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Von der Tischlerin zur Konditorin: Lena Bächstädt kreiert in ihrer hauseigenen „Kalorienmanufaktur“ individuelle Torten

Seit mehr als zwei Jahren backt Lena Bächstädt in ihrer „Kalorienmanufaktur“ individuelle Torten, aber auch Cupcakes oder Macarons. Ihr eigene kleine Konditorei bauten sie in Familieneigenleistung direkt hinter dem Mehrgenerationenhaus in Osnabrück-Eversburg.

Dreistöckig, mit Blümchen oder der Osnabrücker Skyline: Die 32-Jährige verleiht in ihrer kleinen Backstube Torten das individuelle Etwas. Bis die Osnabrückerin ihre Berufung fand, machte sie einen kleinen Umweg. Das Abitur brach sie auf einem städtischen Gymnasium ab, absolvierte dann eine Tischlerlehre nach einem Praktikum. „Ich habe allerdings schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, sagt Bächstädt heute rückblickend. Noch während ihrer Tischlerausbildung buk sie 2011 ihre erste Hochzeitstorte für ihre Schwester. „Das war die erste Torte in meinem Leben und dann direkt dreistöckig“, erinnert sie sich. „Sie war nicht besonders hübsch, aber lecker.“ Nach einem Fachabi begann sie erst in Westerkappeln ihre Ausbildung, beendete sie dann in Belm.

Der Tortenexpress ist einigen Osnabrückerinnen und Osnabrückern bestimmt schon einmal im Stadtverkehr aufgefallen. / Foto: Schulte
Der Tortenexpress ist einigen Osnabrückerinnen und Osnabrückern bestimmt schon einmal im Stadtverkehr aufgefallen. / Foto: Schulte

Familie baute Konditorei im Hinterhof

„Ich musste in den sauren Apfel beißen und nachts um drei Uhr in der Backstube stehen“, so die Osnabrückerin. Als eine der Jahrgangsbesten schloss sie ihre Ausbildung ab, gewann den Landeswettbewerb und staubte damit eine Meisterstipendium ab. Während sie den Meister absolvierte, packte die Familie zu Hause kräftig an. „Ich komme aus einer Handwerkerfamilie“, erklärt sie. Dort wo heute ihre Konditorei hinter dem Wohnhaus Platz findet, befand sich bereits die Polsterei ihres Ur-Großvaters und die Werkstatt ihres Vaters. „Wir haben in Familienleistung und mit allen Auflagen eine Konditorei gebaut.“ Denn bereits während ihres Meisters war klar: „Wenn ich keine Schicht- oder Nachtarbeit machen will, bleibt mir nur die Selbstständigkeit.“ Heute backt sie darin jährlich über 50 Hochzeits- und Geburtstagstorten.

Im Hinterhof befindet sich die kleine und feine Konditorei Bachstädt. / Foto: Schulte
Im Hinterhof befindet sich die kleine und feine Konditorei Bächstädt. / Foto: Schulte

Hochzeiten sind Saisongeschäft

Besonders arbeitsintensiv wird es für die 32-Jährige von Mai bis September. Denn dann ist Hochzeitssaison. „In dieser Zeit kann ich auf keinen Fall Urlaub machen“, erzählt sie lachend. Vor und nach der Saison versucht sie sich, regelmäßig eine Auszeit zu gönnen, aber dann steht auch schon wieder das Weihnachtsgeschäft vor der Tür. „Ich arbeite allerdings auch nur so viel, wie bestellt worden ist“, erklärt Bächstädt ihr Konzept. „Ich habe nichts auf Lager, mache alles von Grund auf selbst – ich bin nicht Coppenrath“, scherzt sie. Bei ihren Zutaten achtet sie darauf, möglichst regional und saisonal zu backen. „Die Eier beziehe ich von Hof Helmich aus Westerkappeln, Erdbeeren gibt es bei mir nur jetzt und nicht im Januar.“ Bis eine Torte dann inidividuell und nach den Wünschen des Brautpaares zum wichtigen Tag fertig ist, steht die Konditormeisterin bis zu 15 Stunden in der Backstube – und hört währenddessen True-Crime-Podcasts.

