„Angelaschule goes Bundestagswahl“: Unter diesem Motto präsentierten sich am Donnerstagabend die Kandidaten aus der Region zur vorgezogenen Bundestagswahl 2025 und beantworteten Fragen der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Osnabrücker Stadtteil Haste.
Überschattet wurde die Veranstaltung, die mit der Teilnahme des Direktkandidaten der AfD auch der voraussichtlich zweitstärksten Partei bei der Bundestagswahl ein Podium bot, durch gegen die AfD gerichtete Schmierereien an der Schulturnhalle, die am Morgen vor der Veranstaltung entdeckt worden waren.
Auch direkt vor der Veranstaltung demonstrierte ein kleines Grüppchen AfD-Gegner mit einem Spruchband gegen die AfD und einen vermeintlichen „Rassismus der Mitte“. Ansonsten blieb es ruhig in der mit rund 300 Zuschauerinnen und Zuschauern gut gefüllten Aula der Angelaschule in Haste. Während der sachlich verlaufenden, knapp dreistündigen Veranstaltung wurde der AfD-Kandidat Florian Meyer allerdings einmal von einem Zwischenrufer als „rechtsradikal“ diffamiert, als dieser von „gefühlt 90 Prozent“ migrantischem Hintergrund bei Messerattacken sprach und diese Zahl nicht belegen konnte.
Kernkraft und Cannabis: Vielfältiger Fragenkatalog der Angela-Schüler
Doch wer erwartet hatte, dass es an diesem Abend – nicht zuletzt nach der Amokfahrt von Magdeburg und vor dem Hintergrund der Prognosen für das erwartete Wahlergebnis der AfD – vor allem um das Reizthema innere Sicherheit gehen würde, sah sich getäuscht.
Der von den Schülerinnen und Schülern vorbereitete Fragenkatalog reichte von Bildungspolitik über die Einstellung der Kandidaten zur Cannabis-Legalisierung bis zu erneuerbaren Energien. Das Energie-Thema wurde fast schon zur Konstante des Abends: Nachdem Mathias Middelberg, Direktkandidat der CDU, einen umfangreichen Exkurs über die nur unzuverlässig verfügbaren Erneuerbaren und den Verzug der Genehmigung der von Robert Habeck versprochenen neuen Gaskraftwerke gehalten hatte, zog sich eine mögliche Renaissance der Kernkraft als saubere und vor allem CO2-freie Energieform durch den Abend. Das einstige Reizthema Klimawandel geriet hingegen deutlich durch die aktuellen internationalen Konflikte ins Hintertreffen.
Erst als Middelberg vorzeitig gehen musste, konnte Vaupel glänzen
Nachdem CDU-Kandidat Middelberg die Veranstaltung vorzeitig verlassen musste, um zu einer weiteren Wahlkampfveranstaltung zu eilen, konnte SPD-Kandidat Thomas Vaupel glänzen, der zuvor ein wenig in die Defensive gegen den Politprofi der CDU geraten war. Allerdings schaffte es FDP-Kandidat Daniel Jutzi, den SPD-Kandidaten durch Zwischenfragen immer wieder aus dem Konzept zu bringen.
Luca Wirkus von den Grünen nutzte die ihr von Moderator Ludger Abeln zugebilligte Redezeit, um gut vorbereitet die Positionen ihrer Partei zu platzieren. Anders hingegen Nicole Emektas, die als Osnabrücker Ratsmitglied die für sie oft unangenehm wirkende Aufgabe übernommen hatte, als Ersatz für die eigentliche Kandidatin der Linken, Heidi Reichinnek, einzuspringen. Diese hatte aus terminlichen Gründen absagen müssen. So beschränkten sich die Beiträge der Linken-Vertreterin oft auf Zustimmung zu zuvor gegebenen Statements der deutlich besser vorbereiteten Vertreter von SPD und Grünen.
Abend endete mit einer Fragerunde an die Kandidaten
Die Veranstaltung endete mit der Möglichkeit, aus dem Publikum direkt Fragen an die Kandidaten zu stellen. Ausgerechnet der letzte Fragesteller, der sich in seinem Redebeitrag gegen die Reaktion Israels auf den Terror vom 7. Oktober stellte, drohte den ansonsten sachlich und informativ verlaufenden Abend zu kippen. Er wurde jedoch insbesondere von FDP-Kandidat Jutzi souverän in die Schranken gewiesen, der klarstellte, dass Lage im Nahen Osten zu komplex sei, um ihn in einem kurzen Statement zu klären, dass es seiner Ansicht nach aber einen klaren Auslöser für den aktuellen Konflikt gibt: „Blame Hamas.“