In einer stets spannenden Partie gewann der VfL am Ende knapp, aber hochverdient 1:0 beim schleswig-holsteinischen Fünftligisten SV Todesfelde.
Vor dem Spiel
In den letzten Wochen wurde viel in den Medien über den SV Todesfelde berichtet und immer wieder der inflationäre Vergleich mit dem gallischen Dorf bemüht. In „Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs“ gab es immerhin einen schönen Bericht aus der wunderbaren Welt von Todesfelde …
Auf die Startaufstellung …
… durfte man gespannt sein, schließlich hatte es beim VfL – wie bei allen anderen Vereinen auch – das alljährliche Bäumchen-wechsel-dich-Spiel gegeben und der VfL hatte mit seinen Neuen in der Vorbereitung bis auf die Anfangspartie gegen Schalke 04 recht ordentliche bis gute Leistungen gezeigt.
Nun, es gab durchaus kleine Überraschungen. Dass Kühn im Tor stand, war eigentlich zu erwarten, weniger, dass Mannschaftskapitän Trapp auf der Bank saß, der, wie sich später herausstellte, leicht angeschlagen war. Gespannt durfte man auf die Neuen in der 4-3-3-Formation sein.
„5 Siege bis Berlin. Auf geht’s, blau-gelbe Jungs!“, verkündet über zehn Meter Länge ein Banner der weltweit gefürchteten „Deathfield Ultras“. Das „Stadion“ erinnert mich rein optisch an den Sportplatz, den ich als Kind auf meiner Märklin-Eisenbahn-Anlage im Keller hatte. Der Rasen macht einen guten Eindruck. Anstoß bei bewölktem Himmel hat der VfL, und zwar, entgegen Roy Blacks einstiger Überzeugung, ganz in Schwarz.
Gleich zu Beginn …
… in der ersten Minute eine Großchance für den VfL. Ajdini flankt stark von rechts in den Torraum, aber Heider drückt den Ball nicht nach unten und köpft übers Tor.
Der VfL bestimmt sofort das Spiel und greift immer wieder über rechts an. In der 5. Minute zieht Kerk das Spielgerät vor das Tor und Heiders platzierten, aber zu laschen Kopfball kann Todesfeldes Torwart Landvoigt zur Ecke abwehren.
Die Todesfelder kommen zwar hin und wieder vor das Tor der Osnabrücker, doch der VfL lässt sich das Heft nicht aus der Hand nehmen. In der 16. Minute versetzt Sebastian Klaas nach einem tollen Sturmlauf aus der eigenen Hälfte drei, vier Gegner, zieht von halblinks aus 14 Metern ab, aber Landvoigt reagiert prächtig. Die bislang beste Aktion des VfL in diesem Spiel.
Mitte der ersten Halbzeit …
… verliert das Spiel etwas an Dynamik. Der VfL bestimmt zwar nach wie vor einseitig das Spielgeschehen, scheitert aber bislang immer wieder an der vielbeinigen Abwehr der Todesfelder oder aber am guten Torwart Landvoigt.
In der 31. Minute mal wieder ein schön vorgetragener Angriff des VfL, an dem wie fast immer der sehr agile Ajdini beteiligt ist, der Ihorst per Doppelpass einsetzt und dann Henning in den Lauf spielt. Der zieht sofort ab, aber da steht noch Torwart Landvoigt.
Der VfL macht das eigentlich ganz prima, aber es fehlt das Tor und die Deathfield-Ultras stimmen in einer Mischung aus schleswig-holsteinischer Genüsslich- und Gehässigkeit „Zweite Liga? Keiner weiß, warum!“ an.
Der VfL versucht es nun immer wieder durch die Mitte, was der Todesfelder Abwehrarbeit sehr entgegenkommt und so plätschert das Spiel dem Halbzeitpfiff entgegen.
Halbzeitfazit
Bis jetzt wurde in jeder Phase des Spiels die Überlegenheit des VfL deutlich, allein es fehlt das Tor. Chancen dazu gab es aber genug. Viel Glück und Geschick bewahrte den SV Todesfelde vor einem Rückstand.
Und noch etwas: Es tut so unheimlich gut, mal wieder echte Zuschauer zu erleben, auch wenn es sich nur um 600 handelt – 350 zahlende Fans, 150 Offizielle und etwa 100 Kiebitze, angeführt von der Freiwilligen Feuerwehr. [speaker-mute]
Tipp: Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig oder gar zu informativ ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.Halbzeitgedanken: Gar nicht mal so abwegige Halbzeitgedanken: Abwegige Halbzeitgedanken: Traurige Halbzeitgedanken: |
[/speaker-mute]Der VfL startet mit …
… Niklas Schmidt in die zweite Halbzeit, der für den bis dahin gut agierenden Bryan Henning ins Spiel gekommen ist, ansonsten ist sie zu Beginn eine Blaupause der ersten Hälfte: Todesfelde stellt bei Angriffen seine Harmlosigkeit unter Beweis, während der VfL versucht, seinem Gegner nicht nachzueifern und keinen Fehler in der Abwehr zuzulassen.
In der 54. Minute ein scharf getretener Eckball von Schmidt, den Kerk nach einer wuchtigen Drehung mit dem Kopf aufs Tor bringt, doch der Ball geht über die Latte.
