Europäische Umweltorganisationen, darunter die Deutsche Umwelthilfe (DUH), fordern ein EU-weites Embargo auf russisches Flüssigerdgas (LNG). Trotz Sanktionen erreichten die Einfuhren von russischem LNG in die EU im Jahr 2024 ein Rekordniveau, was die Forderung nach einem Kurswechsel in der Energiepolitik lauter werden lässt. Im Fokus stehen dabei auch die Importe durch das bundeseigene Unternehmen Sefe, das eine zentrale Rolle spielt.
Forderungen nach einem Embargo
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, betonte die Dringlichkeit eines Kurswechsels: „Die Bundesregierung muss hier dringend einen politischen und wirtschaftlichen Kurswechsel einschlagen und sich für ein unverzügliches europäisches Embargo auf russisches Flüssigerdgas einsetzen“, sagte Müller-Kraenner am Dienstag. „Das ist sicherheits- und klimapolitisch unverzichtbar. Nur durch den Ausbau erneuerbarer Energien können Deutschland und Europa eine stabile und erschwinglichere Energieunabhängigkeit erreichen.“
Analyse der Importe
Die DUH und weitere Umweltorganisationen, darunter Urgewald, Razom We Stand (Ukraine) und Bond Beter Leefmilieu (Belgien), präsentierten eine Analyse, die auf Daten des Anbieters KPLER basiert. Diese zeigt, dass die LNG-Importe aus Russland 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 19,3 Prozent stiegen. Eine Schlüsselrolle spiele das staatliche Unternehmen Sefe (ehemals Gazprom Germania), das als Käufer von 58 Lieferungen mit einem Gesamtvolumen von 4,1 Millionen Tonnen auftrat, eine erhebliche Steigerung gegenüber 12 Lieferungen im Jahr 2023. „Mehr als tausend Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine importiert die EU weiterhin russisches Flüssigerdgas – und die Importe sind 2024 sogar auf Rekordniveau gestiegen“, kritisierte Müller-Kraenner.
Kritik aus der Ukraine
Svitlana Romanko, ukrainische Gründerin und Geschäftsführerin von Razom We Stand, zeigte sich empört über die Entwicklungen. „Wir nähern uns dem dritten Jahr von Russlands schrecklichem Krieg gegen die Ukraine. Es ist schockierend, dass die EU-Importe von russischem LNG in dieser Zeit sogar noch zugenommen haben“, sagte sie. „Die Staats- und Regierungschefs müssen mit ihrer Heuchelei aufhören. Wenn sie der Ukraine Unterstützung zusagen, dürfen sie nicht gleichzeitig ihr Geld an Russland schicken, das damit seine Kriegskassen füllt“, so Romanko weiter.
Die Umweltorganisationen appellieren an die Bundesregierung, insbesondere im Hinblick auf die Aktivitäten der Sefe, Verantwortung zu übernehmen und sich für ein vollständiges Embargo aller russischen fossilen Brennstoffe in Europa stark zu machen. Ein solcher Schritt könne auch die Verhandlungsposition bei zukünftigen Friedensverhandlungen stärken, so die Umweltschützerin.
Hintergrund und Forderungen der Experten
Angelos Koutsisbe, Energie-Experte bei Bond Beter Leefmilieu, stellte fest, dass Deutschland zwar den Import von russischem LNG über eigene Häfen verboten habe: „Allerdings bestehen Importe, die offiziell aus Frankreich und Belgien stammen, de facto teilweise eben doch aus russischem LNG. Am Ende können alle Länder behaupten, sie wären für die steigenden Importe von russischem LNG nicht verantwortlich“, sagte er. Koutsisbe forderte eine bessere Nachverfolgung der Herkunft des LNG, um Versorgungssicherheit und Transparenz zu stärken und die EU bei der Erreichung ihrer Klimaziele zu unterstützen.
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