Schmierereien überall im Stadtgebiet. Vom schnell gesprühten „Tag“ über eindrucksvolle Belege dafür, dass Kunst eben doch von Können kommt und die eigene Unfähigkeit nicht durch Selbstüberschätzung an der Spraydose wettgemacht werden kann. Mit dieser besonders augenfälligen Sachbeschädigung soll jetzt Schluss sein, fordert der Rat der Stadt Osnabrück.
Susanne Hambürger dos Reis, Fraktionsvorsitzende der SPD-Ratsfraktion, hat nachgezählt. Auf eine dreistellige Zahl summierten sich die Schmierereien an Hausfassaden, Zählerkästen und Abfallbehältern, an denen sie jüngst bei einem Spaziergang mit ihrer Großnichte in der Weststadt vorbeikam.
„Wir Kinder können das besser“ quittierte die Siebenjährige die Schmierereien und zumeist stümperhaften Graffiti. Doch damit soll jetzt Schluss sein – und auch den zahlreichen Schmierereien angeblicher Fußballfans will die Politik jetzt Einhalt gebieten.
Prävention, Intervention und legale Flächen
Die Verwaltung wurde in der Ratssitzung am Dienstag beauftragt, ein Konzept vorzulegen, mit dem illegale Graffiti in der Stadt Osnabrück zurückgedrängt werden kann.
Neben Maßnahmen zur Prävention und Intervention soll auch die Schaffung weiterer Flächen für legales Sprayen untersucht werden.
Das Osnabrücker Graffiti-Konzept soll dabei in Zusammenarbeit u.a. mit dem Jugendparlament, der Sozial- und Jugendarbeit, den Schulen aus den betroffenen Quartieren, dem Osnabrücker ServiceBetrieb (OSB), den Stadtwerken Osnabrück, der Polizei und dem Ordnungsamt entstehen.
Sprayer sind bis zu 30 Jahre haftbar für Sachbeschädigung
Auf Vorschlag der FDP/UWG Gruppe soll auch Einfluss auf die Osnabrücker Fanszene des VfL genommen werden, aus deren Reihen ganz besonders intensiv Sachbeschädigung betrieben wird. Dazu soll der VfL und das Fanprojekt mit in die Gruppe derer geholt werden, die an einem Graffiti-Konzept arbeiten soll.
FDP-Ratsherr Oliver Hasskamp erklärte dazu: „Graffiti ist nicht immer Kunst, sondern oft einfach nur Sachbeschädigung und Schadenersatzpflichtig“. Der Ratsherr wies darauf hin, dass derartige oft lilafarbenen Schmierereien kein Kavaliersdelikt sind und die Verursacher bis zu 30 Jahre nach der Tat – also bis ins hohe Erwachsenenalter – Schadenersatzpflichtig für ihre jugendliche Dummheiten sind.
CDU: Graffiti will bewusst stören und provozieren
Eva-Maria Westermann (CDU) warb für einen Änderungsantrag der Union, der vordringlich eine sofortige Entfernung von Schmierereien insbesondere an denkmalgeschützten Gebäude zum Ziel gehabt hätte. Der Unions-Ansatz wollte auf die pädagogischen Ansätze des Ursprungsantrags der Gruppe Grüne/SPD/Volt verzichten, auch weil die Verwaltung nach der Pandemie und in der heraufziehenden neuen Flüchtlingskrise ganz andere Probleme zu bewältigen habe, wie Westermann den Antrag ausführlich begründete.
Die CDU-Ratsfrau fand deutliche Worte für Graffiti, die per Eigendefinition der Szene nicht gefallen, sondern bewusst stören und provozieren wolle.
Linke: schlechte Graffitis „schonsprühen“
Chris Determann, der sich in der Ratssitzung dazu bekannte, bevor er Lokalpolitiker der Linkspartei wurde, in seiner Jugend selbst Wände beschmiert zu haben, forderte hingegen, man solle schlechte Graffiti nicht entfernen, sondern von Profis „schönsprühen“ lassen.
Die schließlich von einer Mehrheit aus Grünen, SPD, Volt und UWG/FDP beschlossene Präventionsarbeit, bringe nichts, mahnte der Kommunalpolitiker der Linken.