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VfL Osnabrück: Mit einem 3:0 Triumph beendet der VfL eine sensationelle Hinserie!

Wer will diesen VfL noch stoppen?

Der VfL gewann ein richtungsweisendes Spiel, das bei aller spielerischen Überlegenheit zunächst nach einem Unentschieden aussah, souverän mit 3:0 und steht nach einer sensationellen Hinserie auf dem 5. Rang, nicht weit von einem Aufstiegsplatz entfernt …
„Mit dem Abstieg wird dieser VfL nichts zu tun haben“, schrieb der Autor dieser Zeilen bereits zu Saisonbeginn nach der Auftaktniederlage gegen Heidenheim.

Dass der VfL in der Kickerformtabelle hinter Bielefeld den zweiten Platz (Note 3,15) innehat, dürfte langsam bekannt sein. Dresden hingegen befand sich vor dem Spiel immerhin auf Platz 13 (3,63). Tatsächlich aber trat der VfL als sensationeller Tabellenfünfter des 16. Spieltags gegen das Schlusslicht der zweiten Liga an. Aufgrund des Katastrophenstarts der Dresdener hat es dort vor wenigen Tagen einen Trainerwechsel gegeben: Markus Kauczinski wurde Nachfolger von Christian Fiél.
„Meine Jungs haben Blut geleckt. Wir wollen uns von unserem Publikum mit einem Sieg in die Winterpause verabschieden und das Jahr ohne Niederlage beenden“, verkündete Daniel Thioune auf der PK vor dem Spiel zuversichtlich, wenngleich ihn der Trainerwechsel der Dresdener nicht behagte, da eine solche Situation für ihn als Trainer neu und die gegnerische Mannschaft schwerer einzuschätzen sei.
„Ich kann nichts versprechen, aber ich weiß, dass ich mehr erste Spiele gewonnen als verloren habe“, tönte Kauczinski vor dem Spiel.

Beginn

Vor dem Spiel wurde mit einer würdevollen Laudatio von Stadionsprecher Carsten Thye dem vor wenigen Wochen im Alter von 86 Jahren verstorbenen Reinhard Haseldiek gedacht.

Gegenüber der Aufstellung in Kiel war die Startelf, wie nicht anders zu erwarten war, auf einigen Positionen verändert. So kamen Henning, Friesenbichler und Schmidt  für Heider, Álvarez, und Köhler ins Team, die allerdings alle auf der Bank saßen.

Die Gäste übernahmen in den ersten Minuten den etwas aktiveren Part, ohne Torgefahr zu entwickeln, was sich allerdings nach kurzer Zeit zugunsten des VfL änderte.
Der VfL steigerte den Druck nach vorn und die Dynamo-Abwehr zeigte erste Unsicherheiten. Als Ballas den Ball am eigenen Sechzehner verstolpert, kommt Henning an den Ball und zieht aus spitzem Winkel aufs Tor. Broll kann klären. Kurz darauf steht er zu weit vor dem Tor und Ouahims Bogenlampe (11.) geht knapp übers Tor.

David Blacha am Ball
David Blacha am Ball, Foto: imago images / Nordphoto

Der VfL spielerisch überlegen, doch Dynamo hält energisch dagegen

Mannschaften und Fans beider Lager gaben zwar alles, doch wirklich große Chancen stellten sich nicht ein.
Heyer, der in der 16. Minute bereits wegen eines klassischen Bodychecks zurecht Gelb erhalten hatte, konnte von Glück reden, nach einem erneuten Foul (26.) nicht vom Platz gestellt worden zu sein.
Während der ersten halben Stunde gab es kaum nennenswerte Szenen und es sah ganz nach einem 0:0 zur Halbzeit aus.

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Ein erster Weckruf und die verdiente Führung

In der 35. Minute dann die erste Großchance. Der VfL greift über rechts an. Der Ball landet bei Ouahim, der letztendlich aus zwölf Metern rechts am Tor vorbeizieht.
Dann die große Befreiung aus dem Dornröschenschlaf: Henning kommt nach einer Ecke an den Ball, flankt Richtung Torraum, Heyer stürmt wuchtig von links heran und köpft die Kugel ins Netz. Riesenjubel samt Erweckungsgottesdienst an der Brücke.

Halbzeitfazit:

Die Führung des VfL war wegen der spielerischen Überlegenheit und der besseren Chancen durchaus verdient. Dresden war nach wenigen guten Anfangsminuten eher auf Zerstörung aus, als um konstruktiven Spielaufbau bemüht. Der VfL fand mit zunehmender Spieldauer hingegen immer besser ins Spiel und erzielte zurecht das 1:0.

