In einer ausgeglichenen Partie, die der VfL auch als Sieger hätte beenden können, holte der VfL mit einer völlig umgekrempelten Startelf beim Aufstiegsmitfavoriten HSV einen ebenso verdienten wie wichtigen Punkt im Kampf gegen den Abstieg. Der letzte Sieg gegen den VfL gelang dem HSV damit am 25.09.1988.
Vor dem Spiel
In einem der denkwürdigsten Spiele, das die Bremer Brücke je gesehen hat, erlebte der HSV im Hinspiel in Osnabrück am 29.11.2019 seinen “Black Friday” und der VfL einen seiner “Fridays for Future”.
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Damals verfügte der VfL noch über die beste Abwehr der Liga. Seither hat sich einiges getan. Der unerklärliche Zusammenbruch nach der Winterpause bedarf noch kritischer Betrachtung, denn erst mit Beginn der Geisterspiele holte der VfL, wenn auch nur mühsam, wieder ein paar Punkte. Ob das zum Klassenerhalt reichen wird, steht in den Sternen.
Tatsächlich fand heute übrigens nach 58 Jahren erst das zweite gemeinsame Punktspiel der beiden ersten Mannschaften seit dem 16.12.1962 statt, das der VfL damals zu Hause 1:3 verloren hatte.
Beginn
Beim HSV gab es gegenüber dem Spiel gegen Dresden nur eine notgedrungene Veränderung: Für den gelbgesperrten van Drongelen kam Jung ins Spiel. Daniel Thioune hingegen krempelte seine Startelf nach der 0:2-Niederlage vom vergangenen Samstag gleich komplett um. Nur Kühn, Gugganig, Heyer und Blacha waren noch dabei. Neu von Anfang an dabei: Agu, Susac, Köhler, Ajdini, Heider, Klaas und Ceesay.
Bei hochsommerlichen Temperaturen von 26° im Schatten hat der VfL im lila-weißen Ganzkörperschador Anstoß.
Der VfL ein jeder Hinsicht ebenbürtiger Gegner …
Nach recht aktivem Beginn seitens des VfL, der sich nicht versteckte, geht Kinsombi in der 6. Minute an Susac vorbei, doch sein Schuss aus 15 Metern aufs kurze Ecke ist für Kühn kein Problem. Kurz darauf kommt Kittel an den Ball, verstolpert aber die gute Gelegenheit.
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Nach einer Viertelstunde ein guter Angriff des VfL über rechts. Ajdini erkämpft sich energisch den Ball, spielt Ceesay an, dessen Hereingabe aber kurz vor Heider abgewehrt werden kann.
Der VfL spielte gut mit, stand hinten so stabil, wie man gegen eine mit solchen Namen gespickte “Übermannschaft” wie dem HSV stabil stehen kann. Und es wunderte nicht einmal, dass der VfL auch die bis dahin beste Chance hatte: Agu spielt mit einem Traumpass Ajdini auf der linken Strafraumseite frei, der zieht den Ball in den Strafraum und der in der Mitte völlig frei stehende Ceesay bringt das Kunststück fertig, das Kunstleder aus fünf Metern rechts neben das Tor zu setzen. Das wäre im Gegensatz zu Girths Bock in Stuttgart übrigens kein Abseits gewesen.
Der HSV geht unverdient in Führung
Nach einer halben Stunde kann sich der HSV mehr als glücklich schätzen, nicht hinten zu liegen. Der VfL ist bis in die Haarspitzen motiviert und kommt immer wieder zu Kontern, die man heute mit Vorliebe als Nadelstiche bezeichnet, doch dann fällt das unverdiente 1:0 für den HSV: Harnik passt auf der linken Seite zu Kinsombi, der spielt Harnik in den Lauf, der wiederum den Ball mit einem harten Schuss im Netz versenkt. Nur Leute, die noch nie im Tor gestanden haben, würden einen solchen Ball für haltbar halten.
Der VfL ließ sich von dieser mehr als glücklichen HSV-Führung jedoch nicht sonderlich beeindrucken und spielte munter weiter mit.
Halbzeitfazit:
Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit waren die Osnabrücker einem Tor näher als der HSV. Ein einziger wirklich guter Angriff der Hamburger sorgte dann für die 1:0-Führung.
