendeten Geld, damit der Zoo Osnabrück unter anderem die Kosten für Tiernahrung decken kann; die Stadt Osnabrück verdoppelte jede Spende. So kamen insgesamt knapp 1,4 Millionen Euro zusammen, wie Zoopräsident Dr. E. h. Fritz Brickwedde erklärt. “Dafür können wir uns gar nicht genug bedanken. Ohne diese Spenden wäre es hier auch sehr, sehr eng geworden.“ Zusätzlich wurde der Zoo Osnabrück mit 800.000 Euro durch das Land Niedersachsen gefördert. Auch der Verkauf von Retter-Produkten – darunter Wein, Bratwürste und Jahreskarten – half dem Zoo dabei, sich über Wasser zu halten. Der Umsatz des Zoo-Onlineshops hat sich um mehr als 1.000 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
Verlust konnte ausgeglichen werden
Durch die großangelegten Aktionen konnte der Zoo den Verlust, der im Frühjahr 2020 1,9 Millionen Euro betrug, ausgleichen. Insgesamt fiel der Erlös sogar höher aus, als im Jahr davor: Während der Erlös 2019 9,8 Millionen Euro betrug, liegt er 2020 bei rund 10,7 Millionen Euro. Da der Zoo gemeinnützig ist, fließt das das Geld zurück in den Zoo, wo es für Aufwendungen, wie beispielsweise Tierfutter, Personalkosten und Reperaturen benötigt wird. 2020 betrugen die Aufwendungen des Zoos knapp 8,6 Millionen Euro – etwas weniger als im Jahr 2019.
Besucherzahlen teilweise stark eingebrochen
Der Corona-Lockdown zeigt sich vor allem in den Besucherzahlen des Osnabrücker Zoos: 2020 wurden ungefähr 950.000 Besucher verzeichnet – im Vorjahr waren es circa 1.050.000. “Das sind allerdings geschätzte Zahlen, da wir die mehrfachen Besuche mit Jahreskarten nicht genau erfassen können. Pro Jahreskarteninhaber rechnen wir mit vier Besuchen pro Jahr”, so Andreas Busemann, Zoogeschäftsführer. Dass die Einbußen bei Eintrittsgeldern und Besucherzahlen im Coronajahr nicht höher waren, liegt an einer vorsichtigen Öffnung der Besucherkapazitäten im Verlauf der Sommermonate. „Wir haben zunächst mit Besucherobergrenzen gearbeitet und diese dann zurückgenommen – natürlich weiterhin mit entsprechenden Hygienekonzepten. Zusätzlich haben wir die Öffnungszeiten mit unserer Lichterausstellung, den ‚Zoo-Lights‘, verlängert, sodass auch noch abends Besucher kommen konnten. Da für viele Menschen der Sommerurlaub ausfiel, haben sie den Zoo gerne als Ausflugsziel genutzt“, so Busemann weiter.
Für weitere Sicherheitsmaßnahmen bereit
Nach dem Sommer kam der zweite Lockdown und der Zoo musste erneut für mehrere Monate schließen. Als er am 8. März mit einer Besucherobergrenze wieder öffnen durfte, war die Freude groß; die Erlöse ebenfalls. Am 8. März 2021 hat der Zoo Osnabrück bisher den höchsten Erlös des Monats eingefahren. Doch kurz darauf kam der nächste Schlag: Nach acht geöffneten Tagen musste der Zoo am 17. März aufgrund hoher Infektionszahlen in Osnabrück erneut schließen. Am Freitag, den 19. März, entschied das niedersächsische Oberverwaltungsgericht, dass die Schließung von Zoos in Hochinzidenzkommunen unverhältnismäßig sei und ab Samstag öffnete der Zoo Osnabrück wieder seine Türen. „Das war für uns eine tolle Botschaft, die Zoomannschaft hat sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um direkt am nächsten Tag um 9 Uhr die Tore wieder zu öffnen und Besucher willkommen zu heißen – natürlich mit allen notwendigen Corona-Auflagen“, berichtet Zoopräsident Brickwedde. „Sollten noch weitere Sicherheitsmaßnahmen von Seiten der Stadt an uns herangetragen werden, sind wir dafür natürlich offen.”
Bald Schnelltestzentrum am Zoo?
Eine dieser Sicherheitsmaßnahmen könnte dabei ein Corona-Schnelltestzentrum vor dem Zoo-Eingang sein. “Wenn die Stadt es will, richten wir ein Schnelltestzentrum ein. Das sehen wir aktuell aber noch nicht als notwendig an, weil sich draußen alles entzerrt”, so Brickwedde weiter. “Aber wir bereiten alles soweit vor, falls wir ein Testzentrum benötigen sollten.” Lediglich die enge Parkplatzsituation sei hierbei ein mögliches Hindernis. Geplant sei darüber hinaus, die Besucherobergrenzen demnächst neu anzupassen; “aber natürlich nicht so, dass wir die Öffnung gefährden”, berichtet Andreas Busemann.
Osterferien werden “überlebenswichtig”
Trotz der Öffnung des Zoos und der großen Solidaritätswelle im Jahr 2020, muss der Zoo weiterhin auf Sicht fahren. “Wir können uns keine erneute Schließung erlauben”, so Busemann. “Für uns ist es wirklich überlebenswichtig, dass wir während der nahenden Osterferien geöffnet sind – da startet unsere Hauptsaison. Selbst mit Öffnung werden wir durch die Besucherobergrenze große Einbußen haben.” Der Zoopräsident erklärt weiter: “Die Situation ist wirklich sehr wackelig. Dadurch, dass wir 2020 bereits Jahreskarten für 2021 verkauft haben, haben wir zwar Einnahmen, aber rein faktisch hatten wir im Januar und Februar im Schnitt etwa 3.000 Euro pro Tag in der Kasse. Normalerweise sind das in dieser Jahreszeit etwa 7.000 Euro. Und die Versorgung der Tiere kostet am Tag etwa 13.000 Euro.”
Neue Attraktionen 2021 und 2022
Trotz der verhaltenen Zukunftsprognosen freuen sich Brickwedde und Busemann zunächst darüber, dass der Zoo Osnabrück aktuell offen ist. In diesem und im nächsten Jahr soll er sogar noch attraktiver werden: Das Elefantengehege wird umgebaut, die Löwenanlage soll fertiggestellt werden und mit dem Projekt “Wasserwelten” will der Zoo eine neue Tierwelt schaffen. Darüber hinaus befindet sich auch die Erdmännchen-Anlage im Umbau; im Mai 2021 soll sie fertig sein.
Fritz Brickwedde (links) und Andreas Busemann (rechts). / Foto: Zoo Osnabrück, Lisa Simon.