Der VfL Osnabrück verlor sein vorletztes Heimspiel in dieser Saison gegen einen in fast allen Belangen überlegenen Gegner aus Bochum mit 0:2.
Die Lilahemden stehen zwar nach wie vor auf einem Nichtabstiegsplatz, doch schmilzt allmählich der Vorsprung zu den anderen abstiegsbedrohten Teams, zumal Wehen in Kiel punkten konnte und Karlsruhe erst morgen spielt.
Es war letztendlich die womöglich verdienteste Niederlage dieser Saison.
Vor dem Spiel
Nach dem 0:0 gegen den Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart am letzten Sonntag merkte man Trainer Daniel Thioune auf der Pressekonferenz am vergangenen Freitag die Erleichterung über den Punktgewinn an. Was die Motivation bezüglich der Schlussphase der Saison betreffe, so mache er sich keine Sorgen. Er habe der Mannschaft gesagt, dass es nur Gewinner geben könne, wenn sie am Ende der Saison überm Strich stehe. Denn auch die, die den Verein verlassen wollen oder müssen, würden sicherlich leichter einen Vertrag bekommen, wenn sie von einem Zweitligisten kommen, der über die gesamte Saison eine gute Rolle gespielt habe.
Und bevor man nun den Stab über diese Mannschaft bricht: Ein weiteres, unbedingt lesenswertes Statement von Daniel Thioune zum Thema zweite Bundesliga heute ausnahmsweise in den Halbzeitgedanken.*
VfL Osnabrück gegen VfL Bochum hört sich nach einem Dauerbrenner aus der zweite Liga an, doch tatsächlich fand heute erst die sechste gemeinsame Partie und das vierte Liga-Punktspiel beider Clubs statt. Die Bochumer sind seit der 0:1-Niederlage vom 17.02. gegen den VfB Stuttgart ungeschlagen, holten seither in acht Spielen 16 Punkte und werden mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben.
Unvergessen dürfte den meisten das dramatische Spiel aus der Hinrunde vor begeisterten 22.000 Zuschauern sein, von denen jeder fünfte aus Osnabrück stammte. Gemeinsame Gänsehaut schon bei Herbert Grönemeyers „Bochum“. Anpfiff. Nach zwei Minuten 1:0 für Bochum, drei Elfmeter, zwei davon auf jeder Seite verschossen, Pyro en masse und schließlich ein gerechtes 1:1.
Und heute? Ein Geisterspiel vor zweihundert Menschen im Stadion. Als die Mannschaften den Rasen betreten, halte ich verwegen einen Streichholz in die Höhe und singe leise vor mich hin: „Osnabrück, ich komm aus dir …“
Eine kleine Überraschung zu Beginn: Für Ajdini stand Álvarez in der Startelf. Geisterspiele-Meister Bochum trat mit derselben Mannschaft an, die am letzten Spieltag St. Pauli 2:0 geschlagen hatte. Goalgetter Ganvoula war – wohl wegen muskulärer Probleme – erneut nicht im Kader.
Soviel vorweg: Wenn von nun an vom VfL die Rede ist, dann ist immer unser VfL gemeint!
Es geht los …
Bei stickig schwüler Luft pfeift Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus das Spiel an. Der VfL hat Anstoß und spielt zunächst auf die verwaiste Fankurve zu.
Die Lilahemden greifen gleich zu Beginn an, wobei sich Bibiana Steinhaus, die das gesamte Spiel sehr unaufgeregt und souverän leitete, offenbar für eine großzügige Regelauslegung entschieden hatte.
Auf Bochumer Seite in der dritten Minute ein erster Warnschuss durch den Brasilianer Soares und es entwickelt sich eine muntere und intensive Anfangsphase, wobei die Bochumer zunächst eindeutig den aktiveren Part übernehmen, doch die VfL-Abwehr schien zunächst zur alten Stärke zurückgefunden zu haben.
Die Bochumer immer wieder mit starken Angriffen über die rechte Seite. In der 13. Minute kann Heyer einen Schuss von Pantovic gerade noch blockieren. Nach einer Viertelstunde führen die Bochumer mit 5:0 Ecken.
Als sich der VfL durch einige Entlastungsangriff Luft zu machen versuchte, schlugen die Bochumer eiskalt zu, wieder einmal über rechts. Der bärenstarke Osei-Tutu, die Leihgabe von Arsenal London, lässt Engel stehen, zieht in den Strafraum und passt flach in die Mitte. Gugganig will vor dem einschussbereiten Wintzheimer klären und trifft dabei unglücklich ins eigene Tor.
Bochum bestimmte weiter das Spiel
Nach einer halben Stunde fast das 2:0 für die Bochumer. Soares setzt sich auf der linken Seite durch und spielt Wintzheimer an, der aus sechs Metern am hervorragend reagierenden Kühn scheitert. Pantovics Nachschuss stellt kein Problem dar.
Die Ruhrpottler waren längst die dominierende Mannschaft, was auch gelegentliche Angriffe des VfL nicht übertünchen konnten. Alle Aktionen der Bochumer wirkten zielstrebiger und brachten die VfL-Abwehr mit gekonnt vorgetragenen Angriffen immer wieder in Verlegenheit.
