… eine echte Bereicherung für die 2. Liga
Mit einer Ausnahme startete der VfL mit der gleichen Aufstellung wie gegen RB Leipzig: Für Thomas Konrad kam der holländische Neuzugang Joost van Aken herein, der erst am vergangenen Mittwoch vom englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday ausgeliehen worden war. Van Aken passte sich nahtlos dem hervorragend funktionierenden Mannschaftsgefüge an.
Gleich in der 2. Minute die erste Großchance für den VfL: Blacha schlug den Ball aus gut 35 Metern über die noch völlig ungeordnete Liliendefensive auf den Elfmeterpunkt. Amenyido stand unverhofft frei vor dem Tor, zog aber überhastet am rechten Torpfosten vorbei. Das hätte die Führung sein können.
Doch der VfL ließ nie locker, war die klar spielbestimmende Mannschaft und erzielte in der 16. Minute fast zwangsläufig das 1:0.
Kevin Wolze hatte von links in den Strafraum geflankt, Marc Heider verlängerte im hohen Bogen per Kopf auf den rechten Pfosten und Amenyido drückte den Ball nach energischem Einsatz ebenfalls per Kopf ins Tor. Die Viererkette der 98er war wiederholt durch einen hohen Ball ausgehebelt worden.
Die Brückte tobte und der angekündigte Stimmungsboykott in der ersten Halbzeit fand zwar pro forma statt, verpuffte aber mehr oder weniger aufgrund des mitreißenden Spiels des VfL, der von der ersten Minute an ein furioses Tempo vorlegte.
Erste Darmstädter Chance nach einer halben Stunde
Das Spiel wurde ruppiger, wobei die Darmstädter den spielerisch überlegenen Osnabrückern offenbar durch eine härtere Gangart den Schneid abkaufen wollten. In der 26. Minute dann folgerichtig die erste gelbe Karte für den Darmstädter Mehlen.
In der 30. Minute die erste Torchance für die Darmstädter: Nach Freistoß von Stark aus dem rechten Halbfeld köpfte Höhn aus sechs Metern platziert auf das Tor. Nils Körber konnte den Ball reaktionsschnell abwehren, der Nachschuss von Mehlem wurde zur Ecke abgeblockt.
Vier Karten in sechs Minuten
In der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit kam durch einige Fouls noch mehr Hektik auf und es gab innerhalb von sechs Minuten vier gelbe Karten:
34. Minute für Ouahim nach taktischem Foul.
35. Minute für Dumic nach grobem Foul.
36. Minute direkt vor meinen Augen ein brutales Foul des Darmstädters Egbo an Ouahim. Ich hätte natürlich Rot gegeben, aber Gelb war tatsächlich angemessener.
Und die vierte Karte schließlich in derselben Minute für Philipp Kühn, der sich durch starken Einsatz auf der Reservebank beim Publikum in Erinnerung brachte.
Bis auf die Kopfballchance durch Höhn gehörte die erste Hälfte fast ausschließlich dem VfL.
Das große Durchatmen in der Ostkurve zur Halbzeit
Der Pausenpfiff war zugleich das Signal für die Ostkurve, mit dem gewohnten Support loszulegen. Nach dem selbstauferlegten Jubelzölibat merkte man den Fans die Erleichterung regelrecht an, endlich die Selbstkasteiung beenden und am Fangeschehen wieder teilnehmen zu „dürfen“.
Die Vorentscheidung in der 51. Minute
Darmstadt wechselte in der Halbzeit etwas überraschend Abwehrspieler Wittek für Stürmer Dursun ein und stellte hinten wie der VfL auf Dreierkette um.
Der Beginn der zweiten Hälfte war ein Spiegelbild des ersten Durchgangs. Der VfL ließ sich das Heft nicht aus der Hand nehmen und belohnte sich in der 51. Minute mit dem 2:0. Das schönste Tor des Tages wurde durch eine blitzschnelle Kombination eingeleitet. Der bärenstarke Wolze preschte mit dem Ball von der Mittellinie nach vorn, spielte Heider an, der direkt auf Taffertshofer in Strafraumhöhe weiterleitete, der schließlich den in der Mitte heranstürmenden Wolze wieder direkt in Szene setzte. Dessen Schuss landete unhaltbar im Netz.
