Am 25. und 26. Februar steht Andreas Grubert auf seinen Rollschuhen das erste Mal auf der großen Bühne. Zur Rollschuhgala im Osnabrücker Sportclub (OSC) verwandelt er sich in die Grinsekatze aus Alice im Wunderland. Doch wie kommt man eigentlich dazu, in einer von Frauen dominierten Sportart mitzumischen?
Obwohl Geschlechterrollen immer mehr aufbrechen, gibt es in vielen Sportvereinen nach wie vor „typische Sportarten“. Jungs und Männer spielen gerne Fußball, tackeln sich beim Football oder steigen beim Boxen in den Ring. Nicht so Andreas Grubert. Der Hasberger schlüpft jeden Samstag in seine Rollschuhe, um mit Sohn und Tochter über das Parkett zu fegen. Für sein Hobby wird er zeitweise belächelt, auch seine Frau ist kein großer Fan. „Fußball ist ein ernster Sport, aber Rollkunstlauf ist in vielen Köpfen nur was für kleine Mädchen“, sagt Grubert. „Dabei ist es etwas Spektakuläres, wenn Männer Eiskunstlauf machen.“
Von seiner Tochter motiviert
Eigentlich war das Rollschuhlaufen das Hobby seiner damals 9-jährigen Tochter. „Als die Inliner zu klein wurden, mussten wir uns zwischen Rollschuhen und neuen Inlinern entscheiden“, erzählt Grubert. „Auf Inlinern stehen Kinder allerdings immer so x-beinig. Deshalb haben wir uns für Rollschuhe entschieden.“ Als er dann noch das Rollkunstlaufangebot beim OSC entdeckte, wollte seine Tochter das natürlich unbedingt ausprobieren. „Andere Eltern saßen bei der Probe nur da und haben auf ihr Handy gestarrt. Das fand ich doof“, sagt Grubert. „Nach zwei Samstagen habe ich deshalb gefragt, ob ich mitlaufen kann, wenn ich mir eigene Rollschuhe besorge.“ Gesagt, getan: Beim nächsten Mal stand der Familienvater mit seinen eigenen Rollschuhen da. Die Trainerin hatte seine Frage damals für einen Witz gehalten.
Grubert läuft jetzt seit knapp fünf Jahren mit seiner Tochter jeden Samstag durch die Halle. Seinen 8-jährigen Sohn konnte er mittlerweile auch überzeugen, denn er will besser als seine Schwester laufen. „Ich wollte nie so ein Vater sein, der vom Rand korrigiert. Ich wollte wissen, was meine Kinder da so leisten müssen“, erklärt der 49-Jährige. Vor allem seine Tochter findet seinen Einsatz toll, manchmal sei ihr ihr Vater aber auch ein bisschen peinlich. „Typisch Teenager“, meint Grubert. Für seinen Sohn musste der Hasberger etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten. Denn der 8-Jährige läuft in einer reinen Mädchenrunde. „Aber wenn er erst einmal läuft, dann macht es ihm Spaß“, weiß der Familienvater.
Bald vielleicht eine Vätergruppe?
Aber ist es schwierig, in fortgeschrittenem Alter Rollkunstlauf zu lernen? „Als Junge war ich oft in der Eishalle, bin Schlittschuh gelaufen oder war auch da schon auf Rollschuhen unterwegs“, erzählt er. Ganz neu war es für den 49-Jährigen also nicht. Der Unterschied zu seinem jetzigen Hobby: die Figuren. Grubert würde sich mehr Männerverstärkung im Rollschuhgeschäft wünschen. „Eine Vätergruppe fände ich toll“, sagt er. Eigentlich bräuchte man auch nicht viel: Mut, keine Angst hinzufallen, ein wenig Gleichgewicht und ungefähr 200 Euro für das erste Paar Rollschuhe.
Ende Februar ist Grubert dann natürlich in den gemeinsamen Songs zu „Let’s go“ und „Star Wars“ sowie den Performances zu Aladin und Alice im Wunderland zu sehen. Eigentlich sei das Schaulaufen nichts für ihn. „Ich stehe lieber in der zweiten Reihe“, gibt der Rollkunstläufer zu. Aufgeregt sei er nicht. „Eigentlich blendet man das Publikum aus, im Kopf läuft immer wieder das Programm ab.“ Vor dem Aufritt geht es für die Familien möglicherweise noch einmal zum Aasee in Ibbenbüren. Rund um den See ist die Fläche neu asphaltiert und eigne sich somit „wunderbar fürs Rollschuhlaufen“.