Symbolbild Coronavirus, Osnabrück
Die offiziell vom RKI berechnete 7-Tage-Inzidenz der Stadt Osnabrück liegt heute bei 79,8 und im Landkreis bei 146,7. Die tatsächlichen Zahlen sind allerdings etwa doppelt so hoch.
Wer sich die aktuellen Zahlen des RKI anschaut, kann schnell den Eindruck gewinnen, dass die vierte Coronawelle an Osnabrück vorbei rollt. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 79,8 hat die Friedensstadt offiziell die drittniedrigsten Infektionszahlen in ganz Deutschland. Doch leider sieht die Wirklichkeit anders aus: Die tatsächlichen Inzidenzwerte sind etwa doppelt so hoch. Der gemeinsame Gesundheitsdienst von Stadt und Landkreis Osnabrück stellte schon am 12. November eine Überlastungsanzeige und schafft es nicht mehr, alle Daten ans RKI zu übermitteln.
Erheblicher Meldeverzug
Der Gesundheitsdienst von Stadt und Landkreis zählt die Corona-Fälle anders als das Robert Koch Institut. Das RKI listet eine Infektion erst, wenn die betroffene Person telefonisch kontaktiert wurde. Der Gesundheitsdienst erfasst einen Corona-Fall bereits, wenn ein positiver PCR-Test vorliegt. „Die hohe Belastung macht es erforderlich, dass der Gesundheitsdienst der Kontaktaufnahme zu den positiv Getesteten in der Region Priorität vor der Meldung der Zahlen an das Land und im Anschluss an das RKI einräumen muss. So entsteht ein Meldeverzug,“ erklärt Burkhard Riepenhoff, Pressesprecher des Landkreises Osnabrück. „In Zeiten mit niedrigeren Infektionszahlen ist dieser Verzug in der Regel verschwindend gering. Weil der Gesundheitsdienst den Fokus derzeit jedoch auf die Kontaktaufnahme zu den vielen Infizierten legen muss, vergrößert sich parallel der Meldeverzug.“
Deutlich höhere Inzidenzen
Aus den vom Gesundheitsdienst gesammelten Daten ergeben sich deutlich höhere Inzidenzwerte. Die 7-Tage-Inzidenz der Stadt liegt demnach bei 162,2 (laut RKI 79,8) und im Landkreis bei 270,3 (laut RKI 146,9). Zur Zeit arbeiten die Verantwortlichen nach eigenen Angaben daran, die Meldewege zu vereinfachen und haben bereits Hilfe vom Land Niedersachsen und der Bundeswehr angefordert. Damit sich die Menschen in der Region nicht in falscher Sicherheit wähnen, will man künftig auch die selbst berechneten Inzidenzzahlen veröffentlichen. Die Zahlen des RKI bleiben allerdings rechtlich bindend.