Halbzeitgedanken:

Dynamo Dresden wurde am 12. April 1953 gegründet und hat heute mehr als 23.000 Mitglieder. DD wurde achtmal DDR-Meister und siebenmal DDR-Pokalsieger. Zu den bekanntesten Spielern zählen sicherlich Matthias Sammer und Ulf Kirsten, auch der Vechtaer VfL-Wandervogel Ansgar Brinkmann weilte dort für 27 Punkjtspiele. Alles Weitere gibt es bei Wikipedia.
Dresden selbst hat 550.000 Einwohner. Im Stadtrat haben immerhin 77,6% demokratische Parteien gewählt. Mit 20,5% errangen die Grünen bei der Wahl zum Stadtrat im Mai dieses Jahres die meisten Stimme vor der CDU.

Gar nicht mal so abwegige Halbzeitgedanken:

Dresden ist wirklich eine der schönsten Städte Deutschlands, wie ich aufgrund etlicher Besuche dieser Stadt behaupten kann, mit einer allerdings potthässlichen rassistischen PEGIDA-Anhängerschaft.
Nicht umsonst hat die Schweiz Ende August 2018 eine Reisewarnung für Sachsen ausgesprochen, drei Jahre zuvor bereits Kanada.
Am heutigen Sonntag fand nun ab 14 Uhr – parallel zur Fußballbegegnung – auf dem ehemaligen Adolf-Hitler-Platz, nun Theaterplatz, wenige Wochen nach dem Juwelenklau also, die nächste kriminelle Veranstaltung statt: das PEGIDA-Weihnachtsliedersingen.
Da einige Dynamo-Fans der Neonazi-Szene zuzurechnen sind, fehlten heute offenbar einige schräge Tenor- und Bassstimmen im Dresdner Block. Sei’s drum, ein Nazimangel hat noch keiner Fanszene geschadet.

Abwegige Halbzeitgedanken:

Mit Dresden verbinde ich vor allem als Auftrittsorte die Herkuleskeule und das Dresdner Brettl, heute Theaterkahn.
Wir, mein ehemaliger Kabarettpartner Claus Dethleff und ich, sind damals unter dem Namen Spvg. Turn & Taxis direkt nach dem Mauerfall zwei Wochen lang im Dresdner Brettl mit dem Programm Sind Sie frei? aufgetreten. Alle Vorstellungen waren ausverkauft.
Der Intendant des Hauses, der Schauspieler Friedrich Wilhelm Junge, begrüßte jeden Abend das Publikum mit den Worten: „Liebe Gäste, das, was Sie heute Abend sehen werden, hat nichts mit dem ehemaligen Kabarett der DDR zu tun. Zwar findet bei den beiden Hamburger Jungs (er meinte Claus und mich ) auch einiges zwischen den Zeilen statt, aber, und das ist neu, wirkliche Arschlöcher werden auch als solche bezeichnet. Das ist wohl das, woran Sie sich heute Abend gewöhnen sollten. Und ich kann Ihnen verraten: Es hat eine sehr befreiende Wirkung, Arschlöcher als Arschlöcher zu bezeichnen. Und nun viel Vergnügen …“
An einem der Abende war Friedrich nicht dabei, weil er selbst ein Gastspiel hatte. Also fehlte diese kurze Begrüßung und einigen Leuten im Publikum waren die großen Fragezeichen über den Köpfen regelrecht anzusehen. Nach ein paar Szenen übernahmen wir irgendwann Friedrichs Ansage und die Erleichterung war förmlich zu spüren und zu hören: Es durfte also gelacht werden, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen.

Nachgedanken, bevor es zu abwegigeren Halbzeitgedanken kommen kann:

Wie es zu einem extrem schrägen Auftritt vor dem Hamburger(!) Lions Club in Dresden(!) kam, dann beim Rückspiel im Rudolf-Harbig-Stadion.
Stattdessen hier noch einige Buchempfehlungen meines Lieblingsautors zu Weihnachten.
Und was meinen Kabarettpartner Claus Dethleff betrifft, mit dem ich gestern lange telefoniert habe: Es hat ihn wegen der Liebe 1994 ganz nach Dresden verschlagen und die hat gewirkt. Heute ist er der Vorsitzende des Vereins Stolpersteine für Dresden, in der Flüchtlingshilfe aktiv, betreibt den Blog Datendusche und kämpft für den Erhalt demokratischer Mehrheiten in Sachsen. 
Die zweite Halbzeit geht los …

Der VfL ging unverändert in die zweite Hälfte

Daniel Thioune sah keinen Grund für einen Wechsel, während bei den Dresdenern Stor für Jeremejeff ins Spiel kam. Die zweite Hälfte begann mit einigen Angriffsversuchen der Dresdener, die allesamt spätestens vor dem Strafraum verpufften.

