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Vor 45 Jahren war Osnabrück die Hauptstadt der Elche!

Wenn es um Elche ging, dachte in Osnabrück Anfang der 70er Jahre noch niemand  an IKEA.

Hätte man um 1970 einen „jungen Osnabrücker“ gefragt, wer oder was denn Elche wären, hätte der vermutlich erst einmal etwas von Beat-Musik erzählt, von ein paar stadtbekannten Verrückten und dann vielleicht auch noch von dem Paarhufer mit dem markanten Geweih, da sind sich Ulli Schlie und Friedhold Kantwerk sicher, denn sie waren damals selber Elche!

Osnabrücker Elche
Osnabrücker Elche vor „Toscani“ und der „Elch-Apotheke“ in Laer. Fotos: privat

Man traf sich als Jugendlicher bei Eduscho auf einen Kaffee oder bei der Eisdiele Toscani.
Toscani war damals „die Eisdiele“ und später auch Lieferant des Osnabrücker „Elch-Eis“, doch dazu kommen wir noch.

Zu Elchen wurden sie durch einen Zufall (und einen netten Buchverleger)

Ulli Schlie, der heute an der Universität Osnabrück am Institut für Musikwissenschaften lehrt, fiel damals bei Bücher Wenner ein prächtiger Bildband in die Hände, auf dessen Buchumschlag ein imposanter Elch abgebildet war.
Da sich der junge Schlie regelmäßig mit Gleichgesinnten bei Eduscho und Toscani traf, und man gemeinsam so etwas wie einen „Club“ bildete, kam ihm die Idee mit dem Elch!
Der Bildband-Verleger muss entweder „ein ganz Netter“ gewesen sein, oder Ulli Schlie konnte einfach nur gut reden – vermutlich beides. Der Verleger jedenfalls schickte kostenfrei 100(!) großformatige Buchumschläge nach Osnabrück. Der Elch, der nun ausgeschnitten die Scheiben der Autos der Clubmitglieder zierte, war zum Namensgeber der Clique geworden: der „Elch-Club“ war geboren.

Elche on Tour und die Band Pepitas mit Ulli Schlie
Auch vor dem Ortsschild von Laer (noch ohne Zusatz „Bad“) posierten die Elche.
Die Beatband „Pepitas“, ganz links Ulli Schlie.

Beatmusik überall – 13 Bands an einem Abend

Es war aber weder der Elch, noch das gemeinsame Kaffeetrinken (heute würde man „chillen“ sagen) bei Eduscho oder die Vorliebe für das damals wie heute leckere Eis von Toscani, das die Truppe einte: es war die Beatmusik!
Bands mit Namen wie „Pepitas“, „After Ten“, „Dynamites“ und „The Four Lords“ waren damals auch über die Grenzen der Stadt bekannt und spielten regelmässig live. Musik vom Plattenteller war damals eher die Ausnahme. Friedhold Kantwerk erinnert sich noch an ein Festival in der Halle Gartlage, wo 13 Beat-Formationen nacheinander auf der Bühne standen!

Osnabrücker "Elche" in der PresseZur Elch-Apotheke in den Landkreis

Die Sache mit dem „Elch“ bekam eine irre Eigendynamik. Gemeinsam fuhren die „Elche“ im Autokorso nach Bad Laer, denn dort gab es eine Elch-Apotheke.
„Der musste man natürlich einen Besuch abstatten“, erinnert sich Ulli Schlie, der damals Mitglied der Band „Pepitas“ war.

Die Idee mit dem „Elch-Festival“

Weil alle Osnabrücker „Elche“ auch aus der Beat-Szene stammten, lag die Idee nahe ein Osnabrücker „Elch-Festival“ zu organisieren! Friedhold Kantwerk, damals wie heute Bassist der „Four Lords“, erinnert sich: „Alles wurde mit Elch verbunden: Der Wirt war der Thekenelch, und von Toscani gab´s natürlich Elcheis!“
Weil der Elch aber nicht nur als Motto dienen sollte, kamen die Elche auf eine neue Idee, denn ein „richtiger“ Elch fehlte noch in Osnabrück.

Wir stiften dem Zoo einen Elch!

Ein echter Elch sollte her, möglichst aus Schweden und natürlich für den Zoo am Schölerberg.
Hier bekommt die Geschichte allerdings einen kleinen Dämpfer, denn die (zum Glück) vorher befragten Spezialisten vom Osnabrücker Zoo sagten:

Elch ist schwierig, der bekommt in Gefangenschaft immer Würmer

Für derartige tierische Darmbeschwerden wollten die Beatmusiker nun aber nicht verantwortlich sein. Ob die Beatmusiker damals in Sachen nordeuropäischer Fauna nicht so bewandert waren, oder einfach nur pragmatisch, kann man heute nicht mehr mit Gewissheit sagen.

Dank des Zoodirektors Osnabrück.
Der Dank des Osnabrücker Zoodirektors Sprado an die „Elche“ für die Rentiere.

Es blieb jedenfalls bei der bei der Idee mit der Zoo-Spende. Gekauft wurden jedoch Rentiere, und davon gleich drei Stück! Das erste Osnabrücker „Elch-Festival“, 1970 bei Rahenkamp in Voxtrup, spielte stolze 1.715 D-Mark ein, die dem Zoo für den Ankauf der Rentiere übergeben wurden.

Immer noch aktiv: Samstag bei der „4. Osnabrücker Beat-Party“

Die Band von Friedhold Kantwerk, „The Four Lords“, wird auch bei der „4. Osnabrücker Beat-Party“ auf der Bühne stehen. Damals wie heute spielt Kantwerk dort den Bass – 45 Jahre, nachdem auf der Bühne bei Rahenkamp das „Elch-Festival“ stattfand.

Auf die Frage, ob es denn auch ein zweites, oder gar drittes Osnabrücker „Elch-Festival“ gegeben habe, schütteln Kantwerk und Schlie nur das inzwischen etwas schüttere Haupt. Warum eigentlich nicht?
Die Bands von 1970 und viele „Elche“ von damals sind auch heute noch aktiv und haben vor allem auch ihre Fans über die Zeit gerettet.
Der Osnabrücker Zoo hat immer noch keinen Elch …und vielleicht ist das mit den Würmern mittlerweile auch in den Griff zu kriegen?

Neben den „The Four Lords“ spielen am Samstag (21.03.)  „Just For Fun“ und  „The Beat“.

Die Bands versprechen das Beste aus Beat, Pop und Rock der Sechziger und Siebziger, live und im Originalsound, unverstaubt und mit großer Spielfreude präsentiert, ungeachtet des Geburtsjahres ein mitreißendes Vergnügen für alle Besucher mit Faible für Live-Musik. Karten gibt es im Vorverkauf und an der Abendkasse.

Bitte beachten: Tischreservierungen sind nur vorab möglich.

Veranstaltung:

„4. Osnabrücker Beat-Party“ mit den Bands The Four Lords, Just For Fun, The Beat

Termin:

Samstag, 21.3.2015

Ort:

Haus Rahenkamp
Meller Landstr. 106
49086 Osnabrück

0541-386971

Einlass:

ab 19:00 Uhr

HP, Fotos: privat


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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