Sophia Haneke (SOLWODI), Kira Schröder (SOLWODI), Frank-Thomas Hett (Staatssekretär) Martina Niermann (SOLWODI) und Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (v.l.n.r.) tauschten sich über die Situation der Flüchtlinge aus. / Foto: Brockfeld
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und der niedersächsische Staatssekretär Frank-Thomas Hett besuchten am Montagnachmittag (28. März) die Frauen-Fachberatungsstelle SOLWODI in Osnabrück. Sie sprachen vor allem über den Schutz geflüchteter Ukrainerinnen.
Millionen Menschen sind vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet, die meisten sind Frauen und Kinder. Leider laufen sie Gefahr, Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution zu werden. Die Frauen-Fachberatungsstelle SOLWODI setzt sich für die Rechte von ausländischen Frauen in Deutschland ein, die Not und Gewalt erfahren haben. Seien es Opfer von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Prostitution, Zwangsheirat oder sonstiger Gewalt. Am 28. März besuchten Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und der niedersächsische Staatssekretär Frank-Thomas Hett die Beratungsstelle, um sich über die Situation der neuangekommenen Ukrainerinnen zu informieren.
Viele Fälle bleiben unerkannt
„Bisher gab es einen Fall in Osnabrück“, erzählt Martina Niermann, Leiterin der SOLWODI Beratungsstelle in Osnabrück. „Zwei junge Frauen aus der Ukraine wurden angesprochen und man versprach ihnen Arbeit und Unterkunft in Hannover. Die Frauen ließen sich tatsächlich darauf ein, wurden aber zum Glück zurückgebracht.“ Viele Fälle würden erst sehr spät oder gar nicht angezeigt. Oft trauten sich die Betroffenen nicht zur Polizei, da sie oder ihre Angehörige bedroht werden.
Ausnutzung von Not
Die Menschenhändler setzen oft auf die sogenannte „Loverboy Methode“, bei der sich ein meist junger Mann das Vertrauen des Opfers erschleicht und es nach und nach von sich abhängig macht. Außerdem kommt es immer wieder vor, dass Frauen von anderen Frauen angesprochen werden. „Die Ukrainerinnen, die momentan in Osnabrück ankommen, sind in einer sehr schwierigen Situation und haben ihre gesamte Existenz verloren. Das macht sie anfällig für Menschen, die scheinbar helfen wollen und ihnen zum Beispiel eine Unterkunft anbieten. Die Menschenhändler sind gut geschult und machen sowas ständig. Sie schaffen es immer wieder, sich die schwächsten herauszusuchen. Die Frauen, die nicht das Selbstbewusstsein haben, nein zu sagen“, erzählt Martina Niermann.
Schutzzonen am Bahnhof
Staatssekretär Frank-Thomas Hett griff einen Vorschlag der Gewerkschaft der Polizei auf: „Die Bundespolizei sollte an den Bahnhöfen Schutzzonen einrichten. Hier könnte man den Flüchtlingen seriös weiterhelfen und sie warnen, auf gar keinen Fall ihre Pässe oder Telefone abzugeben und allgemein vorsichtig zu sein. Außerdem würde die Präsenz von Polizeikräften mögliche Straftäter abschrecken.“
SOLWODI braucht mehr Geld
SOLWODI bieten betroffenen Frauen psychosoziale Betreuung, organisiert medizinische oder juristische Unterstützung, hilft bei der Wohnungs- und Arbeitssuche oder vermittelt Deutschkurse und berufsqualifizierende Maßnahmen. Die Beratungsstelle leistet unglaublich wichtige Arbeit, trotzdem muss sie um ihre Finanzierung kämpfen. „Wir würden uns gerne mehr um die betroffenen Frauen kümmern, aber wir brauchen mehr Geld. Arbeit haben wir leider genug, aber es fehlt am Geld. Wir bekommen zwar Unterstützung vom Land Niedersachsen und der Stadt Osnabrück, sind aber trotzdem zu etwa 40% von Spenden abhängig. Wir können uns gerade so über Wasser halten“, klagt Martina Niermann. Staatssekretär Hett versprach, sich bei der Landesregierung in Hannover für eine bessere Finanzierung einzusetzen.