Anfang September ging es für die Osnabrückerin Nur Hayat Nezir nach Chicago. Drei Monate verbrachte sie dort, um den jungen Firmensitz der ABRAMS Group in Amerika voranzubringen. Die Osnabrücker Unternehmensgruppe eröffnete dort mitten in der Pandemie quasi online einen neuen Standort.
Vor gut drei Jahren, gerade als die Corona-Pandemie begann, hatte ABRAMS Industries mit Sitz an der Hannoverschen Straße Großes vor. In Chicago wollte das Stahlunternehmen einen neuen Standort eröffnen. „Wir haben uns Hallen per FaceTime angesehen und auch mit Banken und Vermietern haben wir uns per Videokonferenz abgestimmt“, erzählt Nezir. Verträge wurden ebenfalls digital unterschrieben. „Erst über ein Jahr später – im September 2021 – konnten wir mit Ausnahmegenehmigung in die USA reisen.“ Dann blieb sie direkt für drei Monate, um den Betrieb aufzubauen, der spiegelbildlich zu den Osnabrücker Abläufen angelegt wurde.
Ein Jahr später sollte sie noch einmal die Möglichkeit erhalten, den Atlantik zu überqueren. Im September 2022 begleitete sie dann auch ihre Hundedame Frida. „Das war für mich das Schönste auf der Welt“, schwärmt die Osnabrückerin. „Dass sie dann mit Sondergenehmigung auf dem Rückflug sogar mit in der Kabine sitzen konnte, war dann das i-Tüpfelchen.“
Osnabrücker Unternehmen in Amerika
In Chicago wird mit deutschen Betriebssystemen, CRM und Maschinen wie Fräsen oder Schleifmaschinen gearbeitet. „Die Amerikaner, die dort für uns arbeiten, finden es toll, für ein deutsches Unternehmen in Amerika zu arbeiten“, erzählt sie. Und generell hätte sie die Herzlichkeit in dem Land begeistert. „Ich finde die Floskel ‚Hi, how are you doing?‘ so schön. Das hat mir immer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.“ Ein Stück mehr von dieser Mentalität, Höflichkeit und Gastfreundschaft würde sie gerne auch in Deutschland sehen. „Es gab nicht eine Person, die mir keinen guten Tag gewünscht hat.“ Dafür habe ihr etwas anderes gefehlt: Struktur. „Die deutsche Pünktlichkeit hat mir gefehlt. Die Leute dort kommen entweder zu früh oder zu spät“, weiß Nezir. Letzteres ließ sich immer schnell verzeihen, denn dann gab es oft Donuts als Entschuldigung.
„Amerika ist ein fantastisches und schönes Land“, resümiert die Osnabrücker Geschäftsführerin. „Ich habe nicht eine schlechte Erfahrung gemacht.“ Highlight für Nezir: „Wir haben dort den Award für exzellenten Kundenservice bekommen. Ein Jahr nach Markteinführung ist das wie ein Ritterschlag für uns.“ In ihrer dreimonatigen Amerikazeit standen viele Messebesuche, Meetings und Galaabende auf dem Programm. „In Amerika ist das Netzwerken noch viel wichtiger als in Deutschland“, erklärt sie.
Von der Werkstudentin zur Geschäftsführerin
Vor 18 Jahren habe sie selbst nicht einmal über einen solchen Businesstrip nachdenken können. Als Studentin im Backoffice startete sie bei ABRAMS, arbeitete sich nach wenigen Monaten zur Assistentin des Gründers Dr. Jürgen Abrams hoch und leitet heute vier der Unternehmen innerhalb der ABRAMS Group. Dabei stehe sie aber nach wie vor mit beiden Beinen auf dem Boden. „Ich koche heute auch noch Kaffee für Meetings“, erzählt sie lachend. Aber es geht nicht nur für die Führungsetage einmal über den Teich. „Ich suche ganz explizit immer Leute, die Lust haben, ein Jahr nach Amerika zu gehen, und die Kultur dort kennenzulernen.“
Als krönender Abschluss hing die Osnabrückerin noch ein paar Tage Urlaub an ihre Reise und sah so knapp 50 amerikanische Städte – etwa Toronto, South Carolina oder auch die Niagarafälle.