„Süüüüß!“ rufen die Menschen am Freitag, dem 26.10.2018, im voll besetzten Hörsaal der Universität Osnabrück. Anlass dazu ist ein Vortrag von „Vegan ist ungesund“ – Gordon und Aljosha sind zwei Youtuber aus Hamburg, die sich mit Witz, Charme und einer Prise Ironie die Themen rund um Veganismus vornehmen. Die Tierrechtsinitiative der Hochschule Osnabrück hatte die beiden eingeladen, einen Vortrag in der Uni zu halten und hatte dazu aufgerufen, auch Nicht-Veganer mitzunehmen.
Beginnen tut das Ganze mit einer Gegenüberstellung von verschiedenen Säugetieren und dem Aufschlüsseln der Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Beim Anblick der süßen Hundewelpen und danebenstehenden niedlichen rosa Ferkeln kam als Antwort des Publikums das bereits erwähnte „süß“. Warum trinken wir dann aber keine Hundemilch? Warum darf ein Hund mit uns auf dem Sofa liegen, das Schwein dabei nur auf dem Teller, obwohl Schweine nachgewiesenermaßen intelligenter sind als Hunde?
Erklären tun sie das mit den erlernten Verhaltensmustern – also dem altbekannten Argument, weil das immer schon so war“. Und warum leben wir dann nicht mehr in Zeiten der Sklaverei, warum dürfen nicht ausschließlich Männer an die Wahlurnen? Schließlich war das doch immer schon so! Oft fällt in diesem Zusammenhang auch der Kommentar, dass wir Menschen an der Spitze der Nahrungskette stehen – aber warum produzieren wir dann Leid? Aus Gewohnheit, Bequemlichkeit, wegen des Geschmacks?
Warum hinterfragen wir unseren Fleischkonsum nicht?
Wenn wir auf der offenen Straße jemanden beobachten, der einen Hund schlägt, fühlen wir uns schlecht. In der Fleisch-, Milch- und Eierproduktion und -vermarktung wird daher gezielt mit unserem Empathieempfinden gespielt. Auf der Milchpackung stehen die Kühe gemeinsam auf der grünen Weide, auf der Eierpackung stehen Hühner mit ihren Küken auf saftigen Wiesen. Dass in der Realität auch bei Bio-Produktionen die männlichen Nachkommen als „Ausschuss“ behandelt und „entsorgt“ werden, wird nirgendwo erwähnt. Und warum hinterfragt das niemand, warum essen wir einfach weiter Steak, Schnitzel und Co?
All diese Fragen beantworten die beiden bewusst nicht, sondern lassen sie jeden für sich beantworten. Denn das ist ihnen besonders wichtig – sie wollen keine Menschen bekehren, sie wollen, dass jeder für sich eine Entscheidung trifft. Allerdings müssen die Menschen dafür alle Fakten kennen und sich mit diesen auseinandersetzen, um eine begründete Entscheidung überhaupt treffen zu können – und diese Fakten verdeutlichen die beiden auf ihrem Youtube-Kanal und auch in ihren Vorträgen. Sie betonen dabei immer wieder, es geht um die kleinen Veränderungen und bereits den Willen dazu, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen. Und eine Entscheidung trifft man immer selbst, mit jeder Mahlzeit und jedem Einkauf.
Schritt für Schritt vegan geworden
Genau das motiviert Gordon und Aljosha zu ihrem Kanal. Sie selbst haben ihr Essverhalten nie hinterfragt und sich nie damit auseinandergesetzt, bis sie vor einigen Jahren mit den Informationen zur Nahrungsproduktion konfrontiert wurden. Seitdem sind sie Schritt für Schritt vegan geworden, ein Prozess, der sich über Jahre hingezogen und sehr langsam vollzogen hat. Für sie ist auch schon der Wille zur Veränderung lobenswert, weil er ein Bewusstsein für die eigene Umwelt zeigt.
Widerlegt werden im Laufe des Abends auch die klassischen Vorurteile gegen vegane Ernährung. Proteine, Eisen, Omega3, all diese Themen nehmen die beiden auseinander und untermauern sie mit Fakten. Was für die beiden vor etwa 3,5 Jahren als witziges Experiment begann, bezeichnen sie mittlerweile als beste und wichtigste Entscheidung ihres Lebens.
Wer einen Eindruck der beiden bekommen möchte, findet mehr Anregungen auf ihrem Youtube-Kanal.