Durch die Initiative des Osnabrücker Unternehmens Q1 Energie AG werden in der Region 100.000 Atemmasken erwartet. Der Vorstand der Ärztekammer Osnabrück kritisiert vor diesem Hintergrund Politik und Kassenärztliche Vereinigung, die noch vor kurzem Ärzte gänzlich ungeschützt zu Patienten schickten.
„Die Corona-Krise scheint die Politik unvorbereitet zu treffen, obwohl nach SARS, MERS, bzw. Hühner-, Schweine-, Vogelgrippe und Ebola mit weiteren Epidemien in unserer globalisierten Welt zu rechnen war“, führt Dr. Grüner, der ab Mai die Ärztekammer leiten wird, in einer Pressemitteilung aus.
„Noch vor 14 Tagen sollten Ärzte ohne Schutzausrüstung zu den Verdachtsfällen fahren – das sei ein Unding und die Verantwortlichen, vom BMG bis zur Bezirksstelle, sollten hier die entsprechenden Konsequenzen ziehen: „Es kann nicht sein, das hier alle Praxen weiterhin Buisiness-as usual machen, angesichts einer Infektionskurve, die steiler verlaufen könnte als in Italien. Es muss dringend mit der Landesregierung Kontakt aufgenommen werden, um klare Vorgaben und finanzielle Regelungen für Praxisschließungen zu erreichen. Viele Niedergelassenen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen: Es gibt weiterhin keine Schutzkleidung auf Sprechstundenbedarf, die Ärzte müssen zur Zeit die direkten und indirekten Kosten der Pandemiebekämpfung selbst tragen.“
Auch Maleranzüge können vor Infektion schützen
Um so erfreulicher sei es, so Dr. Grüner weiter, dass Hersteller landesweit ihre Produktion auf Desinfektionsmittel und Schutzmasken oder Medizintechnik umstellen würden. Dr. Grüner bedauert, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und die Körperschaften wie KV oder Ärztekammer zur Zeit nicht in der Lage seien, die ärztlichen Kollegen ausreichend in der Pandemiebekämpfung zu unterstützen. Hierzu bedarf es jetzt eigener Schritte und zwar an der Basis selbst. Mangels Alternativen sollten Pragmatiker auch z.B (Maler-) Schutzanzüge und Schuhüberzieher aus dem Baumarkt in Erwägung ziehen, die dann zwar ohne medizinische Din-Norm, aber besser als „nichts“, seien.
Unternehmer müssen für „endoptimierten“ Gesundheitsdienst einspringen
Die Eigeninitiative von Q1 sei ein Glückfall für die Kollegen vor Ort, darf aber über die Versäumnisse der Vergangenheit nicht hinwegtäuschen: Der eigentliche Träger der Pandemiebekämpfung ist das Land und somit der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) und nicht die kaputtgesparten niedergelassenen Ärzte führt Dr. Grüner weiter aus. Allerdings sei auch der ÖGD in den letzten Jahren „endoptimiert“ worden und sei jetzt nicht mehr in der Lage, alleine seinen originären Aufgaben nachzukommen. Auch hier sollte Stadt und Land sich dafür einsetzen, dass der ÖGD personell und strukturell weiter für zukünftige Krisen fit gemacht werden würde.