Die Beziehungen zwischen Papst Franziskus und den deutschen Katholiken sind nach Ansicht der ehemaligen Vatikan-Botschafterin Annette Schavan belastet. Vor der bevorstehenden Weltsynode rät Schavan den Deutschen zur Zurückhaltung und warnt vor schwierigen Auseinandersetzungen.
Erhebliche Meinungsverschiedenheiten
„Jetzt ist die Lage verkorkst“, erklärte Schavan der „Zeit“ im Kontext des angespannten Verhältnisses zwischen Franziskus und deutschen Katholiken. Sie sprach über die Differenzen zwischen den Reformvorstellungen der Deutschen und denen des Papstes und betonte die unterschiedlichen Mentalitäten. „Er will weg von der regionalen, nationalen Perspektive hin zur globalen. Das demonstriert er mit seiner Flüchtlingspolitik ebenso wie mit seinem Reiseprogramm.“
Herausforderungen der Weltsynode
Die bevorstehende Weltsynode erwartet Schavan mit Konflikten und empfiehlt deutschen Teilnehmern eine besonnene Strategie. „In Deutschland meinen einige, niemand könne so toll Theologie wie sie.“ Sie sollten auf die Vertreter anderer Kontinente hören und diesen begegnen mit „Selbstbewusstsein und Loyalität“. Dagegen seien Unterwürfigkeit und Illoyalität allzu oft die Norm. Die Papst-Vertraute mahnt dabei zur Aufrichtigkeit: „Er mag keinen ehrerbietigen Small Talk und schätzt Ehrlichkeit.“
Reformagenda und globaler Dialog
Im Vorfeld der Synode haben die deutschen Mitglieder eine Reformagenda entwickelt, einschließlich Themen wie Frauenordination, Segnung Homosexueller und Abschaffung des Pflichtzölibats. Franziskus hingegen fordert zu Beginn der Synode, vom 4. bis 29. Oktober, eine offene Diskussion aller internationalen Teilnehmer. „Wir müssen uns damit abfinden, dass dieser Papst nicht tut, was wir erwarten, sondern eigene Schwerpunkte setzt.“ Er konzentriere sich nicht ausschließlich auf das Innenleben der Kirche, und weder Deutschland noch Europa stünden im Mittelpunkt seines Denkens.