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“W25 spotted…”: Ein Blick hinter die Kulissen von spotted.osna.official

Kontaktanzeigen, Gesuche und ein Fundbüro: Die Instagram-Seite spotted.osna.official bringt Suchende und Gefundene aus Osnabrück zusammen. Was vor zwei Jahren als kleiner Spaß für Zwischendurch begann, ist für Arif und Seda* mittlerweile viel mehr als das.

„Sportlicher und musikalischer Mann Mitte 30 sucht charmante und großzügige Frau für gemeinsame Stunden“: Was vor zwanzig Jahren noch als Kontaktanzeige in der Printausgabe von Wochenzeitungen stand, wandert immer weiter ins Internet – genauer gesagt auf Social Media Kanäle wie Facebook und Instagram. Unter dem Hashtag #spotted (engl. „erspäht“ oder „gefunden“) suchen sich Geliebte und Freunde; manchmal wird sogar noch das vor drei Wochen verlorene Portemonnaie wiedergefunden und an seinen Besitzer vermittelt. Instagram-Accounts die sich mit der Bezeichnung „Spotted“ brüsten, tragen Verantwortung. Nicht nur für Suchende, sondern auch für Gefundene – anders ausgedrückt, „gespottete“ Personen. Arif und Seda betreiben unter spotted.osna.official einen solchen Account für Osnabrück.

Anfragen bleiben anonym

Um 00:28 Uhr am Dienstag erscheint die erste Anfrage in den DM’s von Arif und Seda. Das Geschwisterpaar verwaltet die Instagram-Seite gemeinsam und wechselt sich bei den ankommenden Nachrichten ab. Sie gucken nach, ob in der Nachricht volle Namen oder ganze Kennzeichen stehen – schließlich soll bei Spotted alles anonym bleiben. Dieses Mal ist alles okay: Als ein Mann über die Kreuzung am Kollegienwall lief, kam ihm eine sympathisch anmutende Frau entgegen, etwa gegen 21 Uhr. Er hat sich nicht getraut sie anzusprechen, also versucht er jetzt, sie über spotted.osna zu finden. Arif macht einen Screenshot von der Nachricht, schneidet ihn zurecht und postet ihn auf Instagram. In den Kommentaren kann sich die Frau melden, wenn sie sich angesprochen fühlt und auch Interesse hat.

Mobbing und Hass sind nicht willkommen

Die Geschwister Arif und Seda sind beide in Osnabrück geboren und aufgewachsen, jetzt studieren sie in anderen Städten. Die Idee, einen Spotted-Account für Osnabrück zu erstellen, kam ihnen während der Corona-Pandemie im Oktober 2021. Erstmal war es für beide ein Zeitvertreib, ein kleiner Spaß für Zwischendurch. Mittlerweile ist es für Arif viel mehr als nur das: „Viele glauben, dass man einfach nur das Bild der Nachricht hochlädt und fertig. Dabei hängt für uns jede Menge Verantwortung an dem Account. Wir posten nicht alle Nachrichten, die wir erhalten und moderieren regelmäßig die Kommentare. Mobbing, gemeine Anmerkungen und Hass haben bei uns nichts verloren.“ Nachrichten, die sich auf Politik und Religion beziehen, posten Arif und Seda deswegen generell nicht. „Wenn es ‚nur‘ bei sachlichen Diskussionen bleiben würde, wäre das nur halb so schlimm. Aber das bleibt es nunmal nicht – Menschen gehen aufeinander los und beleidigen sich dann in den Kommentaren.“

24/7 im Dienst

Die DM’s des Geschwisterpaars sind jederzeit offen, die Anfragen und Gesuche werden zeitnah veröffentlicht. Die 24/7 Bereitschaft von spotted.osna sorgte aber auch schon dafür, dass Arif und Seda einige Male aus dem Schlaf geklingelt wurden. „Manchmal hat es jemand um 3 Uhr morgens sehr eilig. Die Person schreibt erst mehrere Nachrichten hintereinander und ruft schließlich über Instagram an. Dann darf ich leider erklären, dass wir keine Hotline sind“, sagt Arif lachend. Schlafmangel ist allerdings nicht die einzige private Herausforderung, der sich Seda und Arif stellen. Denn niemand außer den beiden weiß, wer spotted.osna.official betreibt.

Das Gossip-Girl Osnabrücks

Seda und Arif machen ein großes Geheimnis um ihre Identität. Auch, damit sich die Personen, die sich bei ihnen melden, nicht unwohl fühlen. In ihren Freundeskreisen weiß niemand, dass sich die Geschwister hinter dem Account verbergen. Die Handys der beiden sind deshalb für alle tabu. „Ich erlaube nie jemandem, auf mein Handy zu gucken“, erklärt Arif mit einem Schmunzeln. Wenn die beiden in Gesellschaft sind, bleibt Instagram kategorisch geschlossen. Gerade wegen ihrer Anonymität wissen Seda und Arif über vieles Bescheid, was in Osnabrück gerade passiert. Unter den Suchenden waren teilweise auch schon Freunde der beiden. „Still zu bleiben und nichts zu sagen ist manchmal gar nicht so einfach“, findet Arif.

Gesellschaftlichen Beitrag leisten

Mit ihrem Account wollen die beiden nicht nur Freunde und Verliebte vermitteln, sondern auch etwas Gutes tun. “Letztens meldete sich bei uns eine Frau, die viel zu viel Essen gekauft hatte und es wegen des nahenden Ablaufdatums loswerden wollte. Ich vermittelte sie dann an die Wohnungslosenhilfe in Osnabrück”, berichtet Arif. Die Menschen in den Kommentaren zum Instagram-Post wären ebenso hilfsbereit gewesen und boten der Frau ihre Hilfe bei der Verteilung des Essens an. Solche Momente berühren das Geschwisterpaar: “Es ist richtig schön zu sehen, wenn sich zwei Personen finden und sich im Nachgang noch bei uns melden. Aber wenn man dazu beitragen kann, dass noch viel mehr Menschen geholfen wird, ist das unbezahlbar.”

*Namen von der Redaktion geändert


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Tatjana Rykov
Tatjana Rykov
Tatjana Rykov startete im Sommer 2019 mit einem Praktikum bei der HASEPOST. Seitdem arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für unsere Redaktion. Nach ihrem Bachelor in Geschichte und Soziologie an der Universität Osnabrück ist sie seit 2023 wieder fest im Redaktionsteam. Derzeit schließt sie ihren Fachmaster in Neuste Geschichte an der Uni Osnabrück ab. Privat trifft man sie oft joggend im Park oder an ihrer Staffelei.

  

   

 

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