Johannisstraße / Foto: Schulte
Die Zeiten sind vorbei, dass die Osnabrücker Johannisstraße eine florierende Einkaufsmeile ist – schon lange. Das wissen auch das in diesem Jahr etablierte Quartiersmanagement und die Marketing Osnabrück GmbH (mO.). Viel mehr sehe man dort das Potenzial für einen „bunten und vielfältigen Ort mit Kiez-Charakter und Wohnqualität“.
Zehn Monate gibt es bereits das Quartiersmanagement in der Johannisstraße, mit dem die Stadt hofft, der Straße jenseits des Neumarktes wieder neues Leben einzuhauchen. Marie Veltmaat ist dort in einem kleinen Büro zwischen dem recht monotonen Angebot in der ehemaligen Einkaufsmeile zu finden. Unter anderem die wenige Vielfältigkeit kritisierten auch Osnabrückerinnen und Osnabrücker im Rahmen einer Umfrage. Aber noch einmal von Anfang an.
Vom 15. Juli bis zum 9. September konnten Osnabrückerinnen und Osnabrücker online ihre Meinung rund um die Johannisstraße kundtun. Davon haben sie auch fleißig Gebrauch gemacht. Ingesamt haben 465 Personen, davon 66 Prozent weiblich, an der Umfrage teilgenommen. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen allerdings weder aus der Innenstadt (100 Personen), noch wohnen sie in der Johannisstraße (25), sondern leben meist schon länger in anderen Osnabrücker Stadtteilen (249), kennen die Problemstraße also in all ihren Facetten. An der Online-Befragen nahmen überwiegend junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren (222) sowie 30- bis 39-Jährige (141) teil. Die meisten von ihnen nutzen die Johannisstraße fast täglich oder mindestens einmal die Woche.
Weder attraktiv noch gepflegt und familienfreundlich
Bei Attributen, die Personen mit der Johannisstraße verbinden, wird schnell deutlich, wo die Probleme liegen: Sie sei weder attraktiv und gepflegt noch gemütlich oder familienfreundlich. Wenig Aufenthaltsqualität zeichnet sich aus den Umfrageergebnissen ab, daher wünschen sich die Befragten Sitzmöglichkeiten und insbesondere Fahrradständer. Die Straße falle durch Alkohol- und Drogenkonsum sowie Obdachlosigkeit und Leerstand negativ auf. Außerdem reiht sich dort quasi Dönerbude an Dönerbude – auch das kritisierten die Befragten. Sie wünschen sich ein diverses Angebot in der Johannisstraße von Geschäften über Gastronomie bis hin zu Freizeitaktivitäten. Insbesondere scheinen Angebote, die die Johannisstraße in der Vergangenheit verlassen haben, vermisst zu werden. Eine Drogerie (ehemals Ihr Platz) und ein Kino sowie Bekleidungsgeschäfte wünsche man sich dort. Aber auch die hohe Kriminalität und das damit einhergehende Unsicherheitsgefühl bemängeln die Befragten. Zuletzt hatte die Polizei gegenüber unserer Redaktion bestätigt, dass die Präsenz vor Ort verstärkt wird und regelmäßig Kontrollen durchgeführt werden. Positive Attribute für die Johannisstraße lassen sich bei all der Kritik aber dennoch finden: Sie sei lebendig, ungewöhnlich und weltoffen.
Edeka und Dönerbude Anlaufpunkte Nr. 1
Derzeit treibt es die meisten Osnabrückerinnen und Osnabrücker nur für den Bus oder einen gezielten Einkauf im Edeka oder beim Dönermann in die Johannisstraße. Flanieren – Fehlanzeige. Aber es soll sich etwas tun: „Ziel war es, mit der Umfrage konkrete Maßnahmen für die Johannisstraße abzuleiten“, so die Quartiersmanagerin. So wolle sie die Vielfalt vor Ort fördern. Konkret meine Veltmaat damit, soziale Einrichtungen sichtbarer zu machen und Betreiber für eine buntere Geschäftsstruktur zu sensibilisieren. Denn verbieten könne sie Dönerläden nicht. Außerdem will Veltmaat das Gemeinschaftsgefühl unter den Gewerbetreibenden stärken und mit Bepflanzung und Möbel mehr Begegnungsorte ohne Verpflichtungen schaffen.
Auch Johannishöfe sollen Kehrtwende bringen
Viele der Befragten sind sich sicher, dass sich mit den Johannishöfen, die planmäßig bis 2026 fertig sein sollen, das Image und die Situation in Osnabrücks Problemstraße ändern wird. Da ist sich auch Stadtmarketing-Chef Alexander Illenseer sicher. Mit den Johannishöfe werde Osnabrück einen „erheblichen Wandel erleben“. „Vor allem Wohnen und Leben wird hier in der Johannisstraße dann eine Rolle spielen“, so Illenseer. Ebenso würden sich die Geschäftsstrukturen und auch das Wohnklientel verändern. „Ich glaube, in einigen Jahren werden wir diese Straße nicht wiedererkennen.“ Doch bis dahin gelte es, die „Zeit gut zu überbrücken“ und Investoren ein Zeichen zu geben, dass sich in Osnabrück etwas tut.
Und laut dem Stadtmarketing-Chef habe sich bereits einiges in den vergangenen Monaten verändert – etwa mit dem neuen Straßenbelag, dem Straßenfest, neuer Begrünung und in diesem Jahr erstmals seit Jahren wieder einer Weihnachtsbeleuchtung. „Es ist wichtig, dass die Johannisstraße merkt, dass sie Teil der Innenstadt ist“, so Illenseer.
Alle Ergebnisse zum Nachlesen gibt es hier.