Deutschland erlebt einen „Pisa-Schock“, da die Leistungen im jüngsten Pisa-Test 2022 die schlechtesten waren, die die OECD je für das Land ermittelt hat. Wirtschaftsverbände und Bildungsexperten zeigen sich entsetzt und warnen vor den Auswirkungen auf die Fachkräfteversorgung, die Digitalisierung, den Klimaschutz und die wirtschaftliche Prosperität insgesamt.
Bildungsmisere erschreckt Wirtschaftsverbände
Achim Dercks, DIHK-Vize-Chef, äußerte sich gegenüber dem „Handelsblatt“ schockiert zu den Ergebnissen. „Die Ergebnisse sind ein neuer Pisa-Schock – und bestätigen zugleich die Erfahrungen vieler Ausbildungsbetriebe“, so Dercks. Er stellte fest, dass der Einbruch „die Bildungsmisere, in der sich Deutschland befindet, schonungslos offen“ lege. Er fügte hinzu, dass Unternehmen nicht in der Lage seien, „zu kompensieren, was in vielen Jahren zuvor nicht gelernt wurde“.
Negativer Einfluss auf die Wirtschaft
Axel Plünnecke, IW-Bildungsexperte, warnte, dass der „katastrophale Einbruch“ der Pisa-Ergebnisse den Technologiestandort Deutschland gefährdet. Er erklärt, dass dies „mittelfristig die Fachkräftesicherung erschwert“. Weiterhin könnte die steigende Risikogruppe – diejenigen, die nicht einmal die Mindestanforderungen erfüllen – dazu führen, dass die Besetzung von Ausbildungsstellen schwieriger wird. Darüber hinaus könnte der „Erfolg der Transformation in den Bereichen Digitalisierung und Klimaschutz drastisch gefährdet“ werden, warnt Plünnecke.
Doch nicht nur Plünnecke fordert auf zu handeln. Michael Hüther, IW-Direktor, betont, dass Bildungsinvestitionen trotz Haushaltskrise nicht leiden dürfen. „Hier darf es aufgrund der Schuldenbremse zu keinen Verzögerungen kommen“, sagt er gegenüber dem „Handelsblatt“.
Pisa-Ergebnisse ein Desaster für die Volkswirtschaft
Ludger Woeßmann, Bildungsökonom des Ifo-Instituts, bezeichnet die Pisa-Ergebnisse als ein Desaster für die Volkswirtschaft. „Die ökonomische Forschung belegt deutlich, dass diese Kompetenzen die Basis unseres wirtschaftlichen Wohlstands sind“, erklärt er. Lernverluste würden die Chancen Einzelner auf Beschäftigung und höheres Einkommen zerstören und das Wirtschaftswachstum verringern. Woeßmann betont, dass das Bildungsniveau der Bevölkerung „der wohl wichtigste Faktor für langfristiges Wirtschaftswachstum“ sei.
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