Einen „Kater“werden sicherlich einige Besucher des Bierfestes an diesem Sonntag auskurieren, denn bei tropischen Temperaturen bis in die Nacht, bot das inzwischen zum fünften Mal in Osnabrück gastierende Bierfest reichlich Gelegenheit zur innerlichen Abkühlung mit überwiegend alkoholischen Getränken. Am Sonntag gibt es allerdings – anders als bei anderen Festen auf dem Marktplatz – keine Möglichkeit zur Erfrischung. Und es gibt kritische Stimmen von den lokalen Gastwirten.
Wer an diesem sonnigen Juli-Sonntag auf dem Markt eine Erfrischung sucht, wird keinen Erfolg haben. Die Karawane zieht weiter und weil die Bierbuden bereits am Donnerstag im rund 400 Kilometer entfernten Mannheim wieder für Umsatz sorgen müssen, ist der Sonntag „Abbautag“ für die bundesweit tätige GIG Linden GmbH, die neben dem Bierfest auch verschiedene Craft-Bier Kneipen betreibt und als Bierverleger eigene Biersorten vermarktet.
Ein Mitarbeiter des Veranstalters erklärte gegenüber unserer Redaktion, dass das Unternehmen in diesem Jahr in insgesamt 16 Städten deutschlandweit gastiert. Los ging es am 4. Mai in Berlin, und am 22. September wird vor den Toren der Bundeshauptstadt, in Potsdam, die Gerstensaft-Tournee beendet sein.
Nicht nur kleine Brauereien beim Bierfest
Mit insgesamt 222 Bierspezialitäten wird eine scheinbar bunte Vielfalt von teils exotischen Bieren präsentiert, bunt gemischt mit einigen weniger ausgefallenen Bieren, hinter denen große Konzerne und industriell arbeitende Brauereien stehen, wie „1873 Pils“ (Anheuser-Busch InBev), „Grevensteiner“ (Veltins) oder „Paulaner“ (Heineken).
Neben dem frühen Abbau – bereits am Sonntag, wenn viele Familien zum Bummeln in die Stadt kommen – fiel beim Osnabrücker Bierfest des Jahrgangs 2018 auf, dass es nur wenig Sitzgelegenheiten gab und in diesem Jahr die Musik lediglich aus der Konserve kam und dadurch eine gewisse Ballermannstimmung entstand. Andere Events auf dem historischen Markt beziehen auch den Sonntag mit ein. Begleitende „handgemachte Musik“ oder Lichtinstallationen („Osnabrück isst gut“) sorgen für einen Rahmen, der auch attraktiv ist für Besucher, die nicht von einem kostenpflichtigen Getränk zum nächsten wanken wollen.
Nur zwei Osnabrücker Wirte auf dem Osnabrücker Bierfest
Dass es vor allem „Druckbetankung“ sei, die seit 2014 auf dem Osnabrücker Marktplatz stattfindet, kritisieren auch Osnabrücker Gastwirte, die sich nicht richtig repräsentiert sehen bei dem bundesweit umherziehenden Gerstensaft-Event, das mit dem Zusatz „Osnabrücker“ eine Nähe zur lokalen Gastronomie suggeriert, die tatsächlich nicht vorhanden ist.
Lediglich die Marktschänke und das Alando Palais waren als lokale Anbieter beim 2018er Bierfest vertreten – bei insgesamt 29 Ständen. Dazu ein paar regionale Brauereien wie Friedensreiter aus Steinfurt oder Finne aus Münster, die aber auch an anderen Gastspiel-Standorten des von Hannover aus organisierten Bierfests präsent sind.
Wir fragen unsere Leser:
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Ein „Wanderzirkus“ zu Lasten der lokalen Gastwirte?
„Zum größten Teil“, so ein Gastronom der nicht namentlich genannt werden möchte, wird das Bier, das in Osnabrück zum Ausschank kommt, „quer durch die Republik gekarrt“ – lokale Großhändler bleiben außen vor. Auch den Auf- und Abbau organisieren mitreisende Mitarbeiter des Veranstalters. Und selbst der über das Bierfest patrouillierende Sicherheitsdienst ist zusammen mit dem Bierfest auf Reisen.
Lediglich die beiden lokalen Budenbetreiber der Marktschänke und des Alando haben ihre Wurzeln in Osnabrück und sorgen dafür, dass wenigstens ein kleiner Teil des Umsatzes in der Hasestadt bleibt. Alles in allem, so das Resümee eines anderen Osnabrücker Gastwirts, mit dem wir darüber sprachen: „Ein Wanderzirkus“, der zwar Gäste in die Stadt bringt aber keinen Umsatz in die Kassen der lokalen Wirte.