Die Anzahl der Verkehrsunfälle ist im vergangen Jahr um 3,6 Prozent auf 30.473 gestiegen. Dabei war auch die Zahl der Verkehrstoten (80) sowie von Schwerverletzten (1.173) auf hohem Niveau. Insbesondere bei E-Fahrrädern (987) und bei E-Scooter-Unfällen (121) konnte die Polizeidirektion Osnabrück einen deutlichen Anstieg verbuchen. Besonders erschreckend: Die Anzahl der Baumunfälle (425) erreichte ihren höchsten Wert seit den vergangenen fünf Jahren.
2022 ereigneten sich innerhalb der Polizeidirektion Osnabrück vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln insgesamt 30.473 Verkehrsunfälle. Obwohl das Verkehrs-aufkommen nach Ende der pandemiebedingten Einschränkungen wieder spürbar zugenommen hat, ist die Zahl der Verkehrsunfälle gegenüber dem Vor-Corona-Niveau 2019 um 1.082 Unfälle gesunken. Für 80 Personen endeten die Unfälle tödlich, darunter auch vier Kinder. Damit verzeichnet die Direktion acht Verkehrstote mehr als im Vorjahr.
Fehlender Sicherheitsabstand ist Hauptunfallursache
Wie im Jahr 2021 (2.195) ist auch 2022 (2.821) ein fehlender Sicherheitsabstand die Hauptunfallursache. An zweiter Stelle stehen Vorfahrtsverstöße (1.946), gefolgt von überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit (1.453). Dabei gilt: Je höher die Geschwindigkeit, desto schwerer sind die Unfallfolgen. “Wir sind alle gefordert: Gegenseitige Rücksichtnahme ist das Stichwort”, plädiert Polizeivizepräsidentin Andrea Menke. Gleichzeitig wolle die Polizei ihre Präventionsarbeit und Überwachungsmaßnahmen konsequent fortsetzen. Noch in diesem Jahr soll dazu eine landesweite Kampagne unter dem Motto “Rücksichtnahme im Straßenverkehr” starten. Einmal im Monat soll es gezielte Kontrollaktionen in den verschiedenen Bereichen geben – zu Themen wie “Seitenabstand zu Fahrradfahrenden”, “Fahrradfahrende in der Fußgängerzone” oder “Ablenkung durch das Smartphone”.
Ein trauriger Rekord: Die Anzahl an Baumunfällen auf Bundes-, Land- und Kreisstraßen ist im Jahr 2022 um 12,5 Prozent gestiegen – dies ist der höchste Wert in den vergangenen fünf Jahre. Bei den 425 Unfällen wurden insgesamt 324 Personen verletzt und zwölf Menschen verloren sogar ihr Leben. Nahezu jeder Baumunfall führte zu leichten Verletzungen bei mindestens einer Person.
Zahlreiche Unfälle unter Drogen- und Alkoholeinfluss
Aber auch Alkohol, Drogen oder Medikamente spielten eine bedeutende Rolle bei schweren Verkehrsunfälle. 757 Verkehrsteilnehmende verursachten einen Unfall mit Alkohol im Blut – ein Anstieg um rund 17 Prozent. Bei schweren Verkehrsunfällen mit tödlich oder schwer verletzten Personen stieg die Zahl der alkoholisierten Unfallverursacher um fast 32 Prozent. Fast ein Fünftel aller in einen Unfall verwickelten Personen (151) wurden mindestens schwer verletzt oder getötet. “Das Führen eines Fahrzeugs im öffentlichen Verkehrsraum unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stellt nicht nur eine Gefahr für den Fahrer selbst dar, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer”, stellt Menke klar. “Im Straßenverkehr haben Alkohol und Drogen keinen Platz! Es ist auch ein Trugschluss, zu glauben, dass Fahrräder mit Elektromotor oder E-Scooter eine sichere Alternative sind, um nach Hause zu gelangen – die Polizei wird konsequent eingreifen!”
Zwölf 18- bis 24-Jährigen verstarben bei Unfällen (2021: 13). Die Anzahl der schwer verletzten Personen sank hier allerdings deutlich auf 195 (233). Insbesondere ältere Verkehrsteilnehmer sind oft in einen Unfall verwickelt. Bei den ab 65-Jährigen starben im vergangenen Jahr 21 Personen infolge eines Verkehrsunfalls – acht davon waren zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. “Die Zahl älterer Menschen, die im Straßenverkehr getötet werden, nimmt kontinuierlich zu”, weiß Menke. “Um den Bedürfnissen dieser Generation gerecht zu werden, müssen wir uns auch weiterhin auf eine angepasste Präventionsarbeit konzentrieren.”