Dann in der 54. Minute der nächste große Auftritt von Niklas Schmidt. Der eingewechselte Stor lässt sich in der Dresdner Hälfte von Schmidt den Ball abnehmen und der marschiert in schon fast gewohnter Manier auf das Dresdner Tor zu. Umläuft ein paar Abwehrspieler wie lästige Slalomstangen und versenkt den Ball lässig ins rechte untere Toreck.
Der VfL führt 2:0!

Moritz Heyer sieht die Gelb / gelbe Karte von Schiedsrichter Rene Rohde, Foto: imago images / Nordphoto
Moritz Heyer sieht die gelbe Karte von Schiedsrichter Rene Rohde, Foto: imago images / Nordphoto

Dresden ließ immer mehr nach!

Schüsse von Blacha und Schmidt setzten weitere Ausrufezeichen, während die Dresdener so gut wie nichts zustande brachten. Nachdem Taffertshofer von recht abzieht, kann Broll mit einer phantastischen Parade klären.
Dann in der 78. Minute der endgültige Todesstoß für die Dresdener:
Álvarez spielt Ouahim mit einem genialen Pass frei, dessen Schuss Broll noch parieren kann, doch Ajdini erzielt mit dem Nachschuss das 3:0.
Die restlichen Minuten vergehen relativ ereignislos. Die erfreulich friedlich auftretenden Dynamo-Fans verlassen etliche Minuten vor dem Schlusspfiff geknickt das Stadion. Das VfL-Publikum hingegen hat sich längst erhoben und feiert sich selbst, diese Stadt und den VfL.

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Fazit

Der VfL gewinnt auch in dieser Höhe völlig zurecht gegen einen eher schwachen Gegner aus Elbflorenz.
Die Mannschaft ist seit sage und schreibe acht Spieltagen ungeschlagen, holte aus den letzten fünf Partien 13 Punkte, steht auf Platz fünf und muss nun zum Verfolgerduell nach Heidenheim. Jawohl, zum Verfolgerduell, denn das Spitzentrio ist längst in Sichtweite und langsam kann sich der VfL eher nach oben als nach unten orientieren.

Der VfL hat nach der Hinserie als Aufsteiger 26 Punkte geholt und darf sich am kommenden Sonntag auf das letzte Spiel vor der Winterpause freuen.
Diese Mannschaft und das Trainerteam haben auch im Nachhinein ungemein viel Spaß gemacht und Großes geleistet. Wie schrieb der Autor dieser Zeilen zu Saisonbeginn nach der 1:3-Heimniederlage gegen Heidenheim:
„Falls jemand glaubt, es hätte Pfiffe gegeben, das Gegenteil war der Fall. Die VfL-Fans applaudierten der Mannschaft für ihre kämpferisch wie spielerisch wirklich gute Leistung und auch dafür, nie aufgesteckt zu haben.
Der VfL war in meinen Augen die bessere Mannschaft, Heidenheim die abgezocktere, was man neidlos anerkennen muss. Daniel Thioune und sein Team hat unser aller Vertrauen verdient und ich bin mir sicher, die Mannschaft wird ihren Weg in der zweiten Liga machen und der wird nicht in einer Sackgasse enden.
Der Auftakt war jedenfalls – und das mag nach einer Niederlage komisch klingen – sehr vielversprechend.“

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Genießen wir also die Vergangenheit und freuen uns gemeinsam auf die Zukunft (denn die ist gewiss).

Zahlen, Daten & Fakten

Zuschauer: 15.352, davon etwa 1.000 aus Dresden

Tore:
1:0 (41.) Heyer
2:0 (54.) Schmidt
3:0 (78.) Ajdini

VfL Osnabrück: Kühn – Ajdini, Heyer (83. Susac), van Aken, Wolze – Taffertshofer, Blacha, Schmidt (67. Köhler), Ouahim – Henning (70. Álvarez), Friesenbichler
Trainer: Daniel Thioune

Dynamo Dresden: Broll – Kreuzer, Ballas, Ehlers, Löwe – Nikolaou, Ebert (89. Kulke) – Koné, Horvath, Klingenburg (82. Hamalainen) – Jeremejeff (46. Stor)
Trainer: Markus Kauczinski

Schiedsrichter: René Rohde (Rostock)

Gelbe Karten:
(16.) Heyer
(35.) Ebert
(69.) Klingenburg

Rote Karte:
(.)

Statistik:
Seit 2002 trafen die beiden Clubs 15-mal aufeinander.
Dabei gab es fünf Siege für den VfL und fünf für Dresden, fünf Spiele gingen unentschieden aus.
Hier geht es zur Statistik von „fussballdaten.de„.

Die aktuelle Tabelle:

VfL Osnabrück: Mit einem 3:0 Triumph beendet der VfL eine sensationelle Hinserie!

 


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Kalla Wefel
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