Meist sind es „keine“ Passanten, nur gelegentlich kreuzt dann doch mal ein einzelner Weihnachtsmarktbesucher den von tonnenschweren Sicherheitssperren abgeriegelten Bereich des Domhofs. Unser Titelfoto entstand am ersten Adventssonntag, während vor der Sicherheitssperre (Stückpreis ca. 50.000 Euro) ein reges Treiben herrschte – siehe andere Fotos.
Und die Zufahrten auf den historischen Weihnachtsmarkt auf dem Markt sind offen wie in den Jahren zuvor.
Es lässt sich vortrefflich darüber streiten, ob die Maßnahmen gegen amokfahrende islamistische Wirrköpfe einfach nur symbolisch oder wirklich sinnvoll sind. Am Ende des vergangenen Weihnachtsmarkts und zur Maiwoche wurde noch mit abgestellten LKW improvisiert, zum Weihnachtsmarkt 2017 hat die Stadt ordentlich investiert. Gut investiertes Geld – für den Fall der Fälle?
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Gefahr real ist, wie nicht nur der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19.12.2016 belegt, sondern diverse ähnliche Attacken, zum Beispiel in London oder der jüngste Anschlag von Barcelona. Die Verantwortlichen in der Provinz sollten zur Wachsamkeit gemahnt sein. Städte wie Ansbach oder Würzburg, die inzwischen auf der Landkarte des Terrors zu finden sind, hätte auch niemand im Visier von Islamisten erwartet.
Stadtverwaltung rüstete 2017 auf
Für mehr als 100.000 Euro schaffte die Osnabrücker Stadtverwaltung im Herbst zwei mobile Fahrzeugsperren an, die flankiert von großen Betonpollern, nun den Bereich zwischen dem Löwenpudel und dem Schachbrettmuster vor dem Theater absperren. Zusätzlich wurden Wachleute einer privaten Sicherheitsfirma beauftragt, die unbewaffnet und ohne polizeiliche Befugnisse, einige Meter vor den Sperren einen Passierschein erfragen sollen; was zumindest in der Anfangsphase zu Ärger mit den Anliegern führte (HASEPOST berichtete).
Weihnachtsmarktbesucher gehen „vor“ den Absperrungen her
Doch was – bzw. welcher Bereich – wird denn da wirklich „geschützt“?
Am ersten Adventssonntag herrschte Hochbetrieb auf dem Weihnachtsmarkt und zehntausende Besucher flanierten zwischen dem historischen Marktplatz und dem Platz vor dem Dom.
Und wie flanierten die Menschen? Natürlich gingen sie vor den Terrorsperren her, denn die teure Neuanschaffung wurde am Löwenpudel nicht etwa räumlich vor dem Zebrastreifen und dem natürlichen Laufweg aufgestellt, sondern direkt hinter dem für die Fußgänger kürzesten Weg.
Keine Absperrung für den Marktplatz
Vollkommen offen, sowohl an der Krahn- und Bierstraße – die beide regelmäßig übervoll mit Menschen sind -, wie auch an der Hasestraße, ist die Zufahrt auf den historischen Markt.
Anders als der Weihnachtsmarkt vor dem Dom, ist dieser Teil des Weihnachtsmarkts von einem schweren LKW ungehindert zu erreichen, allerdings muss dieser dafür nach rechts bzw. links abbiegen.
Antwort der Verwaltung: Keine Antwort
Unsere Redaktion hat beim Presseamt der Stadt nachgefragt, warum die teuren Terrorsperren einen Bereich absperren, der überhaupt nicht von Passanten frequentiert wird. Die Antwort eines Sprechers der Stadt fiel kompakt aus: „Aus verständlichen Gründen möchten wir uns nicht zu Details des Sicherheitskonzepts äußern“.
Anmerkung der Redaktion: Es gab im Vorfeld des Weihnachtsmarkts den verständlichen Wunsch der Schausteller, nicht im Detail über die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen zu berichten.
Unsere Redaktion geht jedoch davon aus, dass die öffentliche Diskussion über die Sinnhaftigkeit einer immerhin sechsstelligen Investition und die Arbeit der Verwaltung (hier im Zuständigkeitsbereich des Verwaltungsvorstands Frank Otte) wichtig ist. Böswillige Wirrköpfe, die Osnabrück im Visier haben könnten, werden mögliche Lücken des Sicherheitskonzepts auch so erkennen – dann dürfte es sich zeigen, ob das Sicherheitskonzept wirklich „vorbildlich“ ist, wie es auch die Verantwortlichen für sich reklamieren. Eine hundertprozentige Sicherheit wird es natürlich nie geben, aber teure Inventionen einer klammen Stadtkasse, sollten auch optimal eingesetzt werden und nicht ein Niemandsland schützen, sondern Menschen. Das Anstoßen einer öffentlichen Diskussion – auch wenn es vielleicht weh tut – ist die Aufgabe der Presse, daher dieser Artikel.