Nachhaltigkeit ist auch für das Museum Industriekultur Osnabrück (MIK) ein bedeutendes Thema. Mit zwei regionalen Akteuren wird deshalb die Dauerausstellung des Museums mit zwei Themenfeldern aus dem Nachhaltigkeits-Gebiet erweitert.
Die Themen Nachhaltigkeit, sowie Natur- und Umweltschutz rücken – nicht zuletzt wegen Bewegungen wie Fridays for Future – immer mehr in den Vordergrund der Gesellschaft. Auch das MIK befasst sich mit dem Themenkomplex. „Im Haus gibt es immer das Zusammenspiel aus den Themen Mensch, Wirtschaft und Natur“, berichtet Dr. Vera Hierholzer.
City Cleaners Germany zeigen besondere Fundstücke
Ein Teil der Ausstellung wird von Birgit Schad, Gründerin der City Cleaners Germany, beigesteuert. Sie zeigt besondere Fundstücke, die sie bei ihren Müllsammelaktionen in der Region Osnabrück gefunden hat. Zu ihren ältesten Fundstücken gehört ein Deo-Stift der Marke BAC der zwischen 1952 und 1972 hergestellt wurde. „Es ist unglaublich, denn wenn man das Deo öffnet, dann riecht man immer noch den Duft“, erklärt Birgit Schad. „Und das obwohl das Deo nun seit ungefähr 60 Jahren im Wald lag.“ Neben dem Deo liegen noch weitere Fundstücke in der Ausstellungsvitrine: unter anderem eine alte Pril-Flasche, eine Nivea-Dose und alte Zahnpasta-Tuben. „Ich möchte, dass die Leute durch die Ausstellungsstücke erkennen, dass achtlos weggeworfene Gegenstände in der Natur jahrzehntelang weiterexistieren“, erklärt Schad. „Ich habe eine Chips-Tüte mit dem Ablaufdatum 2001 gefunden, die könnte man abwaschen und wiederverwenden – so unverändert ist die.“
Aus einer Zigarettenschachtel wird eine Müllsammelaktion
Birgit Schad sammelt seit 2016 Müll in der Region Osnabrück. „Das hat angefangen als ich damals mit meinem Hund spazieren gegangen bin und eine Zigarettenschachtel gesehen habe. Nach drei Tagen lag die Schachtel immer noch da, und da dachte ich mir, wenn ich sie jetzt nicht wegräume wird sie wahrscheinlich jahrelang dort liegen.“ Aus einer Schachtel wurde eine Müllsammelaktion, die Birgit Schad ehrenamtlich neben ihrem Beruf als Sprachlehrerin ausführt. „Ich kenne jetzt auch die Spots in Osnabrück, bei denen ich weiß, dass da noch viel gemacht werden kann“, so Schad. Über Facebook ruft sie zu sogenannten „Clean-ups“ in Osnabrück auf und informiert auf der Website über die Tätigkeiten der City Cleaners Germany. Vera Hierholzer findet die alten Verpackungen auch für das Museum interessant: „Die Verpackungen sind wirklich Produktgeschichte.“
Upcycling im MIK
Der zweite Teil der Ausstellung wird von Dr. Roger Dietrich, Chemiker und Geschäftsführer eines Labors für Materialanalytik, beigesteuert. Er setzt sich seit über 30 Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und engagiert sich seit 2019 bei „Scientists for future“. Roger Dietrich gibt scheinbar nutzlos gewordenen Gegenständen neue Bedeutung. Durch das sogenannte „Upcycling“ entstanden unter anderem aus ein paar alten Autoreifen zwei neue Sitzflächen, aus einem altem Hemd und einer Kofferraumabdeckung eine Tragetasche und aus einer alten Autofelge eine neue Uhr.
Über Konsumverhalten nachdenken
„Mit der Ausstellung möchte ich Leute dazu anregen, über ihre eigenes Konsumverhalten nachzudenken“, erklärt Roger Dietrich. „Konsum macht viel im Klimawandel aus – und man kann ihn ohne Komforteinbußungen ändern.“ Alleine bei kleinsten Produktionsfehlern würden Alltagsgegenstände bereits weggeworfen werden. „Wenn ich einen Plastikbecher wegwerfe, bleibt der 400 Jahre bestehen“, so Dietrich. „Da steht die Nutzungszeit in keinem Verhältnis zur Lebenszeit von den Bechern“ Auch die Bekleidungsbranche erzeugt laut Dietrich viel Verschwendung: „Wenn alle sechs Wochen eine neue Kollektion auf dem Markt kommt, werden Unmengen an Kleidungsstücke weggeworfen.“
Zukünftig mehr zum Thema Nachhaltigkeit
Das Museum Industriekultur Osnabrück möchte zukünftig mehr auf den Themenkomplex eingehen. Deswegen wird momentan besprochen Workshops und Aufklärungsarbeit mit in das Programm einzubinden. „Es ist auch für uns als Museum sehr interessant zusehen, wie sich das Bewusstsein der Menschen ändert und Bewegungen entstehen“, findet Vera Hierholzer.