„Je individueller die Torte, desto mehr Spaß macht sie mir“, so die Konditormeisterin. So zauberte sie bereits eine halbe Bayern München, halbe Flowerpower-Torte oder auch eine mit Osnabrücker- und Seattle-Skyline. Bald steht eine schwarze Hochzeitstorte mit goldenen Details an. Genauso unkonventionell haben sich auch Hochzeitsbräuche verändert. „Immer weniger Paare schneiden ihre Torte zu Mitternacht an. Davon rate ich auch immer meinen Kunden ab“, sagt sie. „Am schönsten ist es eigentlich direkt zum Empfang oder zum Nachtisch – dann bekommen auch alle etwas ab.“ Nahezu all ihre Torten fertigt sie aus Buttercreme. „Keine Angst vor Buttercreme“, setzt sie nach. Bächstädt schlage sie lange auf, dann sei sie mußig, locker und auch gar nicht schwer und halte gut die Form.

In der Regel wird die Kontormeisterin für dreistöckige Torten beauftragt, manchmal dürfen es aber auch vier sein. / Foto: Schulte
In der Regel wird die Kontormeisterin für dreistöckige Torten beauftragt, manchmal dürfen es aber auch vier sein. / Foto: Schulte

Arbeitsalltag besteht nicht ausschließlich aus Backen

Doch ganz so romantisch ist ihr Job nicht, stellt Lena Bächstädt klar. Die Osnabrückerin arbeitet tagein tagaus allein in ihrer Backstube, besorgt Zutaten, reinigt die Backstube, schreibt Rechnungen und fährt die Torten am jeweiligen Tag zum Kunden. „Viele sehen die ganze Arbeiten und auch versteckte Kosten hinter einer Torte gar nicht“, weiß sie. Dennoch ist sie froh, dass ihr Arbeitstag als Selbstständige oft vier oder fünf Stunden später startet als für Konditoren üblich. „Ich arbeite dafür nach hinten raus länger, versuche aber schon um 17 oder 18 Uhr Schluss zu machen. Erst einmal musste ich die Nacht durchmachen.“

Wer eine Torte der Osnabrücker Backfee haben möchte, sollte sich etwa ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Termin bei der „Kalorienmanufaktur“ melden. „Kleine Aufträge bekomme ich auch spontan mal dazwischen, aber in der Regel sollte man ein wenig Vorlauf einplanen“, erklärt sie. Im Oktober verschickt sie aus ihrer Eversburger Backstube wieder Tastingboxen an Brautpaare und zur Weihnachtszeit plant sie zur Abwechslung vom Bestellgeschäft wieder einen Vor-Ort-Verkauf in der Schwenke Straße.

Auch der Planungsraum für künftige Brautpaare, für die es direkt durch die Backstube geht, ist alles individuell gefertig worden - Manufaktur eben. / Foto: Schulte
Auch der Planungsraum für künftige Brautpaare, für die es direkt durch die Backstube geht, ist alles individuell gefertig worden – Manufaktur eben. / Foto: Schulte

Weitere Tortenhighlights sind auf Instagram oder online zu finden.


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Jasmin Schulte
Jasmin Schulte
Jasmin Schulte begann im März 2018 als Redakteurin für die Hasepost. Nach ihrem Studium der Germanistik und der Politikwissenschaft an der Universität Vechta absolvierte sie ein Volontariat bei der Hochschule Osnabrück. Weitere Stationen führten sie zu Tätigkeiten bei einer lokalen Werbeagentur und einem anderen Osnabrücker Verlag. Seit März 2022 ist Jasmin Schulte zurück bei der HASEPOST und leitet nun unsere Redaktion. Privat ist Jasmin Schulte als Übungsleiterin tätig, bloggt über Literatur und arbeitet an ihrem ersten eigenen Roman.

  

   

 

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