Das neue Musical „Der Schimmelreiter“ nimmt nach mehr als zehn Jahren der Entwicklung Fahrt auf. In der vergangenen Woche probte das Ensemble um den Meppener Komponisten Michael Potthast im Probenzentrum Bühne11 in Osnabrück für die bevorstehenden Aufführungen. Die Uraufführung des Werks findet am 13. September im Kossehof in Meppen statt, eine weitere Vorstellung ist für den 14. September geplant. Tickets gibt es online bei sherlock’s Shop.
Das Musical basiert auf der gleichnamigen Novelle von Theodor Storm und wird in einer besonderen Form aufgeführt – als Mischung aus Musical, Konzert und Lesung. Diese ungewöhnliche Herangehensweise ist das Ergebnis eines langen kreativen Prozesses, wie Potthast im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert: „Ursprünglich wollten wir den ‚Schimmelreiter‘ als abendfüllendes Musical auf die Bühne bringen. Doch durch verschiedene andere Projekte gab es immer wieder Verzögerungen bei der Umsetzung.“
Impulse für Meppen kamen aus Osnabrück
Die Idee zum jetzigen Projekt kam Potthast vor zwei Jahren, als er in Meppen auf den Osnabrücker Regisseur Lars Linnhoff traf, den man in der Friedensstadt unter anderem als Vorsitzenden von Gay in May und durch seinen queeren Stadtplan kennt. Doch statt sofort am „Schimmelreiter“ zu arbeiten, entschieden sich die beiden zunächst für ein anderes Projekt, das Linnhoff reizte: „Lars fand ein anderes Projekt, von dem ich ihm erzählte, zu diesem Zeitpunkt noch spannender: das Musical ‚Bis nach Meppen‚“, berichtet Potthast. Dieses erste gemeinsame Projekt überzeugte den Komponisten von einer neuen Darstellungsform: „Mir gefiel dieses Konzept, Musicals in einem kleineren oder auch etwas anderen Rahmen aufzuführen.“
In dieser Form findet nun auch „Der Schimmelreiter“ seinen Weg auf die Bühne. Michael Potthast entschied sich, das Musical als Konzert-Lesung zu präsentieren, und konnte eine Gruppe engagierter Künstlerinnen und Künstler für das Projekt gewinnen. Dass er sein Werk, das er mit seinem inzwischen verstorbenen Vater Florenz Potthast schrieb, in seiner Heimat im emsländischen Meppen zur Uraufführung bringt, liegt auf der Hand. Dass die Proben dafür in Osnabrück stattfanden, hat ebenfalls einen guten Grund: Mit Lars Linnhoff gab nicht nur ein Osnabrücker den Anstoß für die Art der Aufführung, sondern es sind auch einige Osnabrücker in das Projekt involviert. Außerdem fand man in der Bühne11 in der Spichernstraße eine perfekte Probenbühne in der Friedensstadt, bei der laut Michael Potthast die Rahmenbedingungen passten.
Osnabrücker IfM-Absolventen sind am Start
Die Besetzung umfasst unter anderem die Osnabrücker IfM-Absolventen Ellen Gottschlich, Sebastian-Andreas Ciminski-Knille und Jakob Lübke. „Die in der Corona-Pandemie entstandene Aufnahme des Musicals wurde von mir für die neue Fassung umgearbeitet und teils umarrangiert. Jakob Lübke übernahm dann die Notation“, erklärt der Komponist. Weitere Mitwirkende sind die Musiker Tim Mahn und Marius Klaas, die bereits an der Aufnahme beteiligt waren. Jens Menke übernimmt die Rolle des Erzählers.
„Die Probe in Osnabrück ist in meinen Augen für ein erstes Zusammentreffen sehr gut gelaufen – nicht zuletzt dank der guten Vorbereitung“, fasst der Musicalautor zusammen. Das Stück bleibt jedoch nicht nur auf Meppen beschränkt. Michael Potthast hat bereits Pläne für zukünftige Aufführungen an verschiedenen Orten: „Aufgrund des Konzepts kann das Stück auch nicht nur in einem Theater gespielt werden – ganz unterschiedliche Orte sind da denkbar.“ Zudem sei die Produktion einkaufbar, wie er betont. Ob es in Zukunft sogar eine vollständige Musicalfassung geben könnte, lässt er offen: „Wer weiß?!“
Storms Novelle ist noch immer hochaktuell
Der Stoff des „Schimmelreiters“ ist für Potthast nach wie vor von großer Relevanz: „Uns reizte nicht nur der spannende Stoff, sondern auch die Aktualität des Themas: Konflikte zwischen Tradition und Fortschritt, der Umgang mit Naturgewalten oder heute dem Klimawandel, der Aberglaube oder die Außenseiterrolle Hauke Haiens. All das hat uns gereizt und ist immer noch hochaktuell.“