Deutlich mehr Rad- und E-Scooterunfälle
2022 wurden insgesamt 3.118 Unfälle registriert, an denen Fahrräder, Pedelecs oder E-Bikes beteiligt waren (2021: 2.589) – ein Anstieg um etwa 20 Prozent. Gründe seien einerseits das zunehmende Verkehrsaufkommen nach der Pandemie, andererseits das veränderte Mobilitätsverhalten. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband gab es 2022 bundesweit 82,8 Millionen Fahrräder, Pedelecs und E-Bikes. 2019 waren es noch 75,9 Millionen. Fünf Radler wurden im vergangenen Jahr tödlich verletzt, davon waren zwei Personen älter als 65 Jahre. Immer mehr Pedelec- und E-Bike-Fahrer sind auf den Straßen unterwegs. Auch hier stieg die Anzahl der Unfalltoten wieder kontinuierlich an. Acht Pedelec- und E-Bike-Fahrer verunglückten 2022 tödlich, davon waren drei Personen älter als 65 Jahre.
Rund 1.200 E-Scooter werden allein im Osnabrücker Stadtgebiet verliehen. Im übrigen Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion gibt es deutlich weniger E-Scooter. Die Anzahl der E-Scooter-Unfälle stieg von 2020 auf 2021 bereits um etwa 27 Prozent an, 2022 dann erneut um 37 Prozent (2021: 89, 2022: 121). Besonders viele junge Erwachsene sind in diese Unfälle verwickelt, knapp ein Drittel der Beteiligten an E-Scooter-Unfällen waren zwischen 18 und 24 Jahren alt. Übrigens: Für E-Scooter gilt dieselbe Promillegrenzen wie für jedes andere Kraftfahrzeug. Die Polizei setzt hier neben der Prävention auch auf gezielte Schwerpunktkontrollen. “Angesichts der neuen Mobilitätsformen und -entwicklungen in Verbindung mit den Unfallzahlen haben wir beim Thema Radverkehr einen besonderen Schwerpunkt gesetzt”, so Menke. “Mir liegt dabei insbesondere die Reduzierung von Unfällen mit ungeschützten Verkehrsteilnehmenden am Herzen. Beim Radverkehr müssen wir vor allem die älteren und bei den E-Scootern die jüngeren Verkehrsteilnehmenden noch stärker für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren.” Unter dem Motto “Sichtbar sein, heißt sicher sein” empfiehlt sie: “Ziehen Sie beispielsweise gut sichtbare gelbe Westen oder Kleidung mit Reflektoren an. Ein gutsitzender Helm kann im Ernstfall Ihr Leben retten – also Helm auf!”
Weniger Motorradunfälle
Der rückläufige Trend der vergangenen Jahre (2020: 457, 2021: 451) setzt sich auch im Jahr 2022 fort (444). Bei Verkehrsunfällen mit Motorradbeteiligung wurden im letzten Jahr 322 Personen verletzt. Insgesamt erlitten 113 Personen schwere und zehn Personen tödliche Verletzungen. “Die Motorradsaison hat begonnen und wie jedes Jahr müssen wir intensiv über die damit verbundenen Gefahren aufklären und für gegenseitige Rücksichtnahme werben”, meint Menke. “Es ist erfreulich, zu sehen, dass Motorradfahrer zunehmend gelbe Westen oder Jacken mit Reflektoren tragen.”
In diesem Jahr werden auf Streckenabschnitten mit vielen Verkehrsunfällen Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Bei der Kontrollaktion “Geisterradler” soll gezielt auf Fahrradfahrende geachtet werden, die einen Radweg in falscher Richtung befahren. Die Pedelec-Aktion “Sicherheit erfahren” zielt auf ältere Pedelec-Fahrende ab. “Wir wollen durch unsere Verkehrssicherheitsarbeit dafür sorgen, dass Sie sicher Zuhause ankommen – jetzt sind Sie dran”, fordert Menke alle Verkehrsteilnehmer auf. “Unsere Bitte: Nehmen Sie im Straßenverkehr Rücksicht aufeinander, reduzieren Sie Ihre Geschwindigkeit. Durch das Anpassen des Geschwindigkeitsniveaus können schwerwiegende Unfallfolgen vermieden werden.”