Die Vorfreude auf die neue Saison war überall im und um das Stadion herum zu spüren.
Die Verabschiedung von Alexander Dercho, der bis auf ein Jahr in Bielefeld während der letzten zehn Jahre für den VfL gespielt hat und nun aufgrund einer Verletzung seine Karriere beenden muss, ging durch die (verständliche) Unruhe auf den Rängen leider ein wenig unter. Bedenkt man, dass der Heidenheimer Anhang nur 300 der 1.500 Gästeplätze in Beschlag nahm und vor allem, dass Sommerferien sind und Heidenheim nicht unbedingt die zugkräftigste Mannschaft der 2. Liga ist, dann sind die 12.909 Zuschauer eine großartige Auftaktkulisse.
Jetzt geht’s lohos …
Nach acht langen Jahren der Drittligazugehörigkeit wirkte der Anpfiff schließlich für alle Beteiligten wie ein Befreiungsschlag. Sofort sprang der Funke auf die Ränge über, zumal der VfL sehr stark begann und schon nach 92 Sekunden eine erste Chance nach einer Flanke von Ouahim hatte, der Ball aber vor dem einschussbereiten Girth geklärt wurde.
Auch danach gab der VfL das Kommando nicht aus den Händen, glänzte auch spielerisch vor allem durch Dribblings des bärenstarken Ouahim, wobei ihm die spielstarken Blacha und Agu in nichts nachstanden.
Die Hüpfburg auf der Ost der eigentliche Sieger des Tages
In absoluter Bestform präsentierten sich alle Kurven: Das war eine wunderbar aufgeregte Stimmung wie beim Pokalfight gegen den HSV. Als nach einer halben Stunde eine Getränkepause eingelegt wurde, zeigten sich die zumeist völlig zu Unrecht gescholtenen Ultras voll auf der Höhe der Zeit und entrollten zwei Banner gegen die rechtsradikale „Identitäre Bewegung“.
Der VfL kann sich unendlich glücklich schätzen, solch engagierte Fans in der Ostkurve zu haben.
Heidenheim wird etwas stärker
Nach der Getränkepause fanden die Heidenheimer immer besser ins Spiel, doch verteidigte der VfL stets geschickt und stellte bei Angriffen des Gegners im Nu auf eine Fünferkette hinter einer Viererkette um, so dass sich für die Heidenheimer nur wenige Chancen ergaben.
[adrotate banner=“282″]In der Halbzeit war man sich einig: „Da ist mehr drin.“ Und die Mannschaft wurde mit frenetischem Applaus in die Kabine entlassen.
Bedenkt man die Temperaturen in dem Hexenkessel, ist die konditionelle Leistung beider Teams gar nicht hoch genug zu bewerten, zumal es dem Spiel nie an Tempo mangelte.
Anpfiff zur zweiten Halbzeit
In die zweite Halbzeit startete der VfL ähnlich stark wie zu Spielbeginn. Nach Chancen durch Heyer, Taffertshofer und vor allem durch Amenyido in der 56. Minute, dessen abgefälschter Schuss über die Latte ging, war es dann endlich soweit:
In der 58. Minute dribbelte sich Agu auf der rechten Seite durch, passte den Ball flach vors Tor und Ouahim musste das Spielgerät, das zuvor von drei Heidenheimer Spielern verpasst worden war, aus zwei Metern nur noch ins Netz befördern. Ein Urschrei aus fast 13.000 Kehlen ließ die Brücke erbeben und zum Tollhaus werden. Trampeln, stampfen, johlen und natürlich das ewige „Wir sind die Osnabrücker, wir sind immer da“ (wo denn auch sonst?).
[adrotate banner=“282″]Es war eine herrliche Stimmung und erste Diskussionen über die Aufstiegschancen machten bei all der verständlichen Euphorie die Runde. Amenyidos Schuss aus halblinker Position ging in der 68. Minute nur knapp am rechten Pfosten vorbei. Das wäre das 2:0 und eine Vorentscheidung gewesen, doch es ist eine Binsenweisheit, dass Fußball grausam sein kann.
Heidenheim war letztes Jahr lange am Aufstiegsrennen in die erste Liga beteiligt
Heidenheim hatte nach dem 1:0 mit einem Doppelwechsel reagiert: für Schmidt kam Leipertz und für Biankadi kam Otto kam ins Spiel. Beeindruckend an Heidenheim war, dass man immer das Gefühl hatte, dass sich die Mannschaft von dem Rückstand nicht sonderlich beeindrucken ließ und mit fast erschreckender Gelassenheit ihren Stiefel runterspielte, nach dem Motto: „Wir schaffen das“. Aus meiner subjektiven Fansicht schienen die Heidenheimer Spieler von Minute zu Minute dabei ein Stückchen größer zu werden und der VfL verlor in der Abwehr allmählich die Souveränität der ersten Stunde.
Nach einem Traumpass von Schnatterer auf Thomalla ging dessen Schuss in der 72. Minute noch knapp am Tor vorbei, doch in der 74. Minute schoss Griesbeck von der Strafraumgrenze aus und der von Thomalla abgefälschte Ball landete völlig unhaltbar und unglücklich im Netz von Körber.
Die elende Schlussphase
Der VfL wechselte etwa zehn Minuten vor Schluss Schmidt für Girth und Heider für Amenyido ein. Als nach der zweiten Trinkpause Wolze die gelb-rote Karte sah, hatte Heider in der 85. Minute sogar die Führung auf dem Fuß. Thioune wechselte noch Alvarez ein, doch das Blatt wendete sich zugunsten Heidenheims.
Beermann flankte in der 89. Minute aus halblinker Position und Leipertz vollendete mit einem wuchtigen Kopfball zum 1:2. Der VfL warf noch einmal alles nach vorn und wurde dann in der 94. Minute ausgekontert. Leipertz spielte in die Mitte zu Otto, der auf der Höhe des Elfmeterpunktes eiskalt vollendete. Die beiden eingewechselten Spieler machten also die beiden letzten Tore und sorgten so für den Endstand von 1:3.
Fazit des Autors
Falls jemand glaubt, es hätte Pfiffe gegeben, das Gegenteil war der Fall. Die VfL-Fans applaudierten der Mannschaft für ihre kämpferisch wie spielerisch wirklich gute Leistung und auch dafür, nie aufgesteckt zu haben.
Der VfL war in meinen Augen die bessere Mannschaft, Heidenheim die abgezocktere, was man neidlos anerkennen muss. Daniel Thioune und sein Team hat unser aller Vertrauen verdient und ich bin mir sicher, die Mannschaft wird ihren Weg in der zweiten Liga machen und der wird nicht in einer Sackgasse enden.
Zu hoffen ist, dass der VfL nächste Woche in Sandhausen nicht als Verlierer vom Platz geht, weil es sonst sehr schwer ist, da unten möglichst schnell wieder rauszukommen. Auch nur eine Binsenweisheit, aber leider wahr. Und dennoch steht für den Autor dieser Zeilen jetzt schon fest, dass dieser VfL mit dem Abstieg nicht viel zu tun haben wird.
Der Auftakt war jedenfalls – und das mag nach einer Niederlage komisch klingen – sehr vielversprechend.
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