In einer Partie, die von Anfang an von beiden Mannschaften mit viel Engagement geführt wurde, ging der VfL nach einer tollen Leistung als 2:0-Sieger vom Platz. Die bislang sieglose Rückrunde könnte sich damit doch noch zum Positiven wenden, zumindest kann der VfL nun im Abstiegskampf ein wenig durchatmen …
Vor dem Spiel: “Wir gehen ‘all in’!”
Der VfL war vor der Partei seit zehn Spieltagen ohne Sieg und mit einer kargen Ausbeute von gerade einmal vier Punkten die mit Abstand schlechteste Rückrundenmannschaft.
“Wir gehen ‘all in’!”, verkündete Daniel Thioune am Tag vor dem Match und weiter: “Wir können am Dienstag nicht mit unseren Kräften haushalten. Wir brauchen Siege und Punkte. Wir wollen den Bock umstoßen.”
Nun, soviel vorweg: Der VfL ging “all in” und stieß auch tatsächlich den Bock um.
In der Startelf wurde Ceesay erneut Álvarez vorgezogen und der Ex-Fürther Gugganig ersetzte den in den letzten beiden Spielen etwas unglücklich agierenden van Aken. Zudem waren Wolze und Henning neu in der Startelf.
Bei den Fürthern, deren Partie letztes Wochenende aus bekannten Gründen gegen Dresden verschoben werden musste, spielten nach dem 2:2 gegen den HSV Ernst für Green und Raum für den zweifachen Torschützen Nielssen, der nicht einmal im Kader war.
Im Hinspiel hatte der VfL gegen die Fürther noch über die beste Abwehr der zweiten Liga verfügt.
Ein paar verwaiste grün-weiße Kleeblattfahnen auf den leeren Rängen sorgten für jene prickelnde Atmosphäre, wie es sie nur bei Geisterspielen geben kann.
Der VfL startet gut
Bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad hatte Fürth Anstoß gegen die ganz in Lila antretenden VfLer. Gleich zu Beginn ein Schuss von Ceesay aus 20 Metern, der für Burchert aber kein Problem darstellt.
Nach einem nervösen Beginn beider Mannschaft übernahm Fürth zunächst die Initiative, doch in der neunten Minute setzt sich auf der rechten Seite Ceesay durch, flankt nach innen auf Blacha, der keine Mühe hat, den Ball aus wenigen Metern zum 0:1 zu versenken.
Zwei Minuten später wird der quirlige Ceesay kurz vor der Strafraumgrenze von Meyerhöfer umgerempelt. Der fällige Pfiff bleibt aus.
Fürth kam nun wieder besser ins Spiel, aber der VfL wirkte gut organisiert und immer wieder und überall Ceesay, der an fast allen offensiven wie defensiven Aktionen beteiligt war. In der 20. Minute hätte er nach einer Flanke von Wolze sogar das 2:0 erzielen können, aber der Kopfball ging weit über das Tor.
Trotz der optischen Überlegenheit der Fürther hatte der VfL immer wieder seine Chancen auf ein zweites Tor.
Der VfL kam immer besser ins Spiel, der Schiedsrichter immer schlechter …
Mitte der ersten Halbzeit hatte der VfL nach wie vor die Fürther gut im Griff und man merkte der Osnabrücker Mannschaft den unbedingten Willen an, tatsächlich “all in” zu gehen.
Die in den letzten Spielen so sehr gebeutelte Verteidigung stand fest. In der 32. Minute wird der aufs Tor zustürmende Blacha von Caligiuri umgerissen, der Elfmeterpfiff bleibt aus. In der 35. Minute verstolperte Ceesay auf der Höhe des Elfmeterpunkts die Ballannahme, das hätte ein Tor werden können. In der 36. wird Henning zum zweiten Mal von Seguin brutal gefoult, erneut bleibt der Pfiff aus.
Dann in der 39. Minute ein katastrophaler Fehlpass von Blacha. Leweling kommt an den Ball, der spielt den völlig frei stehenden Hrgota an, der aus elf Metern sofort abzieht. Der Ball knallt gegen den linken Pfosten, wobei Kühn noch mit der rechten Fußspitze dran war und dem VfL die Führung rettete.
In der 43. Minute landet eine durch einen Pressschlag abgelenkte Ceesay-Flanke bei Wolze, der nicht lange fackelt und aus 22 Metern mit voller Wucht volley abzieht. Burchert kann den Ball gerade noch über die Latte lenken.
Halbzeitfazit:
Der SpVgg Greuther Fürth gehörten die ersten Minuten des Spiels und der VfL ging etwas überraschend in Führung. Mitte der ersten Halbzeit übernahmen die Osnabrücker immer mehr das Kommando und ließen sich auch von Blachas kapitalem Fehler nicht verunsichern, zumal die Abwehr bis dahin sehr gut stand und nach vorne immer wieder Nadelstiche gesetzt werden konnten.
