Verbraucherschützer warnen vor eigenständiger Verabreichung von Nahrungsergänzungsmitteln an Kinder und fordern von der Politik, Regelungslücken zu schließen.
Warnung vor Nahrungsergänzungsmitteln
Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), hat vor der eigenständigen Verabreichung von Nahrungsergänzungsmitteln an Kinder gewarnt. „Nahrungsergänzungsmittel sind oft teuer, nutzlos oder sogar gesundheitlich bedenklich“, sagte Pop den Funke-Zeitungen. „In der Regel benötigen Kinder keine Nahrungsergänzungsmittel. Sie sollten nur nach ärztlicher Absprache verabreicht werden.“
Forderung nach politischen Maßnahmen
Pop forderte die Politik auf, die bestehenden Regelungslücken bei Nahrungsergänzungsmitteln zu schließen, wie dies bereits die Verbraucherschutzministerkonferenz im Juni beschlossen hatte. Wichtig sei es, verbindliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln festzulegen. Diese müssten nach Altersgruppen differenziert sein, um gesundheitliche Risiken für Kinder zu vermeiden.
Unzulässige Gesundheitsangaben
Die Verbraucherschützerin ruft zudem die Lebensmittelüberwachung dazu auf, „unzulässige Gesundheitsangaben auf solchen Produkten zu ahnden“. Der Gesetzgeber müsse untersagen, dass Anbieter den Eindruck vermitteln, ihre Produkte seien harmlos, förderlich für Gesundheit, Konzentrationsfähigkeit, Intelligenz und Lernleistung der Kinder oder erzeugten besondere Lebensfreude, sagte Pop.
Marktcheck von Nahrungsergänzungsmitteln
Ein Marktcheck durch die Verbraucherzentralen ergab, dass Nahrungsergänzungsmittel für Kinder oft zu hoch dosiert sind und unzulässige Gesundheitsversprechen erhalten. So überschreiten 23 von 33 untersuchten Produkten die Vitamin- und Mineralstoff-Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Vier- bis Siebenjährige.
Kritik an Produktgestaltung
Die Verbraucherzentralen kritisieren zudem die Kinder-Optik auf den Produkten. 20 von 33 Produkten im Marktcheck haben auf ihren Verpackungen bunte Schrift oder Comic-Figuren. 22 Produkte werden ähnlich wie Süßigkeiten als Gummibärchen, Kaubonbons oder Toffees mit fruchtig-süßem Geschmack angeboten. „Das kann sowohl zu Verwechslungen mit Süßigkeiten führen als auch zu überhöhtem Konsum verleiten – mit der Gefahr der Überdosierung“, so die Verbraucherzentralen.
2022 wurden in Deutschland für 1,8 Milliarden Euro Nahrungsergänzungsmittel verkauft, berichtet der Lebensmittelverband Deutschland. Besonders gefragt waren die Vitamine C und D, Multivitamine sowie Magnesium.