Auch wenn es im Augenblick nicht so aussieht, die Abbrucharbeiten des Neumarkttunnels sind weit fortgeschritten.
Wie es heißt, werden die Bauarbeiter sogar früher als geplant fertig. Und auch das Hasehaus am Kollegienwall ist bereits seit dem Jahreswechsel von Gerüsten befreit. Nun soll nach Informationen der NOZ, das als „Baulos 2“ bezeichnete Grundstück vor H&M an den Immobilienkaufmann Theodor Bergmann verkauft worden sein. Es tut sich was, rund um den Neumarkt – doch was ist mit dem wichtigsten Projekt?
Was wird mit dem Shoppingcenter? Welche Mieter kommen?
Eigentlich hätte es doch schon im Sommer vergangenen Jahres losgehen können – nachdem sich die Investoren aus Paris und Essen monatelang von der Verwaltung bitten liessen, doch endlich die notwendigen Verträge zu unterzeichnen. Nein, erst musste noch das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg über drei (allseits erwartete) Klagen gegen das Shoppingcenter entscheiden – das war im Dezember vergangenen Jahres der Fall. Aber da hätte es doch losgehen können mit dem Bau?
Immerhin wurden in den Jahren zuvor die Verfechter des Projekts nicht müde zu berichten, wie attraktiv der Standort Osnabrück für Fillialisten sei. Es entstand der Eindruck, diese internationalen Ketten könnten es gar nicht abwarten an die Hase zu kommen – einzig die Flächen im Shoppingcenter würden dazu noch fehlen.
Doch nichts geschieht am Neumarkt – kein Bagger, keine Baugrube und vor allem keinerlei Informationen, welches Unternehmen denn nun baldmöglichst den lokalen Einzelhandel bereichern möchte.
Mfi will kein konkretes Datum für Baubeginn nennen
Spätestens im Sommer sollen die Abbrucharbeiten des Neumarkttunnels beendet sein. Als Starttermin für den Bau des Shoppingcenters, dort wo jetzt die Ruine des alten Hertie- bzw. Wöhrl-Kaufhauses steht, kursiert das dritte oder auch vierte Quartal 2015.
Aber selbst das konnte Andrea Becker, die Pressesprecherin der mfi, auf Nachfrage nicht bestätigen.
Wenn schon der Baubeginn unklar ist, dann sollten inzwischen ein paar Mietverträge unter Dach und Fach sein – haben wir uns gedacht – und auch dazu wiederholt nachgefragt.
Käme Primark, blieben andere Mieter womöglich fern
Bereits im Dezember hatten wir angefragt, ob etwas an Gerüchten dran sei, man würde mit Kaufland oder dem irischen Billigkonzern Primark in Verhandlungen stehen. Aber auch dazu wollte man in der Essener Zentrale keine Stellung nehmen, weder im Dezember noch auf erneute Nachfrage im März. Drei Monate ohne Nachrichten über das Vorankommen bei Planung und Vermietung. Was für ein Kontrast zu den geradezu hektischen Aktivitäten, als die Politik noch für das Projekt gewonnen werden musste. Von der feierlichen Eröffnung eines (inzwischen nur noch nach Terminvereinbarung offenen) Info-Centers im Kachelhaus, bis zum Sponsoring des Ossensamstags 2013, reichten die Aktivitäten der mfi. Die damals regelmässig mit den politischen Befürwortern und der NOZ in Kontakt stehenden Manager der mfi wurden – nach Vertragsschluss – allesamt abgezogen bzw. durch Kollegen ersetzt.
Mit den Unterschriften unter den Verträgen war plötzlich Schluss mit der öffentlich zur Schau getragenen Liebe zu Hasestadt, die doch so dringend ein Shoppingcenter benötigte.
Sollte an den Primark-Gerüchten für den Neumarkt tatsächlich etwas dran sein, dürfte das neue Probleme aufwerfen. Von den grundsätzlichen Konflikten für die rot/grünen Befürworter des Shoppingcenters im Stadtrat einmal abgesehen: immerhin steht Primark als Synonym für Kinderarbeit und Produktion in Billigstlohnländern, was sich nur schwer mit sozialdemokratischer und grüner Politik unter einen Hut bringen lässt.
In Leipzig soll die geplante Ansiedlung der irischen Billigkette in ein vergleichbares Shoppingcenter-Projekt dafür gesorgt haben, dass weitere Mietinteressenten reihenweise davon Abstand nahmen in dieses Objekt einzuziehen, berichtet die Bild Leipzig (leider kostenpflichtig).
Aber wohlgemerkt, das sind noch Spekulationen, so langsam sollte „die Katze“ aber aus dem sprichwörtlichen „Sack“ geholt werden: wie geht es weiter am Neumarkt?
Eine Kommunikationspolitik nach dem Motto „kein Kommentar zu gar nichts“ hat Osnabrück nach all den politischen Streitereien der letzten Jahre nicht verdient.
Christian Schmidt und Heiko Pohlmann, Grafik basierend auf PR-Material mfi
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