Frank Werneke, der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, erklärt die gegenwärtige Streikwelle mit hohem Nachholbedarf im Dienstleistungssektor. Er sieht eine Veränderung im tarifpolitischen Zentrum hin zum Dienstleistungsbereich, die durch ein gestiegenes Selbstbewusstsein der Arbeitnehmer und die verbesserte Situation am Arbeitsmarkt getrieben wird.
Ursachen für die Streikwelle
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, sieht den Grund für die momentane Streikwelle in einem hohen Nachholbedarf in weiten Teilen des Dienstleistungssektors. In einem Interview mit dem “Tagesspiegel” (Samstagausgaben) sagte er: “Über viele Jahre herrschte in einigen Bereichen eine prekäre Situation: Ausgliederungen, Leiharbeit, Werkverträge oder nur Teilzeitjobs wie bei den Bodenverkehrsdiensten an den Flughäfen haben die Arbeitsbedingungen geprägt.” Er betont, dass aus dieser Situation ein erheblicher Nachholbedarf entstanden ist.
Arbeitsbedingungen und Lebensumstände der Beschäftigten
Viele Beschäftigte, so Werneke, leben in Ballungsgebieten und sind von hohen Mieten betroffen. “Alles zusammen ergibt eine Gemengelage, die zu einer hohen Streikbeteiligung in den aktuellen Konflikten führt”, erklärte er.
Verschiebungen im tarifpolitischen Zentrum
Das tarifpolitische Zentrum, so der Gewerkschaftsvorsitzende, habe sich zunehmend in den Dienstleistungsbereich verlagert. “Das hängt damit zusammen, dass die Beschäftigten ein neues Selbstbewusstsein entwickelt haben, was wiederum auch mit der verbesserten Situation auf dem Arbeitsmarkt zusammenhängt.” Im Ergebnis zeige sich mehr Engagement und Mut in Tarifbewegungen.
Konsequenzen für Arbeitgeber
Gemäß Werneke hat das gesteigerte Interesse der Arbeitgeber, Streiks im Dienstleistungsbereich unwirksamer zu gestalten, die Konsequenz, dass Wirtschaftsverbände und ihnen nahestehende politische Kräfte Forderungen zur Einschränkung des Streikrechts äußern. “In dem Moment, in dem Dienstleistungen stärker ins Zentrum von Tarifkonflikten rücken, haben die Arbeitgeber das Interesse, diese Streiks unwirksamer zu machen. Das ist die Position von Wirtschaftsverbänden und ihnen nahestehenden politischen Kräften”, sagte der Verdi-Chef.
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