Halbzeitfazit:
Bochum war von Anfang an das stärkere Team. Und der VfL hätte sich auch über einen höheren Rückstand nicht beschweren können. Gespannt durfte man sein, welches Team mit den äußeren Bedingungen in der zweiten Halbzeit besser klarkommen würde, zumal der VfL in dieser Saison oft genug bewiesen hat, dass er ein Spiel drehen kann.
Tipp:Die Halbzeitgedanken, eine Melange aus Hintergrundinformation und Kommentar, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie fallen hin und wieder recht knapp, manchmal aber auch sehr ausführlich aus. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig und informativ ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter. Mitunter werden die Halbzeitgedanken auch wiederholt, wenn sich beim jeweiligen aktuellen Gegner und dessen Heimatstadt seit dem letzten Aufeinandertreffen nicht viel geändert hat.
*Gar nicht abwegige Halbzeitgedanken: |
Der VfL wechselt zur Halbzeit offensiv
Schön zu sehen, wie Kühn vor Beginn der zweiten Halbzeit jedem Spieler einzeln Mut zuspricht.
Für Taffersthofer kam Ajdini, der sich gleich mit einem scharfen Schuss (47.) einführte, und für Engel stand nun Ceesay auf dem Feld.
Der VfL zu Beginn der zweiten Halbzeit das aktivere Team, doch Bochum setzt immer wieder zu Kontern an. Beeindruckend auch die gefährlichen Spieleröffnungen durch den ehemaligen Osnabrücker Torwart Riemann. In der 55. Minute steht Pantovic fast allein vor Kühn, der den hart geschossenen Flachschuss mit einer tollen Parade klären kann. Die Bochumer sind nach einer Viertelstunde der zweiten Hälfte einem zweiten Tor sehr viel näher als der VfL dem Ausgleich.
Die Blau-Weißen spielen hier im Stile einer Klassemannschaft auf und die Bemühungen des VfL wirken eher hilflos als durchdacht. Zum Glück für den VfL vergeben die Bochumer eine Chance nach der anderen.
Wie sehr sehnt man sich in einer solchen Phase nach der Unterstützung durch das heimische Publikum …
Bochum heute eine Nummer zu groß für den VfL
Dann in der 68. Minute der Knockout für den VfL: Soares stürmt von links auf das Osnabrücker Tor zu und spielt Wintzheimer in den Lauf, der mit einem Schuss in die lange Ecke Kühn keine Chance lässt.
In der 84. Minute keimt beim VfL noch einmal Hoffnung auf: Agu spielt Klaas im Strafraum an, der wird von Lampropoulos gelegt und es gibt nach Videobeweis einen Elfmeter.
Ouahim läuft an und Riemann kann den Ball mit einer klasse Parade an den rechten Pfosten lenken, damit war das Spiel entschieden.
Fazit
Der VfL hatte während des gesamten Spielverlaufs gegen einen enorm spielstarken Gegner aus Bochum kaum eine Chance, das Spiel für sich zu entscheiden.
Die Lila-Weißen stehen nun drei Spieltage vor Ende der Saison zwar auf keinem Abstiegsplatz, doch die Mannschaften dahinter rücken allmählich näher, bevor es am Dienstag zum großen HSV geht. Danach kommt Kiel und dann geht es zum Saisonabschluss nach Dresden. Ein leichtes Schlussprogramm sieht anders aus.
Im lila-weißen Treffpunkt fasst der User „Klingone“ die aktuelle Gemütslage eines VfL-Fans treffend zusammen: „Am Ende der Hinrunde hatte ich ein noch nie gekanntes VfL-Gefühl: Komplette Entspannung! Da dachte ich schon, dass das nicht mein Verein sein könne. Und siehe da, er ist es immer noch. Entscheidung in Dresden. Gruselig, aber mein Verein.“
Zahlen, Daten & FaktenZuschauer: (wie derzeit bundesweit üblich) Tore: Gelbe Karten: VfL Osnabrück: Kühn – Heyer, Gugganig, Trapp, Engel (46. Ceesay) – Taffertshofer (46. Ajdini), Blacha (67. Klaas) – Amenyido, Schmidt (37. Agu) , Henning – Álvarez (67. Ouahim) VfL Bochum: Riemann – Gamboa (86. Celozzi), Lapropoulos, Leitsch, Soares (72. Bella Kotchap) – Losilla, Tesche (78. Janelt) – Osei.Tutu (78. Weilandt), Zulj (78. Eisfeld), Pantovic – Wintzheimerin Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus (Langenhagen) Statistik: 26.05.1971 VfL : Bochum 2:4 – Bundesliga-Aufstiegsrunde |
Tabellarisches
Der VfL stand dem verdienten Punktgewinn beim VfB Stuttgart mit der Durchschnittsnote 3,31 nach wie vor auf dem dritten Platz der Kickerformtabelle, wohingegen der VfL aus Bochum realitätsnäher den achten Platz mit der Note 3,45 einnahm.
Tatsächlich trat der VfL als Tabellenvierzehnter des 30. Spieltags gegen den Neunten aus Bochum an.
Die aktuelle Tabelle:
Titelfoto: Foto: imago images / Poolfoto; Wolfgang Zink, Sportfoto Zink