Wer glaubte bei einer Osnabrücker Firma günstige Onlineschnäppchen machen zu können und diese dann per Vorkasse bezahlt hat, wird womöglich sein Geld und die Hoffnung auf Lieferung abschreiben müssen. Die Osnabrücker Polizei ermittelt und bittet Geschädigte darum Anzeige zu erstatten.

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An der Osnabrücker Pagenstecher Straße war die Firma Elasticar über einige Jahre eine etablierte Adresse für den schnellen Reifenwechsel oder um untermotorisierten Familienautos mit allerlei Zierwerk, Alufelgen und Plastikspoilern einen sportlichen Auftritt im Stil der 80er Jahre zu verpassen.

[Nachtrag 7.12., 22:05]: Das Ladengeschäft an der Pagenstecherstraße besteht nicht mehr, online wird bei Google & Co jedoch noch immer die Adresse im Stadtteil Hafen angezeigt. Ob die womöglich neuen Eigentümer des Firmennamens und/oder der GmbH dies bewusst genutzt haben um Seriosität vorzutäuschen, wird sicher Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen sein. Für den Firmeninhaber wäre es problemlos möglich gewesen den Eintrag zu aktualisieren, was jedoch offensichtlich nicht geschah.

Schnelles Geld mit Onlineabzocke

Doch irgendwann in den vergangenen Monaten muss sich das Geschäftsmodell drastisch gewandelt haben, davon zeugen zahlreiche Beiträge in Onlineforen und die über Archivseiten noch auffindbaren Reste der inzwischen abgeschalteten Website.
Der Tenor in den Onlineforen: Erst überaus euphorisch, denn „kaum zu glauben“ sind die günstigen Preise des Osnabrücker Versandhändlers.
Doch schon bald überwiegen die negativen Rückmeldungen, der gutgläubigen Onlinekunden, die per Vorkasse zahlten und meist nicht beliefert wurden.

Wer genau hinschaute konnte den Betrug erkennen

Im Kommentarbereich des Schnäppchenportals MyDealz stellten die dort diskutierenden Schnäppchenprofis bereits im November einige Indizien fest, die auf einen unseriösen Anbieter hindeuteten.
So sollte für eine verspätete Vorauszahlung vom Käufer Strafzinsen gezahlt werden, was vollkommen unüblich ist und juristisch auch nicht durchsetzbar.
Ein Sicherheitszertifikat für die Onlineseite enthielt keine Adresse, während die Kontaktdaten, die auf der Website zu finden waren, auf einen Taucherladen in Lüstringen verwiesen – nicht auf das Ladengeschäft an der Pagenstecherstraße. Ein Handelsregistereintrag führte allerdings nach Duisburg und machte die vermutlich genau so gewollte Verwirrung komplett.

 

Elasticar Betrug Osnabrück
So sah die Elasticar-Website bis zur Abschaltung aus

Wer Glück hatte zahlte erst nach Sperrung des Kontos

In einigen Fällen sorgte der Käuferschutz von PayPal oder eine kulante Kreditkartenfirma dafür, dass aus der Vorauszahlung kein Lehrgeld wurde. Ein paar ganz Mutige, die per Banküberweisung zahlten, rettete in den vergangenen Tagen das inzwischen gesperrte Bankkonto und die automatisierte Rücküberweisung vor Tränen unter dem Weihnachtsbaum.

Polizei bittet Opfer um Anzeige

Die Polizeiinspektion Osnabrück teilte am Donnerstagnachmittag mit, dass ein Ermittlungsverfahren wegen Betruges gegen die Verantwortlichen der Firma Elasticar GmbH geführt wird. In dem Verfahren ist mit einer Vielzahl von Geschädigten zu rechnen, viele Betrugsopfer haben nach Angaben der Polizei bereits eine Anzeige erstattet. Geschädigte, die noch keine Anzeige erstattet haben, werden gebeten, ihre Strafanzeigen bei der für sie zuständigen Polizeidienststelle zu erstatten.

Von telefonischen Anfragen sollen die Geschädigten Abstand nehmen. Hinweise zur Anzeigenaufnahme und weitere Informationen erhalten sie ausschließlich unter der Telefonnummer 0541/327-2599 bzw. auf den Internetseiten der Polizeiinspektion und der Polizeidirektion Osnabrück.