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Beide Teams mit Wechseln zu Beginn der zweiten Halbzeit
Der VfL begann die zweite Hälfte mit Engel für Trapp. Die Fürther stärkten die Offensive, denn Keita-Ruel kam für Wittek und Green für Tillman.
Schon in der 53. Minute der nächste Wechsel: Blacha verließ leicht humpelnd den Platz, für ihn kam Schmidt aufs Feld.
Die ersten Minuten verliefen ruhig. Der VfL stand hinten nach wie vor gut sortiert und die Fürther sind wie schon im ersten Durchgang nur scheinbar feldüberlegen, denn die Lilahemden hatten weitestgehend die Kontrolle über das Spiel.
Dann schlug der VfL in der 58. Minute erneut zu. Und wie!
Der Ball landet mit dem zweiten Angriffsversuch bei Schmidt, der aus 25 Metern mit dem Außenrist den immer länger werdenden Ball auf halber Höhe direkt neben den rechten Pfosten ins Netz setzt. Auf jeden Fall das Tor des Tages.
Wenig später hat Ceesay sogar das 3:0 auf dem Fuß. Er kämpft sich mit viel Einsatz gegen zwei Fürther im Strafraum durch, gerät dabei durch Fremdeinwirkung leicht ins Straucheln und zieht knapp am linken Pfosten vorbei.
Auf der Gegenseite in der 64. ein Hammerschuss von Seguin aus fast 30 Metern, den Kühn noch mit ein oder zwei Fingernägeln an die Latte lenken kann. Der Tormann bot ohnehin eine tadellose Leistung.
In der 70. Minute scheitert Schmidt mit einem Flachschuss aus 15 Metern nur knapp an Burchert.
Auf der Gegenseite entwickelt sich eine verunglückte Flanke von Stefaniak zur Riesenchance für Fürth, doch der stets präsente Kühn schaufelt den Ball im letzten Moment im Rückwärtslaufen ins Aus.
Nachdem ein Tor von Gugganig wegen Abseits (wohl zurecht, aber nur durch astrophysikalische Berechnungen zu ermitteln) nicht gegeben wurde, brennt es erneut im Osnabrücker Strafraum. Erst landet ein Kopfball von Keita-Ruetel an der Latte und dann scheitert der Fürther im zweiten Versuch aus vier Metern ebenfalls per Kopfball am alles überragenden Kühn.
Fürth forderte kurz darauf wegen Handspiels einen Elfmeter, aber der Kölner Keller war dagegen. Viel passierte danach nicht mehr, sieht man vom Jubel der Osnabrücker beim Schlusspfiff ab.
Fazit:
Dem VfL gelang mit diesem verdienten Sieg der erste große Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Die Fürther hatten zwar hin und wieder Pech im Abschluss, dreimal trafen sie Aluminium, aber der VfL hätte auch ein oder zwei Tore mehr erzielen können.
Das gesamte Auftreten der Mannschaft bot viel Grund zur Freude. Die einst beste Abwehr der zweiten Liga meldete sich jedenfalls eindrucksvoll zurück.
Aus einer insgesamt prima eingestellten und kämpferisch starken Mannschaft ragten Kühn und der “hyperaktive” Ceesay heraus.
Wenn der VfL das kommende Heimspiel am Freitag gegen Regensburg gewinnt, dürften die größten Abstiegssorgen zumindest für eine Weile in den Hintergrund rücken.
Zahlen, Daten & FaktenZuschauer: 200, davon 100 im Innenraum und 100 auf den Tribünen, weitere 100 Ordnungskräfte außerhalb des Stadions. Tore: Gelbe Karten: SpVgg Greuther Fürth: Burchert – Meyerhöfer, Jaeckel, Caligiuri, Wittek (46. Keita-Ruel) – Ernst, Seguin (69. Sarpei), Tillman (46. Green) – Leweling (69. Stefaniak), Hrgota, Raum VfL Osnabrück: Kühn – Heyer, Gugganig, Trapp (46. Engel), Wolze – Taffertshofer, Blacha (53. Schmidt) – Amenyido (62. Agu), Henning, Ouahim (82. Ajdini) – Ceesay Schiedsrichter: Tobias Reichel (Stuttgart) Statistik: Von nun insgesamt 16 Zweitligaspielen gewann der VfL fünf, Fürth acht und drei Partien endeten unentschieden. Zum letzten Mal hatte der VfL am 15.03.2009 gegen Fürth gewonnen, und das gleich 5:1 unter Trainer Pele Wollitz. Hier geht es zur kompletten Statistik von “weltfussball.de“. |
Tabellarisches
Der VfL fiel vor dem Spiel mit der Durchschnittsnote 3,32 auf den dritten Platz der Kickerformtabelle zurück, wohingegen die SpVgg Fürth mit der Schulnote 3,36 auf dem fünften Tabellenplatz stand.
Tatsächlich trat der VfL als Tabellendreizehnter des 27. Spieltags gegen den Achten aus Fürth an. Beide Teams trennten vor dem Spiel sieben Punkte voneinander.
Titelfoto: Foto: imago images / Poolfoto; Wolfgang Zink, Sportfoto Zink