Vor zweieinhalb Jahren zog es den Osnabrücker Johann Fuhrmann, der im Stadtteil Wüste aufgewachsen ist, in die mongolische Steppe. In Ulan Bator leitet der 36-Jährige das Büro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. In einem Gastbeitrag berichtet er über die Projekte der Stiftung in der Mongolei, den dortigen Umgang mit dem Corona-Virus und die bleibende Verbundenheit mit seiner Heimatstadt.
Ein Gastbeitrag von Johann Fuhrmann:
Schon als Jugendlicher habe ich mich für Politik begeistert und war in der Schüler Union aktiv. Nach meinem Abitur am Carolinum hatte ich die Möglichkeit, über den Caritasverband Osnabrück einen einjährigen Freiwilligendienst im russischen St. Petersburg zu absolvieren und habe so meine Faszination für das Leben im Ausland entdeckt. Für die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) kann ich mich nun in der Mongolei politisch für die Ziele der CDU-nahen Organisation engagieren und damit meine beiden Leidenschaften verbinden.
KAS in über 120 Ländern aktiv
Bevor meine jetzige Tätigkeit begann, kam natürlich auch bei meinen Freunden und meiner Familie in Osnabrück die Frage auf, welche Vorhaben die Stiftung in der Mongolei verfolgt. Die KAS ist heute weltweit aktiv und betreut mehr als 200 Projekte in über 120 Ländern. Schwerpunkte sind neben der Förderung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Sozialer Marktwirtschaft auch Regionalprogramme, etwa zur Etablierung freier Medien oder einer nachhaltigen Klima- und Energiepolitik.
Hilfe für junge Demokratie in der Mongolei
Unser Büro in der Mongolei wurde 1993 eröffnet. Nach dem Sturz der sozialistischen Diktatur suchte die junge Demokratie Unterstützung für den bevorstehenden Transformationsprozess. Bis heute arbeitet die KAS mit jenen Kräften zusammen, die damals die Diktatur friedlich zu Fall brachten und sich später innerhalb der „Demokratischen Partei” bündelten. Gegenüber anderen deutschen und internationalen Organisationen haben wir dabei den Vorteil, uns politisch nicht bedeckt halten zu müssen. Das offene Visier ermöglicht einen engen Austausch mit den politischen Entscheidungsträgern vor Ort.
Neuer Studiengang stärkt politische Grundkenntnisse
Neben der Festigung eines demokratischen Mehrparteiensystems setzt sich die KAS für eine unabhängige und kritische Medienberichterstattung ein. So wurde im vergangenen Jahr durch eine gemeinsame Initiative mit der Nationalen Staatsuniversität der Mongolei ein neuer Masterstudiengang „Politik und Journalismus” ins Leben gerufen. Einen Politikunterricht an den Schulen gibt es in der Mongolei nicht. Deshalb mangelt es vielerorts selbst an politischen Grundkenntnissen. Der neue Studiengang rückt neben journalistischen Fähigkeiten auch die Prinzipien des politischen Systems der Mongolei in den Blick, um zukünftig eine kritische Begleitung der Tagespolitik durch die angehenden Journalisten zu befördern. Ein wichtiges Signal: Mittlerweile wurde der Studiengang vom Bildungsministerium offiziell anerkannt.
Pandemie schränkt Projektarbeit ein
Seit Februar hat sich jedoch auch unsere Projektarbeit aufgrund der COVID-19-Pandemie verändert. Besuche von deutschen Experten oder Politikern mussten wegen der aktuellen Einreisebeschränkungen entfallen. Doch die frühen und strikten Maßnahmen der mongolischen Regierung zeigten beachtlichen Erfolg: Bis vor wenigen Tagen war es gelungen, einen Ausbruch von COVID-19 in der Bevölkerung zu verhindern. Im September und Oktober konnten auch größere Veranstaltungen unter Hygieneauflagen wieder stattfinden.
Regierung verhängt strikten Lockdown
Nachdem nun erste lokale Übertragungen des Virus aufgetreten sind, hat die Regierung umgehend mit einem harten, mehrwöchigen Lockdown und einer rigorosen Ausgangssperre reagiert. Wir versuchen auch dieser Situation das Bestmögliche abzugewinnen: Mit Videos und digitalen Vorlesungsreihen sprechen wir in diesen Tagen verstärkt junge Menschen an, um sie für Politik zu begeistern. Gleichzeitig erarbeiten wir für die junge Zielgruppe derzeit eine Online-Bibliothek und ein digitales Politiklexikon.
Schüleraustausch zwischen Ulan Bator und Deutschland?
Dennoch ist die Quarantäne natürlich auch eine einsame Zeit und so freue ich mich ganz besonders auf die nächsten Spiele des VFL Osnabrück. Und vielleicht gelingt es nach dem Ende der Pandemie, meinen schon länger verfolgten Plan, einen Schüler- oder Studierendenaustausch zwischen Ulan Bator und Osnabrück zu etablieren, umzusetzen. So zieht es dann in Zukunft möglicherweise junge Menschen aus dem Land des Dschingis Khan an das von Karl dem Großen gegründete Carolinum, an mein altes, heimisches Gymnasium und in meine Heimatstadt.