Die Brücke stand nun Kopf.
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Kurzes Luftholen zum Schlussspurt
Der VfL nahm nun scheinbar etwas Tempo aus dem Spiel, das bis dahin viel Kraft gekostet haben dürfte, doch Chancen für die Darmstädter ergaben sich kaum. Stattdessen in der 58. Minute fast das 3:0. Nach einem Einwurf für die Hausherren flankte Agu von rechts auf den kurzen Pfosten, doch Heiders etwas zögerlicher Kopfball ging knapp am linken Pfosten vorbei.
In der 61. Minute kam bei den Gästen Schnellhardt für Stark ins Spiel. Der VfL spielte weiter munter drauflos, Schüsse von Wolze oder Amenyido verfehlten zwar ihr Ziel, hinterließen aber den Eindruck, dass vom VfL stets die größere Torgefahr ausging.
Dass Gugganig den Darmstädter Starke mit gestrecktem Bein foulte und dafür in der 66. Minute die gelbe Karte erhielt, sei für die Statistik auch erwähnt. Ebenso die knifflige Situation nach einer Ecke der Lilien in der der 67. Minute, die Körber aber mit beiden Fäusten bereinigen konnte.
Hier regiert der VfL
Dann das 3:0 in der 72. Minute: Nach einer Ecke der Gäste waren die Darmstädter weit in die Osnabrücker Hälfte vorgerückt, der Ball landete bei Amenyido, der als erster von drei VfLern auf Holland zustürmte, den einzigen Verteidiger der Lilien. Holland foulte Amenyido, doch der Ball landete bei Heider, der geistesgegenwärtig Ouahim in den Lauf spielte. Er lief allein auf Schlussmann Stritzel zu. Den ersten Schuss konnte der Darmstädter Torhüter noch an den Innenpfosten lenken, doch Ouahim setzte nach und musste den Ball nur noch ins leere Tor schieben.
In der 76. Minute kam Marcos Álvarez für den mit viel Applaus verabschiedeten Anas Ouahim ins Spiel. Er fügte sich nahtlos ein und machte das, was man schon fast auch ohne Astro-TV vorhersagen kann: Er schoss ein Tor, nämlich nach Pass von Heider auf Strafraumhöhe mit einem herrlichen Schuss in den rechten Halbwinkel das 4:0 in der 79. Minute.
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Die gegenwärtige Mannschaft hat Zukunft
In der 81. Minute sah Palsson Gelb, nachdem er Agu abgegrätscht hatte.
Darmstadt wechselte noch in den Schlussminuten Kempe für Mehlem ein, der VfL Pulido für Amenyido und Köhler für Blacha.
Der VfL spielte die Partie bis zum Schluss konzentriert und souverän zu Ende. Über die gesamten 90 Minuten war der VfL in der Offensive stets gefährlicher als der Gegner und ließ kaum nennenswerte Chancen der ideenlos wirkenden Darmstädter zu.
Aus einer hervorragend eingestellten und starken Mannschaft ragten vielleicht Ouahim, Amenyido und Taffertshofer hervor. Wolze und Heider machten ihr bestes Spiel in dieser Saison. Ich könnte nun auch noch Agu und Blacha und all die anderen Spieler erwähnen, denn es war ein Genuss, dieser Mannschaft gegen einen zugegebenermaßen schwachen Gegner zuzusehen.
Und da ich seit 65 Jahren zum VfL gehe, manifestiert sich bei mir allmählich die Meinung, in dieser Saison eine der stärksten VfL-Mannschaften aller Zeiten zu sehen, die auch in Nürnberg als Sieger vom Platz gehen könnte.
PS: Wer sich die Tore ansehen möchte, es gibt einen Kurzbericht des Streaminganbieters DAZN bei YouTube.