Ein konditioneller Einbruch beim Dorfverein ist noch nicht zu erkennen und auch das Publikum genießt den Tag und die Leistung seiner Mannschaft in vollen Zügen und das mit einem Temperament, wie man es andernorts nur noch auf der Hallig Hooge vorfindet.
Nach einer Stunde endlich etwas Neues
Etienne Amenyido und Christian Santos machen sich warm und werden schließlich für Heider und Ihorst eingewechselt. Gleich darauf in der 62. Minute eine leichte Unsicherheit in der VfL-Abwehr, die Kühn aber bereinigen kann.
Dann fast das 1:0 für den VfL: Schmidt schlägt wieder eine Ecke gefährlich vor das Todesfelder Tor und Amenyidos scharfen Kopfball kann Landvoigt mit einem Reflex auf der Linie abwehren, danach klärt ein Todesfelder Verteidiger auf oder hinter der Linie. Das sah nach einem Tor aus.
Mit den nachlassenden Kräften der Gastgeber wird das Spiel nun etwas hektischer. Nur noch zwanzig Minuten und das Spiel geht in die Verlängerung. Landvoigt zeichnet sich immer wieder durch gutes Stellungsspiel und Paraden aus.
Eine Viertelstunde vor Schluss wechselt auch Todesfelde zwei neue Spieler ein. Und dann passiert es endlich:
Sebastian Klaas erzielt nach hervorragendem Anspiel von Santos – mit der Hacke durch die Beine des Gegners hindurch – mit einem scharfen Schuss aus etwa 13 Metern das mehr als verdiente 1:0 für den VfL. Eine solch gelungene Aktion aus dem Lehrbuch „Die schönsten Tricks aus der Mottenkiste des Fußballs – Teil 1“ hat man beim VfL schon lange nicht mehr gesehen.
Mit einsetzendem Regen noch eine etwas gefährlichere Situation vor dem Osnabrücker Tor: Sirmais flankt von rechts scharf in den Strafraum, Beermanns Klärungsversuch geht Richtung Tor, doch Kühn ist auf dem Posten. Der VfL spielt die Partie souverän zu Ende.
Fazit
Der VfL gewinnt knapp, aber hochverdient beim großen Außenseiter SV Todesfelde. Keine Ruhmestat, aber eine völlig korrekt erfüllte Pflichtaufgabe.
Am nächsten Sonntag startet dann endlich die neue Zweitligasaison. Vom Spiel des VfL in Fürth werden wir natürlich auch unmittelbar nach Spielschluss berichten. [speaker-mute]
Zahlen, Daten & FaktenZuschauer: 500, davon 350 zahlende und 150 Offizielle und Ordnungskräfte. Tore: Gelbe Karten: SV Todesfelde: VfL Osnabrück: Kühn – Ajdini, Heyer, Beermann, Reichel (89. Susac) – Klaas, Blacha, Henning (46. Schmidt) – Kerk (79. Köhler), Ihorst (61. Santos), Heider (61. Amenyido) Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg) |
Kalla Wefels Saisonrückblick 2019/20 erschien im aufwändigen A-4-Format und ist unter anderem bei Bücher Wenner erhältlich. Dietrich Schulze-Marmeling schreibt in seinem Vorwort: „Herausgekommen ist ein großartiges Saisonbuch. Eigentlich ist es weit mehr als das …“ Um die Spielberichte herum ranken sich Reportagen, „Halbzeitgedanken“, Hintergrundberichte, Fankommentare und Kolumnen.
160 Seiten A-4-Format / 12,00 €
Kalla saß mit zwei Jahren zum ersten Mal auf der Trainerbank des VfL, und zwar auf dem Schoß seines Vaters „Doc“ Wefel, der 34 Jahre lang Mannschaftsarzt und Vorstandsmitglied war.
Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Jupp Heynkes, Gerd Müller, Paul Breitner, Lothar Matthäus, Diego Maradona und Kalla Wefel hatten denselben Fußballtrainer, nämlich Udo Lattek, der einst bei Familie Wefel ein und aus ging. Diese und viele weitere skurrile, heitere und ernste Geschichten und Anekdoten um den VfL lassen sich in seinen Büchern „Mein VAU-EFF-ELL!“ und „111 Gründe, den VfL Osnabrück zu lieben“ nachlesen. Die von ihm 2010 mit viel Aufwand produzierte CD „Wir sind der VfL“ wurde 5.000 mal verkauft und der komplette Erlös (etwa 30.000 €) ging an terre des hommes. Seine VfL-Heimatabende sind legendär. Mit „Kär, Kär, Kär!“ schrieb er das nach der Bibel und „Mein Kampf“ meistverkaufte Buch Osnabrücks. Mit „Der VfL in der Saison 2019/20“ hat er ein neues Format entwickelt, das von nun an jährlich erscheinen soll. Seit über vierzig Jahren arbeitet er professionell als Journalist und Autor sowie als Kabarettist und Musiker.
Torwart Fabian Landvoigt (SV Todesfelde) setzt sich gegen Marc Heider durch / Foto: imago images / Nordphoto [/speaker-mute]