Pia alias Petra Stangier lebte viele Jahre in Osnabrück. 2008 zog es sie beruflich nach Oldenburg, dennoch ist der Bezug zur Hasestadt für die Autorin weiterhin groß. Deshalb war es für sie auch klar, dass ihre Hobby-Ermittlerin Marla Richter von Osnabrück aus nach Brüssel reist, um dort dem durch Vetternwirtschaft und Korruption begründeten geschlossenen Rücktritt der EU-Kommission 1999 nachzugehen.
Die erste Fassung ihres Polittrillers „Skrupellose Macht“ schrieb Stangier 2000, als sie selbst noch in Osnabrück lebte. Damals von der Wut und Empörung der aktuellen politischen Ereignissen gepackt, da man zu dieser Zeit die gesamte EU-Kommission wegen Korruption und Vetternwirtschaft zum Rücktritt gezwungen hatte. „Meine Protagonisten leben in Osnabrück, da kenne ich mich am besten aus“, erklärt die gebürtige Wuppertalerin.
Brisante Skandale sollen nicht vergessen werden
Worum geht es? Marla Richter ist Erbin eines historischen Villenanteils am Westerberg. Hier lebt sie mit Tante Greta, die völlig anders gestrickt ist als Marla. Die kann mit Tantchens Osnabrücker Alt-Hippie-WG nichts anfangen. Statt sich auf ihrem Erbe auszuruhen und von ihrer harten Scheidung zu erholen, nimmt die ehemalige Bänkerin die Herausforderungen ihres Leben an. Als eine junge Verwandte plötzlich verschwindet, die als Sekretärin des EU-Abgeordneten Olaf Gessner arbeitet, wird sie zur Ermittlerin und mit einem riesigen Politskandal konfrontiert.
Stangier schreibt bereits seit Jahren Kurzgeschichten und jahrelang musste ihr fertiges Manuskript zu „Skrupellose Macht“ in einer ihrer Schreibtischschubladen verstauben. Verlage schmetterten ihr Thema ab. Der Markt sei übersättigt oder das Thema gerade nicht interessant. 2023 klappte es dann: Der istolé-Verlag Wuppertal veröffentlichte ihren Politthriller. Die Freude darüber war bei der heutigen Immobilienmarklerin groß. „Ich bin keine Enthüllungsjournalistin“, erzählt sie lachend. „Aber das sind Themen, mit denen ich mich gerne beschäftige und auf die ich ein Augenmerk richten möchte, damit sie nicht vergessen werden.“ Als politisch interessierte Frau verfolge sie das aktuelle Nachrichtengeschehen und schöpft aus großen Skandalen Ideen. „Meine Hoffnung war, dass die damals neu formierten Kontrollinstanzen der EU künftig Skandale dieser Art ersparen könnten, aber weit gefehlt.“ Vetternwirtschaft und Korruption sind auch heute noch – über 20 Jahre später – ein aktuelles Thema.
Lesung am 13. Juni in Bramsche
Der zweite Band ist bereits in Arbeit. „Es geht um den Skandal der Vatikanbank in den 70er Jahren“, verrät Stangier. Auch das Thema Whistleblower und ihr fehlender Schutz will sie in die Geschichte verweben. Wer Stangiers ersten Band interessant findet, kann die Autorin am Dienstag (13. Juni) um 19 Uhr in Bramsche treffen. Dort wird sie im Buchladen am Münsterplatz aus ihrem Politthriller lesen.