(Symbolbild) Polizei
Die Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, das geht aus der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik der Polizeidirektion Osnabrück für das Jahr 2021 hervor. Demnach gab es im vergangenen Jahr 29.394 Verkehrsunfälle. Das sind 6,7 Prozent mehr als noch 2020. 70 Menschen verloren im Bereich der Polizeidirektion Osnabrück bei einem Verkehrsunfall ihr Leben.
Die nichtangepasste Geschwindigkeit und Vorfahrtsfehler im Straßenverkehr gehörten zu den Hauptunfallursachen. „Einen positiven Trend haben wir im Rückgang bei Baumunfällen und Verkehrsunfällen mit Motorrädern zu verzeichnen“, sagt Polizeipräsidenten Michael Maßmann. „Wir müssen die E-Bike- und E-Scooter-Fahrer mehr im Blick haben.“ Denn mit der Mobilitätswende verändere sich auch die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei zunehmend.
29.394 Verkehrsunfälle mit 70 Toten
Vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln sind im Jahr 2021 insgesamt 29.394 Verkehrsunfälle registriert worden. Nachdem die Unfallzahlen von 2019 (31.612) auf das Jahr 2020 (27.530) pandemisch bedingt stark gesunken waren, stiegen die Zahlen aufgrund der zunehmenden Verkehrsdichte 2022 um 6,7 Prozent. 70 Menschen, darunter zwei Kinder, verloren auf den Straßen der Direktion ihr Leben. Damit verzeichnet die Polizeidirektion einen Anstieg um drei Verkehrstote im Vergleich zum Vorjahr. Doch trotz des Anstiegs an Verkehrsunfällen sank die Anzahl der schwerverletzten Personen im Vergleich zum Jahr 2020 um 73 Personen auf 1.057 schwerverletzte Verkehrsteilnehmer.
Fehlender Sicherheitsabstand weiterhin Hauptunfallursache
Der fehlende Sicherheitsabstand war im Jahr 2021 (2.204) genau wie im Jahr 2020 (1.880) die Hauptunfallursache. Bei dem zweithäufigsten Grund handelte es sich um Vorfahrtsverstöße (1.763), gefolgt von überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit (1.469). Mit Abstand ist die Hauptunfallursache für Verkehrsunfälle mit Todesfolge zu hohe Geschwindigkeit. „Gegenseitige Rücksichtnahme ist das Stichwort – das gilt besonders im Straßenverkehr. Fahren Sie stets rücksichtsvoll und mit angepasster Geschwindigkeit. Es darf nicht auf die ein oder andere Minute ankommen, die Sie eher am Ziel sind, wenn Sie damit Ihre Gesundheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer aufs Spiel setzen“, sagt Maßmann dazu.
2020 ist die Zahl sogenannter Baumunfälle angestiegen (386). Dieser Trend setzte sich 2021 nicht fort. Bei den 378 Baumunfällen wurden insgesamt 324 Personen verletzt oder gar getötet. Bei nahezu jedem Baumunfall wurde also mindestens eine Person zumindest leicht verletzt. Die Anzahl der schwer oder tödlich verletzten Personen ging dabei erfreulicherweise deutlich zurück (2020: 21, 2021: 13).
Mehr Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss
Im abgelaufenen Jahr kam es zu mehr Unfällen, bei denen der Fahrzeugführer unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stand (2020: 562, 2021: 645). Die Anzahl an festgestellten „folgelosen“ Trunkenheitsfahrten ist weiterhin erschreckend hoch (1.670). Von den 645 Unfällen wurden 96 mindestens schwer verletzt oder getötet. „Wer unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen ein Fahrzeug im öffentlichen Verkehrsraum führt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere“, stellt Maßmann klar. „Alkohol und Drogen haben im Straßenverkehr nichts verloren. Dazu startet in diesem Jahr eine landesweite Kampagne zum Thema ‚Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr‘.“
Risikogruppen weiter im Fokus der polizeilichen Präventionsarbeit
Innerhalb der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen verstarben 13 Personen bei Verkehrsunfällen, drei mehr als 2020. Die Anzahl der schwer verletzten Personen verringerte sich dabei aber deutlich auf 195 (2020: 233). In der Altersgruppe der ab 65-Jährigen verstarben im Jahr 2021 23 Personen bei Verkehrsunfällen. 16 Personen waren dabei älter als 75 Jahre. Auffällig: Von den 23 Verstorbenen waren allein 13 Fußgänger, Fahrrad- oder Pedelec-Fahrer betroffen.
Weniger Motorradunfälle, dafür mehr E-Scooter-Unfälle
Zum Start der Motorradsaison rücken auch die positiven Ergebnisse des letzten Jahres in den Fokus: Der Trend, dass die Zahlen in den vergangenen Jahren rückläufig waren (2019: 461, 2020: 457) setzt sich auch im Jahr 2021 fort. Bei 451Verkehrsunfällen mit Motorradbeteiligung wurden im letzten Jahr 341 Personen verletzt. Insgesamt erlitten 126 Personen schwere und zehn Personen tödliche Verletzungen. Auffallend ist die stark angestiegene Anzahl an verunglückten Personen in der Altersgruppe der 35 bis 44 Jahre. Von den zehn tödlich verletzten Personen fallen fünf in diese Altersklasse. Dies könnten auch die sogenannten „Wiedereinsteiger“ sein, denen es an Fahrpraxis fehlt.
2021 ereigneten sich im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion zwar weniger Motorradunfälle, dafür aber deutlich mehr E-Scooter-Unfälle: 89, davon allein 59 in Osnabrück. 2020 waren es noch 49 Unfälle und im Jahr 2019 nur ein Verkehrsunfall. Das stellt einen starken Anstieg um 81,6 Prozent dar. Bei diesen 89 Verkehrsunfällen wurden 17 Personen schwer und 49 Personen leicht verletzt. Die Direktion geht von weiteren Unfällen und einem hohen Dunkelfeld aus.
Weniger Unfälle mit Fahrrad, Pedelec und E-Bike
Die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung eines Fahrrades sind seit 2018 rückläufig. Aufgrund der Corona-Maßnahmen und der reduzierten Mobilität sind die Zahlen im Jahr 2020 besonders stark gefallen (2019: 2.249, 2020: 1.823). Die Anzahl der Verkehrsunfälle im abgelaufenen Jahr sanken um 1,5 Prozent auf 1.795. Im Jahr 2021 stieg die Zahl der Unfälle unter Beteiligung eines E-Bikes sprunghaft auf 794 an (2020: 684). Auffallend sei dabei die Altersklasse ab 65 Jahren: Von den sieben tödlich verletzten Personen waren fünf über 65 Jahre alt. „Aufgrund der voranschreitenden Mobilitätsentwicklungen, in Verbindung mit den Unfallzahlen, haben wir beim Thema Radverkehr einen besonderen Schwerpunkt gesetzt. Besonders die älteren Verkehrsteilnehmer müssen noch stärker für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisiert werden“, so Maßmann.