Tipp: Die Halbzeitgedanken, eine Melange aus Hintergrundinformation und Kommentar, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie fallen hin und wieder recht knapp, manchmal aber auch sehr ausführlich aus. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig und informativ ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter. Mitunter werden die Halbzeitgedanken auch wiederholt, wenn sich beim jeweiligen aktuellen Gegner und dessen Heimatstadt seit dem letzten Aufeinandertreffen nicht viel geändert hat.Halbzeitgedanken:Halbzeitgedanken: Abwegige Halbzeitgedanken: Gar nicht mal so abwegige Halbzeitgedanken: Noch mehr gar nicht mal so abwegige Halbzeitgedanken: |
Beide Teams gehen unverändert in die zweite Halbzeit
Beide Teams sahen keinen Grund für einen Wechsel, was vonseiten Daniel Thiounes verständlicher erschien, denn seine mutig aufgestellte Mannschaft zeigte bis dahin kaum Schwächen.
Nach zögerlichem Beginn versuchte der HSV, die Spiekontrolle zu gewinnen, was auf wunderbare Weise misslang: Klaas setzt sich rechts durch, zieht ab, Pollersbeck kann den von Jung abgefälschten Ball nur abprallen lassen, Heyer stürmt heran und knallt das Spielgerät in der 57. Minute zum verdienten 1:1 ins Netz.
Der VfL nach dem Ausgleich weiterhin auf Augenhöhe …
Natürlich blitzte hin wieder die technische Versiertheit des ein oder anderen HSV-Spielers auf, doch hielt der VfL mit viel Einsatz und einer stabilen Abwehr das Spielgeschehen stets offen und war einem zweiten Tor wenigstens genauso nahe wie die Gastgeber.
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Die Schlussphase entwickelte sich zu einem offenen Schlagabtausch. Der HSV konnte mit einem Unentschieden niemals zufrieden sein, für den VfL wäre ein Punkt Gold wert gewesen.
In der 76. Minute hatte Henning sogar die Chance zur Führung auf dem Fuß, sein Schuss von der linken Strafraumkante landet aber weit über dem Tor.
Der VfL hatte bis zum Abpfiff sogar die besseren Chancen als der HSV und wehrte die Angriffe der Hamburger mit viel Einsatz und Geschick ab.
Als Girth in der Schlussminute den Hamburger Letschert nach einem Eckball klammert, fordert der Gefoulte lautstark (und wohl nicht ganz zu unrecht) einen Elfmeter. Der Schiedsrichter Martin Thomsen kommt zwar nicht aus Osnabrück, sondern aus dem schönen Kleve am Niederrhein, doch zeigte er dem Protestierer wegen Meckerns die gelbe Karte. Eine weise Entscheidung, zumal Kühn den Elfmeter ohnehin gehalten hätte.
Fazit
Ein aufopferungsvoll kämpfender und auch spielerisch starker VfL ließ sich nach dem Führungstreffer des HSV nicht beirren und holte verdient einen im Abstiegskampf mehr als wertvollen Punkt.
Nächsten Sonntag geht es im letzten Heimspiel der Saison gegen Holstein Kiel zwar nicht um alles, aber um sehr viel.
Zahlen, Daten & FaktenZuschauer: (wie derzeit bundesweit üblich) Tore: Hamburger SV: Pollersbeck – Vagnoman (73. Gyamerah), Letschert, Jung, Leibold – Kinsombi (64. Schaub), Fein (88. Jairo), Hunt – Harnik (73. Hinterseer), Pohjanpalo, Kittel (64. Jatta) VfL Osnabrück: Kühn – Heyer, Gugganig, Susac – Taffertshofer – Ajdini, Köhler (89. Ouahim), Blacha (83. Schmidt), Agu – Klaas (65. Henning), Heider (89. Girth) – Ceesay (65. Amenyido) Schiedsrichter: Martin Thomsen (Kleve) |
Tabellarisches
Der VfL stand nach der ernüchternden 0:2-Niederlage gegen den VfL Bochum mit der Durchschnittsnote 3,34 nach wie vor auf dem dritten Platz der Kickerformtabelle, wohingegen der HSV gerade mal den dreizehnten Platz mit der Note 3,59 belegte.
Tatsächlich trat der VfL als Tabellenvierzehnter des 31. Spieltags gegen den Zweiten aus Hamburg an.
Die aktuelle Tabelle:
Titelfoto: Der Ausgleich zum 1:1, v.l. Torschütze Moritz Heyer, Timo Letschert (HSV) und Torwart Julian Pollersbeck (HSV); Foto: Imago Images, Valeria Witters/Witters/Pool via xim.gs