Kathrin Könker hat Afrika für sich entdeckt. Die Osnabrückerin möchte nach einer Reise nach Sansibar am liebsten direkt auswandern. Derzeit ist sie dort auf Jobsuche, um ein Visum zu beantragen und langfristig in den Busch zu ziehen.
2017 reiste Kathrin Könker das erste Mal nach Amerika, schnell war es um sie geschehen: Das Reisen ging ihr in Fleisch und Blut über. Die 28-Jährige zog es seit jeher in jedem Jahr mehrfach in ferne Länder. „Meine Freunde wundern sich immer, wie ich so viel Urlaub haben kann“, erzählt sie lachend. „Dabei ist er einfach nur gut geplant.“ In der Friedensstadt arbeitet Könker in der Buchhaltung, fühlt sich allerdings nicht mehr wirklich heimisch.
Zufällig Schönheit von Sansibar entdeckt
„Letztes Jahr ist meine Kanadareise ausgefallen“, erzählt sie. Die Monate zuvor war viel los, sie war ausgebrannt. „Ich dachte, ein bisschen Kokosnuss schlürfen und entspannen wäre das richtige.“ Kurzerhand entschied sie sich für Sansibar, eine zu Tansania gehörende Inselgruppe vor der Küste Ostafrikas. „Das erste Mal bin ich ohne Erwartungen weggeflogen.“ Dass sich diese neun Tage zu einem ihrer prägendsten Erlebnisse entwickeln würden, daran hätte sie bis dahin nicht einmal im Traum denken können. „Ich habe Land und Leute kennenlernen können und tatsächlich eher Stress als Entspannung gehabt“, erinnert sie sich. „Aber als ich abgefahren bin, habe ich so geweint wie noch nie in meinem Leben.“ Schnell war ihr klar: Das muss irgendeinen Grund haben. „Ich habe mich das erste Mal wirklich zuhause gefühlt und so tolle Menschen kennengelernt.“ Quasi bevor sie wieder in Deutschland gelandet ist, hat sie ihren Urlaub für 2023 auf Sansibar eingetütet.
Fernweh nach der afrikanischen Insel groß
Anfang Januar ging es für die 28-Jährige dann erst nach Kapstadt. Doch dort habe sie keinen Anschluss gefunden, die Stadt sei ihr „zu zivilisiert und europäisch“. „Kapstadt ist – wenn man so will – Afrika für Beginner. Da habe ich gemerkt, dass Sansibar das ist, was ich brauche.“ Mit den Menschen vor Ort habe sie das ganze Jahr über Kontakt gehalten und ihr kürzlicher Aufenthalt sei sogar noch besser gewesen als 2022. „In meiner Zeit dort habe ich viel gemacht, war immer unterwegs und habe versucht, in Dörfern, Schulen und Krankenhäusern zu helfen.“ Auch einen Tauchschein habe sie dort machen können. „Ich habe da einfach meinen Frieden gefunden“, meint sie. „Meine Seele ist da zuhause.“
Erst am Dienstag (14. März) ist sie wieder in Osnabrück gelandet. Zurück in Deutschland merkte die gelernte Buchhalterin schnell: „Das Leben hier ist mir zu steril. Ich brauche Action, Abenteuer – einfach das Wuselige.“ Mit einer Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin hofft sie, ihre Chancen auf dem dortigen Arbeitsmarkt zu erhöhen, um ein Visum zu beantragen und nach Afrika zu ziehen. „Mir ist klar, dass ich dort Abstriche machen muss. Sansibar ist sehr arm, ich will dort nicht reich, sondern einfach nur glücklich werden“, beschreibt sie ihre intrinsische Motivation für diese große Lebensveränderung. Den fluktuierenden Tourismus vor Ort will sich die Osnabrückerin zunutze machen und im Hotelmanagement Fuß fassen.
Ohne Job kein Visum
Aus dem Umfeld ihrer Heimatstadt bekommt sie viel Unterstützung für ihr Vorhaben, aber auch Skepsis schlägt ihr entgegen. „Wenn ich eines gelernt habe, dann: nicht auf andere hören“, weiß sie. Die Friedensstadt wird ihr sicherlich fehlen. „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt, aber irgendetwas hat sich in mir verändert.“ Könker hält nun die Augen nach passenden Jobs auf, um ihren Traum vom Auswandern wahr werden zu lassen. Denn ohne Arbeit gibt es nur schwerlich ein Visum.
Für sie wäre das der erste längere Aufenthalt in einem anderen Land, das sie vor allem durch die Lebensmentalität reizt. „Die Leute haben dort nicht viel, müssen viel arbeiten, aber sind einfach glücklich.“ Derzeit lebt die 28-Jährige eher im Moment. „Vielleicht ist Sansibar auch nicht für immer und ich komme in meine Heimatstadt zurück“, verrät sie. Doch derzeit ist der Wunsch nach Afrika einfach zu groß.
Wie es mit dem Traum der Osnabrückerin weitergeht, wird auch unsere Redaktion gespannt verfolgen.