Die Anzahl aller polizeilich aufgenommenen Verkehrsunfälle in 2016 belief sich auf 12.547 und fällt damit im Vergleich zu 2015 etwas geringer aus, teilte die Polizeiinspektion Osnabrück am Dienstagnachmittag mit. Die Verkehrsunfallstatistik 2016 liegt vor – der erste Eindruck ist positiv. Allerdings machen der Polizei die Unfälle mit Radfahrern Sorge, und die hohe Zahl der Unfallfluchten.

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24 Personen mussten im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen tragischerweise ihr Leben lassen. Im Vergleich zum Vorjahr handelt es sich dabei um einen Rückgang von 11 %. Die Zahl der Schwerverletzten sank um 42 Personen auf insgesamt 434, was einen Rückgang von 8,8 % bedeutet. Entgegen der Entwicklung der Schwerverletzten und Toten stieg die Anzahl der Leichtverletzten leicht an. Hier ist mit 2.346 Betroffenen eine Zunahme von 98 Personen gegeben.

Hauptunfallunfallursachen: Abstand und Geschwindigkeit

Die Ursachen „überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit“, das „Nichteinhalten eines ausreichenden Abstandes“ sowie das „Missachten von Vorfahrtsregeln“ wurden 2016 wiederholt am zahlreichsten aufgeführt.

Phänomen Ablenkung im Straßenverkehr
Neben diesen Ursachen bleibt aber auch insbesondere das Thema Ablenkung weiter im Fokus der Polizei Osnabrück. Und damit ist vorrangig Ablenkung durch Technik gemeint, die Nutzung von Smartphones oder anderen elektronischen Gegenständen während der Fahrt.

Michael Maßmann, Leitender Polizeidirektor der Polizeiinspektion Osnabrück, will die Autofahrer zu mehr Aufmerksamkeit ermahnen: „Das Autofahren darf nicht zur Nebensache werden. Mit Smartphones sind wir mittlerweile nahezu überall und ständig erreichbar, wir bekommen und senden Nachrichten, informieren uns im Internet, laden Filme herunter. Aber bitte nicht im Straßenverkehr, denn da kann genau diese Ablenkung tödlich enden, egal, ob man mit dem Fahrrad, mit dem Auto, Motorrad oder zu Fuß unterwegs ist. Deshalb gilt nach wie vor: mit allen Sinnen aufmerksam durch den Straßenverkehr!“

Verkehrsunfallstatistik 2016: Immer mehr Radfahrer unter den Opfern in der Region Osnabrück

Zahl der Unfälle mit Radfahrern gestiegen

Für das Jahr 2016 ist ein Anstieg der an Unfällen beteiligten Radfahrer zu verzeichnen. Michael Maßmann warnt: „Diese Entwicklung sehe ich besorgniserregend, denn Radfahrer zählen zu den schwächeren Verkehrsteilnehmern und sind bei entsprechenden Kollisionen besonders gefährdet.“ Die Anzahl der Unfälle stieg von 778 auf 845. Davon waren 49 mit einem Pedelec (Elektrofahrrad) unterwegs.

40% aller Fahrradunfälle selbstverschuldet
Die häufigsten Ursachen von Fahrradunfällen waren insbesondere fehlerhaft abbiegende Kraftfahrzeuge. Auf der anderen Seite sind es aber auch die Radfahrer, die mit 40% selbst die Hauptursache gesetzt haben. So ist die falsche Fahrbahnbenutzung – das Fahren auf Gehwegen oder das „Geisterradeln“ auf Radwegen gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung – das häufigste Fehlverhalten. „Wir können die Unfällen mit Toten und Schwerverletzten nur minimieren, wenn sowohl die Fahrzeugführer als auch die Radfahrer gegenseitig auf sich achten und Gefahrensituationen frühzeitig erkennen. „Auch Radfahrer können und müssen dazu beitragen, die Sicherheit und das Verkehrsklima zu verbessern.“, so Maßmann.

Weiterer Rückgang bei Baumunfällen

Die sogenannten Baumunfälle gehören immer noch zu den häufigsten Ursachen von tödlichen Verkehrsunfällen in Deutschland und stehen damit auch besonders im Fokus der Polizei Osnabrück. Im Bereich der Polizeiinspektion Osnabrück ist seit fünf Jahren sowohl bei der Anzahl der Unfälle als auch bei den Unfallfolgen ein kontinuierlicher und signifikanter Rückgang zu verzeichnen. So ist die Anzahl der Baumunfälle um 25 auf insgesamt 134 im Jahr 2016 gesunken. Michael Maßmann dazu: „Diese Entwicklung ist sehr positiv und zeigt, dass die Initiative des Landes Niedersachsen einen wesentlichen Beitrag dazu leistet.“ Denn seit 2014 läuft in Niedersachsen ein Modellprojekt zur nachhaltigen Reduzierung von Baumunfällen, an dem u.a. der Landkreis Osnabrück vertreten ist. Mit elektronischen Tempoanzeigen, Reduzierungen der Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h, verstärkten Geschwindigkeitsüberwachungen und dem Aufstellen von Plakaten soll das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer geschärft und auf Gefahren im Zusammenhang mit Baumunfällen hingewiesen werden.

Stetiger Anstieg an Verkehrsunfallfluchten

Bedenklich ist die Zunahme der Verkehrsunfallfluchten. Mit 3071 erfassten Verkehrsunfällen mit Flucht lag die Zahl erneut etwas höher als noch im Vorjahr. Der prozentuale Anteil der Unfallfluchten bezogen auf die Gesamtunfallzahl beträgt 24,5 %. Das bedeutet, dass nahezu bei jedem vierten Verkehrsunfall mindestens einer der Beteiligten sich unerlaubt vom Unfallort entfernt. Wer einen Unfall verursacht, egal welchen Umfangs, der geht in Osnabrück ein hohes Risiko ein, wenn er sich nicht um den Schaden kümmert und davonfährt. Nahezu die Hälfte der Fälle werden aufgeklärt. Kommt es bei diesen Unfällen zu Verletzten, steigt die Aufklärungsquote noch deutlich darüber. „Wer Fahrerflucht begeht, insbesondere mit Personenschaden, hat mit erheblichen strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen“, betonte Inspektionsleiter Michael Maßmann und mahnte, sich um den verursachten Schaden zu kümmern, nicht zuletzt, um sich die Strafe zu ersparen. Gleichwohl ist der Polizei Osnabrück stark daran gelegen, diese Zahlen nachhaltig zu reduzieren. „Dafür sind wir insbesondere auch auf Zeugen angewiesen. Deshalb mein Appell: Seien Sie aufmerksam und helfen sie uns bei der Aufklärung, indem Sie derartige Vorfälle direkt der Polizei melden.“